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Zum Auftakt alles abverlangt

Der FC Südtirol startet mit einem Ausgleich gegen Spezia in die neue Saison. Mentalität und Einsatzfreude waren - wie schon in der letzten Saison - der Schlüssel zur erfolgreichen Aufholjagd.
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Foto: Ufficio Stampa FCS - Foto Bordoni

Zum Saisonauftakt kam der Serie-A-Absteiger Spezia ins Bozner Drususstadion. Für den FC Südtirol zu Beginn also gleich eine große Herausforderung, gelten die Gäste doch für viele als Favorit auf den Wiederaufstieg. Die Mannschaft von FCS-Trainer Bisoli formierte sich im traditionellen 4-4-2 mit einer rundum erneuerten Abwehrreihe bestehend aus Giorgini (rechts), Masiello, Cuomo und Simone Davi (links). Ghiringhelli gab den rechten Flügelspieler, im Zentrum begannen FCS-Kapitän Tait und der junge Kofler, links wechselte sich Rover mit Casiraghi ab (der jeweils andere bildete die zweite Spitze neben Toptorjäger Odogwu).

Die Gäste formierten sich im 4-3-3, das sehr fluide interpretiert wurde. Das bedeutet, dass es vor allem aus dem zentralen Mittelfeld (Esposito, Bandinelli und Zurkovski) viele Bewegungen gab. Immer wieder wich einer der Drei auf den Flügel aus (er kippte heraus) oder schob früh in der Aufbauphase hoch oder aber besetzte den Zehnerraum.

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Spezias Mittelfeld bewegte sich sehr viel und besetzte immer wieder wichtige Zonen. Hier rückte Zurkovski (rot eingekreist) in den Zehnerraum auf.

Südtirol verteidigte gewohnt abwartend, streute aber auch einige höhere Pressingphasen ein, und wollte so den Spielfluss der Gäste stören. Das gelang allerdings nur vereinzelt, weil das (höhere) Pressing nicht gut abgestimmt war und Spezia diese Schwäche sehr gut erkannte und so bespielen konnte. Meistens war es Esposito, der sich vor der eigenen Abwehrreihe anspielbar machte, während seine beiden Nebenmänner, Zurkovski und Bandinelli, weit aufrückten. Dadurch wurden Tait und Kofler praktisch festgepinnt und der Abstand der Mittelfeldkette zu den beiden Angreifern des FCS wurde zu groß - effektives Pressing war somit nicht mehr möglich.

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Bandinelli (rot eingekreist) rückt weit auf und sorgt dafür, dass das zentrale Mittelfeld Südtirols nicht am Pressing teilnehmen kann. Die Abstände zwischen dem FCS-Mittelfeld und den beiden Stürmern sind zu groß.

Die fluiden Bewegungen des Spezia-Mittelfelds hatte andererseits auch zur Folge, dass die Gäste gegen Konter mitunter nicht ausreichend abgesichert waren. Die beiden Achter rückten - wie gesagt - sehr weit auf, kam es in diesen Situationen dann zu einem Ballverlust, wurde es sehr oft gefährlich. Casiraghi konnte in diesen Situationen mehrmals das Spiel beschleunigen und Odogwu oder Rover einsetzen: So enstand auch der Elfmeter, der zum zwischenzeitlichen 1:1-Ausgleich führte (Casiraghi verwandelte seinen ersten Elfmeter).

 

Umstellungen auf beiden Seiten

 

In der zweiten Halbzeit wechselten beide Mannschaften etwas durch: Merkaj und Broh kamen für Giorgini und Kofler, der FCS formierte sich nun häufiger im 4-2-3-1, Merkaj spielte hinter Odogwu, Broh rückte ins zentrale Mittelfeld neben Tait. Beide Wechsel brachten sofort neue Impulse, Broh war sichtlich bemüht, das Spiel anzutreiben, Merkaj stürzte sich in jeden Zweikampf und holte folgerichtig auch den zweiten Elfmeter für die Südtiroler heraus. Spezia ging allerdings wieder in Führung und versuchte das Ergebnis über die Zeit zu retten. Ekdal kam bei den Gästen für Cipot, der erfahrene Sechser sollte nun die Position vor der eigenen Abwehr halten und gegen Konter absichern.

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Ekdal (rot eingekreist) kam zu Beginn der zweiten Halbzeit ins Spiel. Er sicherte die Zone vor der eigenen Abwehr ab.

Bisoli versuchte noch einmal alles, nutzte sein Wechselkontingent aus, aber zu strukturierten Angriffen kam es nur noch selten - beide Mannschaften waren sichtlich erschöpft, die Kräfte schwanden. In der Nachspielzeit konnte schließlich doch noch Raphael Odogwu den Ball über die Torlinie wuchten, Südtirol bewies einmal mehr Mentalität und holte sich zum Saisonauftakt verdient - wenn auch etwas glücklich - einen Punkt.