Uffizi in Passeier
Die lange vergessene Geschichte ist nach einer ersten Schau im Fotoforum in Bozen nun auch Thema der neuen Sonderausstellung in den Kellerräumen des Sandhofs im MuseumPasseier. Eröffnet wird sie am 22. September 2018, geöffnet bleibt sie bis 31. Oktober 2019.
Raub oder Rettung?
In Italien stehen sich ab 1943 nicht nur alliierte und deutsche Militärs gegenüber, sondern auch deren Kunstschutz-Teams. Beide verfolgen identische Ziele: Italiens Kulturgüter vor feindlichen und den eigenen Soldaten zu schützen – und Fehlschüsse der Gegner kräftig zu bewerben.
Die skurrile Geschichte, die über Jahrzehnte in den Archiven auf Interessenten wartete, gelangte erst vor wenigen Jahren ans Tageslicht. „Ich fand in Meran, bei einem ehemaligen Partisan, ein Dokument, in welchem ihm vom Ministerium für seine Bereitschaft gedankt wird, Informationen zur Auffindung der Bilder geliefert zu haben.“ erinnert sich der Kunsthändler Stefano Consolati: „Ab diesem Moment wurde ich neugierig. Ich suchte nach weiteren Informationen, recherchierte im Internet, besuchte amerikanische Archive und wurde dann auch fündig.“
Mittlerweile belegen Filme, Dokumente und Fotos den historisch, wie kunsthistorisch brisanten Fall. Zudem stellte sich heraus, dass die Filmaufnahmen in St. Leonhard gemacht wurden. Sie zeigen wie amerikanische Soldaten ins hintere Passeiertal eilen, um beim alten Gericht die wertvollen Bilder zu bergen. Diese waren von August 1944 bis Mai 1945 von den Nationalsozialisten – unter dem Vorwand des sogenannten Kunstschutzes – versteckt oder zwischengelagert worden.
Es handelte sich um Gemälde und Skulpturen aus den Uffizien und anderen Florentiner Museen, darunter Werke von Michelangelo, Raffael, Tizian, Botticelli, Donatello, Caravaggio, Tintoretto, Rubens, Dürer oder Rembrandt. Neben dem Passeiertal wurden Bilder, vor allem Skulpturen, in den Ansitz Neumelans, nach Sand in Taufers verfrachtet. Sogar die bekannte Arbeit Adam und Eva von Lukas Cranach lagerte in Südtirol. Das Land war, wenn auch nur für kurze Zeit, ein letzter Zufluchtsort für wertvolle Kunst.
Die Ausstellung für das MuseumPasseier wurde federführend von Judith Schwarz umgesetzt und verstrickt lokale Geschichte mit den wichtigen Ereignissen – und Kunstwerken – der Weltgeschichte. Sie arbeitet mit verborgenen Inhalten, die für die Besucher Neugierde erwecken und das Rätselhafte dieser Geschichte unterstreichen.