Culture | Salto Afternoon

Die rote Rosa

Magdalena Schwellensattl hat für das Meraner Theater in der Altstadt ein Stück über Rosa Luxemburg erdacht und erstellt. Ein Gespräch über eine wichtige Politikerin.
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Foto: Theater in der Altstadt

salto.bz: Rosa Luxemburg wurde vor 150 Jahren geboren. Was kann sie uns heute – als Bühnenfigur im Theater – noch sagen?

Magdalena Schwellensattl: Sehr vieles. Das wichtigste, dass wir nicht müde werden dürfen für eine gerechtere Welt zu kämpfen, in der es gleiche Chancen für alle gibt. 
Gerade in unserer Zeit, wo es wieder so viel Hass und Hetze gibt, erinnert sie daran, dass dies menschenunwürdig ist und dass Freiheit immer auch die Freiheit der Andersdenkenden ist.

 

Wie hat sich Rosa Luxemburg in der damals durchwegs politischen Männerwelt behaupten können? Wie prägend war für sie ihre körperliche Beeinträchtigung? Sie lassen ja ihr Stück damit beginnen…

Stimmt. Rosa Luxemburg war durch ein Hüftleiden als 5jährige ein ganzes Jahr eingegipst ans Bett gefesselt. Sie hat zeitlebens leicht gehinkt und war nur 1,46 groß gewachsen. Bereits im Vorschulalter hat sie zu Hause lesen und schreiben gelernt und neben Polnisch und Jiddisch, wurde sie in Deutsch, Französisch und Russisch unterrichtet. Sie war unglaublich gebildet und belesen und den allermeisten intellektuell überlegen. Politisch hat sie sich durch Mut und einen unfassbar analytischen Sachverstand behauptet. Ihre politische Rhetorik war zwingend, ihre Eloquenz gefürchtet, ihr Kampf für die sozial Schwachen bedingungslos konsequent.
Sie ging erhobenen Hauptes durchs Leben und predigte allen, "tapfer, klar, lächelnd zu sein, und Mensch zu bleiben, trotz alledem". 


Der Blick auf Rosa Luxemburg und ihre Politik ist ja gerne einer von Männerseite beschriebener... Erst der vielfach ausgezeichnete Spielfilm von Margarethe von Trotta aus den 1980er Jahren hat die Ikone neu erzählt. Hatte dieser Film Einfluss auf das Bühnenstück?

Der Film war nur ein kleiner Teil meiner umfassenden Recherche und hat insofern nicht mehr und nicht weniger Einfluss auf mein Stück genommen, als beispielsweise die Biographien von Dath und Piper, die "Graphic Novel" über sie, oder Gespräche mit Historikerinnen. Der Film hat mich aber in dem Vorhaben bestärkt, Rosas Lebensgeschichte aus rein weiblicher Sicht zu erzählen. In meinem Stück begegnet sie ausschließlich Frauen, die - historisch belegt -  ihren Lebensweg maßgeblich beeinflusst haben: die Mutter, die Sozialistin Olympia Lübeck oder auch die Frauenrechtlerin Clara Zetkin, um nur einige zu nennen.

„Dem Karl Liebknecht, dem haben wir's geschworen, / Der Rosa Luxemburg reichen wir die Hand“ heißt es im Lied: Auf, auf zum Kampf. Welche „Nebenrolle“ spielt Karl Liebknecht in Ihrem Stück?

Über Karl Liebknecht wird in meinem Stück nur gesprochen. Wir erfahren etwas über ihn, durch Sophie Liebknecht, seine Frau, die auch eine enge Freundin von Rosa Luxemburg war. Natürlich erzählt das Stück auch von seinem Tod. Liebknecht wurde gemeinsam mit Rosa - in der Nacht des 15. Januar 1919 verhaftet und ermordet.

 

Wie lange haben Sie am Stück gearbeitet? Die Erstellung der Textfassung entstand ja auch in Ihren Händen...

Ich habe im November 2020 mit der Recherche begonnen und im Oktober 2021 das Stück zur Uraufführung gebracht - also alles in allem ein knappes Jahr.

Der Satz „Ich war, ich bin, ich werde sein!“ steht am Theaterplakat, war der letzte Satz des letzten Luxemburgs-Artikels 1919 und er ist auch Schlusszitat in ihrem Stück. Ist dem nichts mehr hinzuzufügen?

Dieses Zitat hat mir beim Schreiben des Stücks auch zur Ordnung verholfen, wenn man so will. Es unterteilt die Lebensgeschichte in drei Bilder:
"Ich war" erzählt von ihrer Kindheit und Jugend bis zur Flucht nach Zürich
"Ich bin" erzählt von ihren Schweizer Jahren, dem Umzug nach Berlin, ihrer langen Zeit im Gefängnis bis zu Ihrer Ermordung
"Ich werde sein" zeugt von der Aktualität ihrer Reden und von der Brisanz der Inhalte bis in unsere Zeit und - ich bin mir sicher - weit darüber hinaus.

 

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Karl Trojer Thu, 10/21/2021 - 09:48

Ich wünschte mir, dass Frauen unsere Zukunft politisch sehr viel stärker als bisher mitgestalten können / wollen ! Chancengleichheit auf allen Ebenen erachte ich als eine wesentliche Voraussetzung für eine zukunftsfähige, lebenswerte Welt. Der Frau Schwellensattl vielen Dank für Ihr Engagement !

Thu, 10/21/2021 - 09:48 Permalink