Einwanderer erwirtschaften mehr als sie kosten
Eine Woche nach der Vorstellung des aktuellen Jahrbuchs zur Einwanderung bringt die nationale Gewerkschaftsorganisation UIL in einem Dossier zur Migration weitere und teils beunruhigende Daten zum Thema. Diese betreffen vor allem die Situation auf dem Arbeitsmarkt, auf dem MigrantInnen noch weit stärker von der Krise betroffen sind als italienische StaatsbürgerInnen. Wie aktuelle Zahlen des Arbeitsministeriums zeigen, hat sich die Zahl von Zuwanderern ohne Arbeitsplatz innerhalb der vergangenen drei Jahre verdoppelt. Somit haben von 4,1 Millionen nicht-italienischer BürgerInnen 2,35 einen Arbeitsplatz, mehr als 500.000 suchen einen Job und weitere 1,2 Millionen Euro sind nicht aktiv. Darunter fallen auch Jugendliche, die durch Familienzusammenführung nach Italien gekommen sind und vor allem Flüchtlinge. Da letztere in Zukunft vermehrt auf Arbeitssuche gehen werden, könnte die in den vergangenen Jahren stark gewachsene Arbeitslosenrate unter MigrantInnen noch weiter steigen, wird in der Abteilung für Migration des Arbeitsministeriums befürchtet. Im zweiten Trimester 2013 lag die Arbeitslosenrate von MigrantInnen bereits bei 17,9 Prozent; gegenüber dem nationalen Durchschnitt bei italienischen StaatsbürgerInnen von 11,3 Prozent.
Nichtsdestotrotz liegt die Beschäftigungsrate von Zuwanderern mit 58,1 Prozent weiterhin über jener der Italiener (55,4 Prozent); auch wenn sich der Abstand in den vergangenen Jahren stetig verringert hat. Von insgesamt 511.000 Arbeitslosen, die im zweitem Trimester auf Arbeitssuche waren, kommen 30 Prozent aus EU-Staaten, der Rest von außerhalb der Union. Angesichts dieser Daten raten die Experten im Arbeitsministerium keine zusätzlichen Arbeitskräfte mehr über die so genannten „decreto flussi“ ins Land zu holen. Dies würde nur zu einem „Krieg unter der Armen“ führen, heißt es in dem Dossier. Vorerst gelte es die bestehenden Arbeitslosen wieder in den Arbeitsmarkt zu integrieren.
Weiterhin im Anstieg begriffen waren im Vorjahr die Betriebsgründungen von ausländischen MitbürgerInnen. Ihre Betriebe stellten 2012 bereits fast acht Prozent aller italienischen Unternehmen und erwirtschafteten einen geschätzten Mehrwert von sieben Milliarden Euro. Allerdings könnte dieses Potential durch eine gezieltere Unterstützung noch weit besser ausgeschöpft werden, wird im Dossier „Dalle discriminazioni ai diritti“ von Forschungszentrum Idos und der Nationalen Antidiskriminierungsstelle Unar betont. Denn viele der Unternehmen seien in innovativen Sektoren oder im Import/Export tätig, von dem sowohl die Herkunftsländer als auch Italien selbst noch stärker profitieren könnten.
Der Vorwurf, dass MigrantInnen dem Staat auf der Tasche liegen würden, wird im Dossier von Idos und Unar einmal mehr anhand von Daten widerlegt: So wurden 2011 durch Sozialabgaben und Steuern von Zuwanderern 13,3 Milliarden Euro eingenommen, während die Ausgaben bei 11,9 Milliarden Euro lagen. Kurzum: Ein positive Differenz von 1,4 Milliarden Euro, die einem Staat wie Italien nur allzu willkommen sein muss.