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Prestigereiche Premiere

Das CONI tagt erstmals in Bozen. Es geht auch um die Olympia-Kandidatur und eine ungeliebte Reform. Und was sagt der hiesige CONI-Präsident zum neuen Sportlandesrat?
Olympische Ringe
Foto: Pixabay

Freud und Leid liegen im Sport oft nah beieinander. Während die US-Amerikanerin Mikaela Shiffrin am Sonntag in Cortina ihren 11. Saisonsieg im Ski-Weltcup feiern darf, stand ihre Teamkollegin Lindsey Vonn etwas abseits. Unter Tränen verkündet sie ihr fast sicheres Karriereaus. Seit Jahren kämpft Vonn mit Knieproblemen. “Die Schmerzen sind zu groß”, gesteht die 34-Jährige.
Bei strahlendem Sonnenschein sind die Weltcuprennen der Damen auf der Toffana-Piste in Cortina am Wochenende über die Bühne gegangen. Unter den Zuschauern auch Arno Kompatscher. “Eine perfekte Gelegenheit zum Austausch bezüglich gemeinsamer Anstrengungen für die Kandidatur der Olympischen Winterspiele 2026”, schreibt der Landeshauptmann am Abend auf Facebook.
Seit wenigen Tagen ist es fix: Sollte Italien den Zuschlag für die Austragung der Winterolympiade in sieben Jahren bekommen, werden die Biathlon-Wettbewerbe in Antholz ausgetragen. Am Samstag kam grünes Licht vom Internationalen Olympischen Komitee (IOC) aus Lausanne.

 

Alles bereit in Antholz

 

Vor knapp zwei Wochen wurde das Bewerbungsdossier der Städte Cortina und Mailand in Lausanne eingereicht. Elf Bewerbe an zehn Wettkampftagen sind für Antholz vorgesehen. Durchschnittlich 16.150 Personen werden pro Wettkampftag erwartet. In fünf Monaten fällt die Entscheidung: Italien oder Schweden bzw. Stockholm.

“In den kommenden Wochen und Monaten werden Kommissionen des IOC die möglichen Wettkampfstätten besichtigen, um am 24. Juni ihre Entscheidung zu treffen”, erklärt Heinz Gutweniger. Der Südtiroler CONI-Präsident ist überzeugt: Antholz ist mehr als gerüstet. Im Februar 2020 wird dort die Biathlon-WM ausgetragen “und bereits heute herrscht ein gewaltiger Ansturm”, der vorbildhaft bewältigt werde, sagt Gutweniger. Die rundum erneuerte Struktur sei ein sportliches Schmuckstück und ein “wahnsinniges Zugpferd”, schwärmt er. “Antholz könnte morgen schon die Olympischen Bewerbe austragen.” Der einzige organisatorische Aufwand beträfe die Einrichtung eines Kommunikations- und Medienzentrums. “Bei Olympischen Spielen werden bis zu 1.000 Journalisten erwartet”, so Gutweniger. “Aber sollte Italien den Zuschlag kriegen, wären sechs Jahre Zeit für die Organisation und Finanzierung.”

 

Die Logo-Frage

 

116.937 Euro stellt das Land Südtirol als Mitbewerber für die Olympia-Bewerbung zur Verfügung. “Wir wollen nachhaltige Spiele”, betont Landeshauptmann Kompatscher immer wieder.
“The most sustainable, inspirational, memorable Winter Games ever”, so das Versprechen im Bewerbungsdossier, sollen die Olympischen Spiele 2026 werden. Stattfinden sollen sie in der Dolomitenregion rund um Cortina, in der Stadt Mailand und in und um Bormio. Dass im Logo für die Bewerbung einzig der Mailänder Dom zu erkennen ist, hat bereits zu Verstimmungen geführt. Die Dolomiten sollten grafisch und im Schriftzug ebenfalls berücksichtigt werden, fordern Trentiner Landtagsabgeordnete. Und auch Landeshauptmann Kompatscher kündigte am Sonntag am Rande des Weltcup-Rennens in Cortina an, dahingehend intervenieren zu wollen. “Es ist vollkommen richtig, dass sich der Landeshauptmann dafür einsetzt, damit Südtirol und die Dolomiten als Aushängeschild im Logo vorkommen”, bekräftigt Heinz Gutweniger. Da es sich bei dem Anfang Jänner in Lausanne eingereichten Logo aber erst um einen vorläufigen Entwurf handle, sieht der Südtiroler CONI-Präsident durchaus noch Spielraum.

