Brief an Cristian Kollmann
Sehr geehrter Herr Dr. Cristian Kollmann,
Zuerst will ich für mein schlechtes Deutsch Entschuldigung. Es ist seit Zwölf Jahren dass ich nicht in Deutsch schreibe. Wissen Sie warum? Weil Bozen nicht genügend Deutsch ist. Und wissen sie warum? Weil die Rechte Politik, wie Ihre, Italiener und Deutsch immer getrennt hat. Ich habe Dreizen Jahre deutsch studiert: 13 Jahre. Nicht ein oder zwei. Mein Kindergarten war Italienisch, meine Schule auch, mein Jugenzentrum auch, meine Kirche auch, meine Mannschaft auch. Und viele Bozner von meiner Generation haben meine gleiche Probleme.
Ich verstehe Ihre Motivationen, ich verstehe das Leiden der Südtiroler Menschen von dem Ersten Weltkrieg bis zu die Siebziger Jahren. Aber jetzt leben wir in 2016 und Groll bring nur Groll zurück.
Welche sind ihre Vorschläge? Wie kann Bozen mehr Deutsch sein ohne an der Integration zu Glauben? Bozen, die Hauptstadt, musst repräsentativ für die gesamte Sudtiroler Provinz sein, ein Beispiel dessen, was wir in die ganze Welt verkaufen: dass wir eine integrierte Provinz sind. Aber wir sind nicht integriert, auch ihre Schuld, wir leben nur zusammen.
Ich habe einen Traum, dass meine kleinen Kinder eines Tages in einer Provinz leben werden, in der man sie nicht nach ihrer Sprache, sondern nach ihrem Charakter beurteilt.
Mit freundlichen Grüßen
I Love My Town Listenführer
Lieber Roberto, mE ist das
Lieber Roberto, mE ist das Problem nicht nur ein Problem erzeugt von den deutschen und italienischen Rechten, sondern es ist ein Generelles.
Als ich Ende 1970-er Jahre vom Land aus beruflichen Gründen nach Bozen kam, lernte ich über einen Arbeitskollegen eine recht offene linke Gruppe kennen. Ich wurde als politisch offener aber noch unbeleckter Neuling gut aufgenommen. Dabei waren mehrere Italiener, die auch deutsch sprachen z. T. sogar Dialekt. Als es einige Jahre später nach Anschlägen wieder zu etnisch-politischen Spannungen kam, hatte das zur Folge, dass genannte italienischen Freunde zunehmend nicht mehr bereit waren, deutsch zu sprechen. Im Wohnblock, in dem ich wohnte, begannen Nachbarn - auch linke - mich nicht mehr zugrüßen! Also eine total irrationale Reaktion.
Bei den interetnischen konföderierten Gewerkschaften (also eher linkes Publikum) gab es die Regel, das jeder in seiner Sprache reden kann. Da ich vom Land komme und das Italienische mir nicht so geläufig ist, speziell wenn man einen anspruchsvollen Sachverhalt darlegen will, nahm ich für mich in Anspruch deutsch zu reden. Das endete immer mit einem Frust, weil die meisten (öffentliche Angestellte mit Zeisprachigkeitsausweis) mir gar nicht zuhorchten, und durch Geschwätz auch die Situation ad absurdum führten. Weshalb auch die meisten Deutschen italienisch geredet haben.
In St. Jakob, wo ich wohne, ein ehemals deutsches Dorf, ist es die Regel, dass Anschläge/Mitteilungen/Werbung/Speisekarten bei Geschäften, Bars, Restaurants, usw. so wie selbstverständlich nur auf Italienisch gemacht werden; das gilt ebenso für die vorwiegend italienischen Viertel von Bozen. Dasselbe gilt aber am vorwiegend deutschen Land nicht. Da bemühen sich fast alle, oft bis auf die Almen, sich auch den italienischen Gästen und Wanderern auch auf Italienisch verständlich zu machen. (Ausnahme ist die Wegbeschilderung).
Ich glaube, die Italiener in den größeren Städten, müssten da mal über ihren historischen und etnischen Schatten springen!
In reply to Lieber Roberto, mE ist das by Sepp.Bacher
Danke für Ihre Standpunkt,
Danke für Ihre Standpunkt, Herr Bacher.
