Politics | Polemik

"Paul Rösch ist eine Geisel"

Harte Vorwürfe gegen Merans Bürgermeister. Paul Rösch ist eine Geisel seiner Koalitionspartner, wirft ihm Ex-Vize-Bürgermeister Giorgio Balzarini vor.

Eines scheint sicher: Mit der Verhinderung einer Beteiligung der Lista Civica an der Meraner Regierungsmehrheit hat die Volkspartei Merans Bürgerlisten-Bürgermeister einen Stein mehr in den Weg gelegt. Oder besser gesagt, einen scharfen Kritiker mehr beschert. Denn als Teil der Opposition erweist sich die Liste des vormaligen Vize-Bürgermeisters Giorgio Balzarini als weit weniger kooperativ als in den Jahren zuvor. Aus dem Wunschpartner von Paul Rösch nach den Meraner Wahlen ist einer seiner härtesten Gegenspieler geworden - der nicht nur in der heiklen Causa Etschwerke-Fusion opponiert, sondern dem Bürgermeister auch darüber hinaus mehr als genau auf die Finger schaut.

Das zeigt sich einmal mehr in der Sonntags-Ausgabe der Tageszeitung Alto Adige, in der Balzarini hartes Geschütz auffährt: „Rösch? È diventato ostaggio dei partiti“, so der Titel, unter dem  Merans Bürgermeister vor allem als Geisel seines Regierungspartners SVP dargestellt wird. Ob Erhöhung des Thermenhotels, zweites Los des Küchelbergtunnels oder Kavernengarage: „Paul Rösch führt die Befehle der Volkspartei aus“, wirft ihm Balzarini vor. Offenbar habe er es darauf angelegt, die Grünen zu zerstören, meint der ehemalige Meraner Vize-Bürgermeister. Denn in seinen ersten 100 Tagen als Bürgermeister habe Rösch vor allem deren Wahlversprechen gebrochen. Kurt Duscheks Austritt aus der Grünen Fraktion in Meran ist für den Lista-Civica-Gemeinderat nur ein Beleg dafür.

Ja, ich bin enttäuscht, sagt Blazarini. „Ich habe auf einen mutigen Bürgermeister gehofft, auf jemanden, der große Würfe macht“. Statt dessen drohe der Stadt nun für die kommenden fünf Jahre eine Blockade. Als weitere Belege für solche Unterstellungen nennt Giorgio Balzarini eine mangelnde Transparenz des Bürgermeisters bei der Besetzung von Posten und Vergabe von Aufträgen: „Vogliamo parlare dell'assessore esterno figlia di uno dei suoi migliori amici? Vogliamo parlare dell'incarico che sarà pagato con quattrini pubblici all'uomo che ha curato la sua campagna elettorale“, zitiert ihn der Alto Adige. Auch die Causa des Magazins, das in Rösch' Zeit als Touriseums-Direktor vom Vater seiner Lebensgefährtin angemietet wurde, sei bis heute nicht geklärt,. sagt Balzarini. Gleichzeitig habe der Bürgermeister Vorwürfe gegenüber der Baukommission in den Raum gestellt,  wonach Projekte nur genehmigt werden, wenn sie „sponsorizzati“ sind. „Als Bürgermeister eigene Institutionen so herabzuwürdigen, ohne konkrete Beweise vorzulegen, ist schwerwiegend“, kritisiert Balzarini.

Würde er all das auch ankreiden, wenn Meran, wie anfangs geplant, eine Kandidatin der Lista Civica als Vize-Bürgermeisterin hätte? Sichere Antworten darauf kann es keine geben. Offensichtlich ist, dass die SVP nun ohne den kleinen Finger zu rühren zusehen kann, wie am Heldenstatus des Bürgerlisten-Bürgermeisters gekratzt wird.

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Josef Ruffa Sun, 09/20/2015 - 19:53

Herr Balzarini, sie haben wohl vergessen, dass sie vor der Stichwahl siegessicher mit Herr Gruber einen Pakt geschlossen haben, il patto non è diventato realtà, Pinocchio lässt grüssen!

Sun, 09/20/2015 - 19:53 Permalink