Zwei demokratische Fürbitten
21. Februar 2018 – Internationaler Tag der Muttersprache:
Aus Anlass des Sprachentages „fordert“ die Parteiung der „Süd-Tiroler Freiheit“ bzw. der Sprecher einer sich als „Recht auf Muttersprache“ gerierenden Arbeitsgruppe – in doch relativ schlechtem Deutsch – „das Unterlassen von romgefälligen Experimenten“, insbesondere [das Unterlassen] des „fragwürdigen CLIL-Unterrichts“ (http://www.suedtiroler-freiheit.com/verantwortliche-sprachpolitik/).
Der „Sprecher“ beruft sich dabei ausgerechnet auf Ernst Moritz Arndts Diktum „Wer seine Sprache nicht achtet und liebt, kann auch sein Volk nicht achten und lieben“. Es ist – das wird uns freilich vorenthalten – ein Zitat aus Arndts „Entwurf einer teutschen Gesellschaft“ (Frankfurt a. M. 1814, S. 33).
Der notorische Antisemit und Nationalist Arndt hatte nur wenige Zeilen vor dem von der „Süd-Tiroler Freiheit“ bemühten Sager noch folgende Äußerung von sich gegeben: „Die einzige Sprache, die in der teutschen Gesellschaft gesprochen werden darf, ist die teutsche Sprache“ („Entwurf ...“, S. 33).
Die Mitglieder der Südtiroler Freiheit – zumindest ihr intellektueller Kern – veröffentlichen gerne auch mal in den „Eckartschriften“ der völkisch-deutschnationalen „Österreichischen Landsmannschaft“. Aber das hat mit der Berufung auf Ernst Moritz Arndt gewiss nichts zu tun.
1. Fürbitte – „Süd-Tiroler Freiheit“, verschone uns mit deinem „teutsch“.
22. Februar 2018 – Geschwister-Scholl-Platz
Die weiteren Paladine des Südtiroler „Deutschtums“ – der „Südtiroler Heimatbund“ –, ein siamesischer Zwilling der „Süd-Tiroler Freiheit“, aber ohne Bindestrich-Tirol, möchte tatsächlich das Gedenken an die Geschwister Scholl für sich vereinnahmen (http://www.suedtiroler-freiheitskampf.net/geschwister-scholl-mit-erinnerungsstehle-nun-gemeinsames-gedenken/).
„Mit Erinnerungsstele nun gemeinsames Gedenken“, geben der Obmann dieses Bundes und ein „Schützen-Major“ zu Protokoll. Ja, es sei „auch auf unser Drängen“ hin ein Erinnerungsmal errichtet worden, man hätte sogar einen „Text“ hierfür entworfen. Freilich, man möchte nicht wirklich wissen, was dieser Text enthalten hat.
Aber ein gemeinsames Gedenken mit Zeitgenossen, die fast täglich von „Freiheitskampf“, „Volkstum“ und „Muttersprache“ faseln, ganz nebenbei zumeist in fragwürdigem Deutsch? Die, sobald sie sich unbeobachtet fühlen, Herrn Kienesberger hochleben lassen, NPD-nahe Literatur mit präsentieren und sich gerne auch mal antiitalienisch gebärden? Lieber nicht.
2. Fürbitte – „Heimatbund“, verschone uns mit deinem „Gedenken“.