Society | Second Hand

Endstation Brenner für Abdul

Die österreichische Tageszeitung Die Presse widmet zwei Seiten ihrer Ausgabe vom 19. Oktober Flüchtlingen, die am Brenner an ihre ganz persönliche Unrechtsgrenze stoßen.

Lange hat es keine offizielle Zahl gegeben, nun ist sie da: 5780 illegal eingereiste Personen sind in diesem Jahr in Tirol aufgegriffen und über die Grenze nach Italien zurück geschickt worden. Vor allem in den Eurocity-Zügen nach München hat die österreichische Polizei in den vergangenen Monaten verstärkt kontrolliert - kaum eine Woche verging diesen Sommer ohne Meldung über aufgegriffene und "retournierte" "Illegale". Seit einer Woche läuft in 25 EU-Ländern die Aktion "Mos Maiorum". Eine Kampfansage gegen illegale Immigranten.

"Illegal sind ist der Aufenthaltsstatus der Menschen, nicht die Menschen selbst", stellt Harald Baumgartner, Leiter der Fremdenpolizei Tirol im Gespräch mit der Sonntagszeitung Zett am 5. Oktober klar. Auch Abdul ist ein solcher "Illegaler". Er ist mit Frau und fünf Kindern aus seiner Heimat Syrien geflohen. Eine wahre Odyssee haben sie hinter sich, bis sie schließlich in Rom in den Zug steigen. Sechs Länder hat die Familie in wenigen Monaten betreten, ihr Ziel: Deutschland. Doch ohne gültige Papiere ist ihnen die Aus- beziehungsweise Weiterreise aus Italien verboten. Und diese liegen am Grund des Mittelmeeres. Die Reisepässe der Familie sind nämlich bei ihren Überfahrt von Libyen nach Europa von dem Schlepper über Bord geworfen worden, zusammen mit dem wenigen Geld, das sie bei sich hatten.

Jürgen Streihammer hat die Familie begleitet. Von ihrem Aufgriff am Innsbrucker Hauptbahnhof zur Anhaltestelle Plon bei Steinach und schließlich zurück über den Brenner. Er berichtet in der österreichischen Tageszeitung Die Presse vom 19. Oktober darüber.

"Europa, meint Abdul, das sei doch 'Freiheit und Sicherheit'. So hat man ihm das erzählt. Er sagt das nicht anklagend, aber bitter enttäuscht. Er wusste nicht, dass sich Grenzen durch diese Kontinente ziehen. (...) In Italien wird seine Reise jedenfalls nicht enden. Die Polizei wird ihm dort einen Zettel in die Hand drücken, mit der Anordnung, sich am nächsten Tag zu melden. Er wird das nicht zun. Und dann fängt wieder alles von vorne an."

Die Reportage über "Die verlorenen Kriegsopfer vom Brennerpass" lesen Sie hier.

Auch Iris Bonavida berichtet in der Ausgabe von Die Presse vom 19. Oktober über das Durchzugsgebiet Südtirol und die Flüchtlinge am "Abstellgleis des italienischen Asylwesens". Und kommt zum Schluss: "Der Brenner ist kein Ort, an dem man bleibt." Hier der entsprechende Beitrag.

ACHTUNG!
Meinungsvielfalt in Gefahr!

Wenn wir die Anforderungen der Medienförderung akzeptieren würden, könntest du die Kommentare ohne
Registrierung nicht sehen.

Erfahre warum