Economy | Testoffensive

Schlaue Kaufleute

Der hds-Direktor ersucht die Mitarbeiter, die positiv getestet werden, sich nicht krankschreiben zu lassen. So können sie in Quarantäne in Telearbeiten weiterarbeiten.
hds
Foto: hds
Auf der einen Seite steht eine noch nie dagewesene Politshow, die mit überhöhten patriotischen Tönen an das kollektive Gewissen appelliert und einen „gemeinsamen Weg in die Freiheit“ (Landesrat Thomas Widmann in Pro&Contra auf RAI Südtirol) verspricht.
Auf der anderen Seite gibt es die absolut verständlichen und berechtigten Bedürfnisse der Arbeitgeber ihre Unternehmen und ihren Laden mit möglichst geringen finanziellen und wirtschaftlichen Verlusten durch diese Krise zu steuern.
Dass der Spagat zwischen diesen beiden Welten nicht einfach ist, wird in der aktuellen Südtiroler Testosteron-Phase mehr als augenscheinlich. Denn neben den lauten Solidaritäts- und Testaufrufen in der Öffentlichkeit, entwickeln viele im Stillen eine gewisse Kreativität mit der man gesetzliche Bestimmungen umgehen will.
So etwa im Handels- und Dienstleistungsverband (hds). Hds-Direktor Bernhard Hilpold hat in den vergangenen Tagen ein Rundschreiben an die Mitarbeiter verschickt.
Im Schreiben heißt es:
 
„Liebe Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter
 
wir befinden uns in einem pandemischen Notstand und als Verband befürworten wir das Testscreening für die Südtiroler Bevölkerung. Je mehr Personen getestet werden, umso schneller bekommen wir die Situation in den Griff. Deshalb bitten wir euch, euch testen zu lassen, zum Wohle der Allgemeinheit, der Arbeitskollegen und unserer Mitglieder und Kunden.
 
Der Test ist auf jeden Fall freiwillig und im Gegensatz zu Informationen der vergangenen Tage, können auch nicht getestete Personen ab dem 23. November die Arbeit aufnehmen. Falls ihr positiv getestet werdet, aber asymptomatisch seid und in Quarantäne arbeiten könnt, bitten wir euch, euch nicht krankschreiben zu lassen, damit ihr in Telearbeit eurer Arbeit nachgehen könnt. Krankgeschriebene Personen dürfen nämlich nicht arbeiten.
 
Vielen Dank im Voraus für eure kostbare Unterstützung“
 
 
Die Bitte des hds-Direktors kann man durchaus als sinnvoll ansehen, denn für viele Arbeitnehmer dürfte eine zehntägige Quarantäne ohne Arbeit, die größere Qual sein. Dem Gesetz entspricht diese Regelung aber nicht.
Der Südtiroler Sanitätsbetrieb empfiehlt deshalb auch das Gegenteil. Positive sollen sich krankschreiben lassen.
Aber die Solidarität der Verbände scheint hier gewisse Grenzen zu haben.