Economy | Arbeitsmarkt

Wetter wechselhaft, Stimmung gut

Die Ergebnisse des AFI-Barometers lassen Gutes hoffen: Die Wirtschaft in Südtirol und Italien wächst; die Stimmung ist optimistisch. Es gilt einige Wolken zu vertreiben.
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Foto: (c) unsplash

Am Mittwoch wurde das neue AFI-Barometer – das Stimmungsbild auf dem Südtiroler Arbeitsmarkt – für Herbst 2021 präsentiert. Der Ausblick? Rosig. Auch wenn hohe Energie- und Rohstoffpreise, Lieferengpässe und eine steigende Langzeitarbeitslosigkeit die Stimmung etwas trüben. Vor allem im Bezug auf die Langzeitarbeitslosigkeit wollen Arbeitslandesrat Philipp Achammer und der Generalsekretär der Gewerkschaft SGB-CISL Dieter Mayr, die gemeinsam mit dem Leiter des Arbeitsforschungsinstituts Stefan Perini an der Pressekonferenz teilnehmen, konkrete Schritte setzen.

 

Auf gutem Wege

 

Südtirols Wirtschaft wird zwar auch in diesem Jahr das Vorkrisenniveau von 2019 nicht erreichen, ist aber auf gutem Weg dorthin. Dies das Fazit des AFI-Barometers, das Stefan Perini am Mittwoch präsentierte. Schätzungen zufolge wird die Südtiroler Wirtschaft 2021 ein BIP-Wachstum von +5,7 Prozent erzielen. Damit wird das Niveau von 2019 zwar nicht erreicht – wobei der dritte Lockdown am Beginn des Jahres und die gänzlich ausgefallene touristische Wintersaison hier ausschlaggebend sind – aber eine Wirtschaftsleistung von rund 90 Prozent im Vergleich zu 2019 angepeilt.

 

Was die Beschäftigung betrifft, so liegt die Zahl der lohnabhängigen Beschäftigten -0,3 Prozent unter dem Vorjahresniveau (2020) und -3,3 Prozent unter dem Niveau von 2019. Die Erwerbstätigenquote beläuft sich auf 71,3 Prozent – also gute zwei Prozent unter Vorkrisenniveau. Die Arbeitslosenrate bleibt mit 3,5 Prozent niedrig und dürfte sich auf dem heutigen Niveau einpendeln. Das Risiko, den eigenen Arbeitsplatz zu verlieren bleibt auch nach Aufhebung des Covid-bedingten Kündigungsstopps gering. 

Wer die genauen Daten des AFI-Barometers einsehen möchte, kann dies hier tun.

 

Positive Stimmungslage

 

Die recht positiven Zahlen drücken sich auch in der Stimmung der Arbeitnehmer*innen aus und kurbeln so das Wirtschaftswachstum weiter an: 45 Prozent der interviewten Arbeitnehmer*innen zeigen sich im Bezug auf die wirtschaftliche Situation in Südtirol optimistisch. Nur 18 Prozent erklären, den kommenden 12 Monaten mit negativen Gefühlen entgegenzublicken. 

 

Weltweiter Aufschwung

 

Die Situation der Südtiroler Wirtschaft in diesem Herbst fügt sich in einen weltweiten Erholungskurs. Dabei zieht vor allem die italienische Wirtschaft kräftig an: Haushaltsdefizit und Staatsverschuldung bleiben unter den Prognosewerten und das Bruttoinlandsprodukt (PIL) schreibt im ersten Halbjahr 2021 ein Plus von 4,7 Prozent. Bis zum Ende des Jahres soll laut IMK Report sogar ein Wachstum von 6,9 Prozent erreicht werden. Zudem kommt, dass das Vertrauen der italienischen Unternehmen und Konsumenten, Rekordwerte erreichen: Nie in den letzten zehn Jahren hatten italienische Unternehmen so großes Vertrauen in die wirtschaftliche Zukunft des Landes wie jetzt und auch das Vertrauen der Konsumenten erreicht Höchstwerte.

 

Nicht alles ist rosig

 

Der dadurch entstehende Kauf- und Investitionsdrang hat aber auch Schattenseiten: Vor allem bei Rohstoffen zeichnen sich Engpässe ab und werden Preise in die Höhe getrieben. Der Wirtschaftsaufschwung ist zwar nur Teil der Rechnung, trägt jedoch zu den steigenden Preisen bei. Auch der Energiesektor weist inflationäre Preisniveaus auf; ein weltweiter Trend, der sich auch auf Südtirol niederschlägt – laut Perini in den nächsten Monaten jedoch abschwächen sollte.

Eine andere Situation, die sich abzeichnet und vom AFI-Barometer erfasst wurde, ist die Langzeitarbeitslosigkeit in Südtirol. Während sich das Beschäftigungsniveau in etwa im Vorkrisenbereich bewegt, ist die Langzeitarbeitslosigkeit in den letzten Jahren stetig angestiegen. So gehen im Moment rund 40 Prozent aller Arbeitslosen seit mehr als einem Jahr keiner Beschäftigung mehr nach.

 

"The Place to Work"

 

Die Langzeitarbeitslosigkeit, gegen die – wie Achammer und Mayr betonen – mit konkreten Maßnahmen angesteuert werden muss und die vor allem Frauen und Personen unter 25 Jahren betrifft, steht in starkem Kontrast zum Fachkräftemangel auf dem Südtiroler Arbeitsmarkt.

Laut Achammer, könnte es aufgrund des Fachkräftemangels kurz-, mittel- und langfristig zu einem Produktionsabbau und dem Ausfall von essenziellen Diensten kommen. Um dies zu vermeiden, müsse Südtirol in den “place to work” im Alpenraum verwandelt werden. Hier nennt Achammer die Vereinbarkeit von Familie und Beruf, aber auch die Förderung bestimmter Ausbildungsverläufe. Zudem müssen Arbeitszeiten und -orte flexibler gestaltet werden und interessante Arbeitsangebote für junge Leute geschaffen werden. Mayr nennt vor allem die Notwendigkeit höherer Löhne, um die Attraktivität Südtirols als Arbeitsplatz für gut ausgebildete Fachkräfte zu steigern.