Von geschützter Werkstatt zu echter Wirtschaft
Heute, knapp 20 Jahre nach seiner Gründung, zählt Albatros rund 70 Angestellte, unzählige Projekte und drei große Arbeitsbereiche: eine Tischlerei, eine Gärtnerei und einen Reinigungsdienst. Von den Angestellten sind rund die Hälfte sozial benachteiligte Personen, jeder mit anderen Hintergründen: Menschen, die aus den verschiedensten Gründen in Abhängigkeiten geraten und mit psychischen oder sozialen Problemen belastet sind.
Dies ist auch die größte Herausforderung für die Leiter des Betriebes: Soziales und Wirtschaftliches unter einen Hut zu bringen. Christian Sommavilla, stellvertretender Direktor bringt es gleich auf den Punkt: „Die Rechnung muss am Ende aufgehen, denn die sozialen Probleme unserer Arbeiter dürfen die wirtschaftlichen Aspekte nicht überlagern. Wer will heutzutage schon einen ex-Häftling oder einen ex-Drogensüchtigen im eigenen Garten haben?“.
Überhaupt sei die Situation in den letzten Jahren durch die Wirtschaftskrise schwieriger geworden. Nicht nur die Zahl der Arbeitslosen und Personen mit sozialen Problemen ist gestiegen, sondern auch die Kundschaft ist eher noch misstrauischer geworden: „Wenn das Geld knapp ist, will man eine ordentliche Arbeit mit möglichst wenig Schwierigkeiten, nicht viele trauen uns das zu“, meint Sommavilla.
Deshalb wird auf eine gute Vorarbeit viel Wert gelegt. „Wir sind in ständiger Verbindung mit unseren Auftraggebern – erklärt Sozialpädagoge Giampiero Firinu - und versuchen durch Gespräche schon im Vorhinein klar zu machen, dass wir nicht nur mit hoher Qualität arbeiten sondern auch mit einem ganz besonderen soziale Mehrwert“. Doch die täglichen Herausforderungen sind weit größere: Wie arbeitet die Gruppe am besten? Wo kann ich wen einsetzen? Kann er oder sie diese Arbeit selber erledigen?
„Im Vorfeld schaut man, welche Fähigkeiten und welche Eigenschaften eine Person hat – sagt der Sozialpädagoge – dann, in welchem Bereich man sie einsetzen kann. Reinigung, Gartenbau, Tischlerei, und alle anderen Projekte“. Am Ende werde für jeden Mitarbeiter ein eigener Plan erstellt, sagt Wolfgang Mahlknecht, der Firinu in der täglichen Arbeit zur Seite steht. Man versuche, die Stärken jeder Person hervorzuheben und seine Schwächen zu berücksichtigen und langsam zu beheben: „Oft geht es nach drei Schritten vorwärts, zwei zurück, auch wir haben lernen müssen dies zu akzeptieren“.
Endziel ist, eine Brücke zu schlagen, von der geschützten Werkstatt zurück in die echte Wirtschaft. „Wenn dies gelingt – sagt Firinu - haben wir unser Ziel erreicht. Die Mühe ist es auf jeden Fall wert“. Und die Tatsache, dass es gelingt, sichere Arbeitsplätze zu schaffen und gleichzeitig benachteiligten Personen einen Wiedereinstieg in die Arbeitswelt zu ermöglichen, erweist sich auch für die ganze Gesellschaft als ein enormer Mehrwert.