In reply to Lieber Roberto, mE ist das by Sepp.Bacher
Hallo Sepp Bacher.
Hallo Sepp Bacher.
Ich kann ihren Standpunkt sehr gut verstehen. Komme wie bekannt aus einer zweisprachigen Familie und von Kind auf sind mir diese (Streit-)Gespräche bekannt. Trotzdem glaube ich, dass Ihre Haltung mit Ihrer Genaration zu tun hat. Ich glaube unsere italienischsprachigen Mitbürger haben sich in den letzten Jahren sehr gewandelt. Das famose "siamo in Italia, non mi serve il tedesco" höre ich fast nicht mehr. Die Eltern wünschen sich, dass die eigenen Kinder deutsch lernen. Ja, es ist sogar ein Alptraum, wenn das eigen Kind deutsch verweigert. Aus diesem Grund sind italienischsprachige Familien dazu bereit, ihre Kinder in deutsche Schulen zu stecken, auch wenn sie befürchten, dass sie schulisch zurückfallen, bzw. man sie "traumatisiert".
Ich finde es problematisch, wenn man von den Italienern "noch" mehr abverlangt und dessen kulturelle Veränderung nicht sehen will. Wir Südtiroler müssen den italienischsprachigen Mitbürgern die Möglichkeit ermöglichen, ein Schulsystem zu etablieren, das allen ermöglicht der L2-Sprache auf hohen Niveau mächtig zu sein. Und es muss meiner Meinung nach nicht unbedingt die zweisprachige Schule nach Grödner Modell sein.
In reply to Hallo Sepp Bacher. by Max Benedikter
Auf Sepps Klage, dass in St
Auf Sepps Klage, dass in St.Jakob Aushänge "selbstverständlich nur auf Italienisch gemacht werden" zu antworten, dass man den Italienern "nicht noch mehr abverlangen könnte" , steht jetzt wohl skurriler im Raum als es gemeint war. Wir sollten davon wegkommen, von den anderen etwas abverlangen zu wollen, sondern etwas energischer von uns selber, jeder für sich etwas mehr. Dass sich das alles mit der Schule auswachsen würde, ob jetzt mit so oder mit einem anderen Schulsystem halt ich für erstens zu langwierig und zweitens für überoptimistisch. Wenigsten solange wir beim Elternsprechtag gesagt bekommen, dass die Zweitsprache gefälligst außerhalb der Schule zu erlernt werden ist.
In reply to Auf Sepps Klage, dass in St by Benno Kusstatscher
Wenigstens ... zu erlernen
Wenigstens ... zu erlernen ist.
In reply to Hallo Sepp Bacher. by Max Benedikter
Hallo Maximilian, mir soll es
Hallo Maximilian, mir soll es recht sein, wenn sich die Situation aus deiner Sicht gebessert hat - oder überhaupt. Ich kann es leider noch nicht recht merken. Letztes Jahr ging ich um diese Zeit zu meinem CAF um einen Termin zu vereinbaren. Ich traf dort einen sehr jungen Mitarbeiter an, anscheinend gerade die Matura abschlossen. Ich fragte ihn, ob er deutsch spreche. Er zählte mir mehrere Ausreden auf, warum er sich das nicht zutraue. Ich machte kein Problem daraus und verständigte mich auf Italienisch mit ihm. Ich frage mich aber schon immer wieder, wie man nach 13 Schuljahren und noch vielleicht einigen Kindergartenjahren mit Deutschunterricht, sich immer noch nicht zu traut, diese erlernte Sprache zu sprechen.
Eine andere Erfahrung mit einer Mitarbeiterin des Patronats der selben Gewerkschaft: Ich schrieb eine E-Mail namentlich an eine deutschsprachige Mitarbeiterin der Außenstelle in Leifers. Es stellte sich heraus, dass diese inzwischen in Neumarkt arbeitete und in Leifers von einer jungen ital. Kollegin ersetzt wurde. Diese antwortete mir zwar in deutsch. Der Text war in etwa so, wie wenn er vom Google-Übersetzer stammen würde. Ich konnte den Text schwer verstehen und zweifelte auch, ob mich die Frau auch richtig verstanden hatte. Schlussendlich wurde dann die Kollegin von Neumarkt eingeschaltet und es stellte sich heraus, dass mich die ital. Mitarbeiterin wirklich nicht richtig verstanden hatte.