 

Prestigeträchtige Premiere

 

Doch die Logo-Frage beschäftigt Gutweniger derzeit nur am Rande. Er bzw. die Stadt Bozen erwartet hohen Besuch. Am heutigen Dienstag findet in der Landeshauptstadt die 1.084 Hauptversammlung des nationalen Olympischen Komitees (CONI) statt. “Zum ersten Mal in der über hundertjährigen Geschichte des CONI kommt das höchste Gremium nach Bozen”, freut sich Gutweniger. Rund 40 Spitzenfunktionäre tagen im Beisein von Bürgermeister Renzo Caramaschi, Sportstadtrat Angelo Gennaccaro und einigen Südtiroler Vorzeigesportlern – Gustav Thöni, Günther Huber, Paul Hildgartner, Walter Plaikner, Gerda Weissensteiner, Simone Giannelli – ab 10 Uhr im Gemeinderatssaal des Bozner Rathauses. “Eine wichtige Anerkennung für Bozen”, freut sich Gennaccaro. Mit Spannung erwartet wird die Pressekonferenz von CONI-Präsident Giovanni Malagò um 12.30 Uhr.

 

Vor dem offiziellen Termin im Bozner Rathaus trifft sich Malagò mit Arno Kompatscher. Als Landeshauptmann hat er die Sportagenden in der neuen Legislaturperiode zur Chefsache erklärt – was Heinz Gutweniger grundsätzlich begrüßt. Völlig blindes Vertrauen setzt er allerdings nicht in den neuen Sportlandesrat. Aufgrund der zahlreichen Aufgaben des Landeshauptmannes befürchtet er, dass Kompatscher “sehr überlastet” sein könnte, gesteht Gutweniger. “Daher hoffe ich, dass er einerseits seinen Mitarbeitern und den Organisationen viel Freiraum überlässt und sich andererseits Zeit nimmt. Denn der Sport mit seinen tausenden Ehrenamtlichen, die über 100.000 Menschen im Land betreuen, ist kein Bereich, der mir nichts, dir nichts, bewältigt werden kann”, zeigt Gutweniger auf. Er sei sich zwar sicher, dass sich Kompatscher für die Belange der Vereine und Verbände einsetzen werde, meint der Südtiroler CONI-Präsident. Zugleich wünsche er sich aber auch, “dass wir als Funktionäre mehr einbezogen werden”.

 

Reform der Polemik

 

Das Verhältnis Politik-Sport wird auch bei der heutigen CONI-Versammlung im Bozner Rathaus auf den Tisch kommen. Mit dem Haushaltsgesetz, das Ende Dezember vom Parlament abgesegnet wurde, wurde eine Reform des CONI eingeführt. Das Italienische Olympische Komitee wurde dem Ministerium für Sport und Gesundheit unterstellt, die Inhouse-Gesellschaft des italienischen Wirtschaftsministeriums CONI Servizi Spa in “Sport e Salute Spa” umbenannt. Die Aktiengesellschaft kümmert sich vor allem um die Entwicklung des Sports in Italien – nun untersteht sie der direkten Kontrolle der Politik. Giovanni Malagò läuft seit Monaten Sturm, vor allem gegen die Fünf Sterne Bewegung und die Reform, die er, “um es elegant auszudrücken”, als eine “Besetzung des CONI” bezeichnet.

“Auf struktureller und sportlicher Ebene bleibt alles gleich”, erklärt Heinz Gutweniger, “die ‘Reform’ findet einzig auf politischer Ebene statt”. So werden etwa die Spitzenfunktionäre nicht mehr vom CONI gewählt, sondern vom Wirtschaftsministerium ernannt, das, ebenso wie die Ministerien für Gesundheit und Schule einen Vertreter in den Verwaltungsrat entsendet. Dort sitzt nur mehr ein Vertreter des CONI. Unter anderem bestimmen auch die Ministerien den finanziellen Verteilungsschlüssel für die Vorbereitungen für Olympia-Athleten, die Beiträge für Verbände und Funktionstätigkeit des CONI.
Mit “unglaublicher Geschwindigkeit” habe die neue Regierung hier Fakten geschaffen nachdem der Umbau “im Untergrund” vorbereitet worden sei, meint Gutweniger. “Es war von Anfang an klar, dass die Regierung die Machtverhältnisse verschieben will. Es ist ein reines Politikum.

Nicht nur Sportler, sondern auch Sportfunktionäre erlben dieser Tage hautnah, wie nah Freud (über die Chancen der Olympia-Austragung) und Leid (über die politische Einflussnahme) im Sport beieinander liegen.