Nun zu Missverständnissen kann es immer kommen. Aber bei schlechten Sprachkenntnissen um so mehr.
In reply to Hallo Maximilian, mir soll es by Sepp.Bacher
Lieber Sepp, lieber Benno!
Lieber Sepp, lieber Benno!
Ich muss da was grundlegendes klarstellen. Nein, die italienischen Mitbürger sprechen keinesfalls heute besser deutsch. Leider. Was sich geändert hat, ist die Bereitschaft deutsch zu lernen. Und deshalb sollten wir den "Italienern" die Möglichkeit geben, dass das Schulsystem so ausgerichtet wird, um dies zu ermöglichen. Ich bin kein Fan von Clil und auch kein Fundi der zweisprachigen Schule. Aber so wie es heute ist, geh es auch nicht. Und wir dürfen einfach nicht den Fehler machen, ausschließlich die Schuld bei den "Italienern" zu suchen. Wir haben in Südtirol, im geringerem Ausmaß auch die deutschsprachige Bevölkerung, mit dem Erlernen der Zweitsprache L2 ein Problem. Es braucht eine strukturelle Lösung, die nicht ideologisch ist, sondern sprachwissenschaftlich fundiert ist. Bitte nicht noch weitere 20 Jahre mit Sprachexperimenten.
In reply to Lieber Sepp, lieber Benno! by Max Benedikter
Maximilian, wenn ich
Maximilian, wenn ich Italiener darauf anspreche, ob sie deutsch sprechen, dann tue ich das nicht, um ihr Kenntnisse zu prüfen, wie es die Leute von der Südtiroler Freiheit vielleicht tun, sondern ich will sie heraus fordern und fördern, ihnen eine Gelegenheit bieten, ihre Sprachkenntnisse anzuwenden. Ich spreche mit ihnen ja auch Standart- oder Schuldeutsch. Ich denke, dass nach so vielen Jahren Zweitsprachunterricht doch etwas hängen geblieben sein muss, dass sie sich darin einfach versuchen müssen. Ich habe in Vergangenheit auch schon an Projekten von Alpha&Beta zum Sprach- und Kultur-Austausch teilgenommen. Außerdem habe ich mit Leuten zur Vorbereitung auf die Zweisprachigkeitsprüfung deutsch gesprochen; doch nach positiv abgelegter Prüfung war oft ihre Bereitschaft deutsch zu reden wieder vorbei. In einem Fall bei einem Bekannten, der sogar eine deutsche Frau hat.
Ich habe einen Schwager, der in der Provinz Lecco wohnt, der war von Anfang an an der deutschen Sprache interessiert und besteht immer darauf, mit ihm deutsch zu sprechen. Und da merke ich den Unterschied, er hatte nie Vorbehalte gegenüber der deutschen Sprache und Kultur, wie sie eben Italiener in Südtirol haben. Und diese - meine ich - müssen sie überwinden!
Hallo Roberto
Hallo Roberto
Du hast die 70 Jahren sehr in deinem Italienischen Umfeld gelebt und vielleicht nur am Rande miterlebt was in der anderen Sprachgruppe vor sich ging. Sicher sehr viel positives und das positive überwiegt aber es bestand auch der Wunsch die Provinz "deutsch" zu machen und es bestand die berechtigte Frage wohin mit den Italiener? Noch in den 80 Jahren tönte Magnago bei Wahlkundgebungen mit der Aussage die Italiener aus dem Lande zu verschicken. Es gab damals einen gängigen Ausdruck: die Etsch hinunterschwänzen.... Natürlich waren es Wahlkundgebungen, natürlich waren es Wirtshausgespräche aber irgendwie die Aussage der STF in Bozen die Mentalität zu ändern erinnert mich an diesen Gedanken und Zeiten. Nicht das die Italiener besser sind. Ihre Aussagen sind sehr oft auch haarsträubend .
Fazit: Südtirol ist und bleibt irgendwie ein Problemkind. Einem genauen Beobachter fällt das auf. Was wir dann sein möchten und uns als solche verkaufen möchten ist etwas anderes