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“Zu optimistisch geplant”

Die BBT SE räumt erstmals offiziell ein, dass sich die Inbetriebnahme des Brennerbasistunnels verzögert. Kritik kommt von den Landeshauptleuten Kompatscher und Platter.
BBT innen
Foto: Hannes Prousch

Was salto.bz am Donnerstag exklusiv berichtet hat, bestätigt nun die Brennerbasistunnelgesellschaft BBT SE: Die Inbetriebnahme des Brennerbasistunnel verschiebt sich nach hinten. In einem Protokoll des BBT-Aufsichtsrates, das salto.bz vorliegt, ist von einer Verzögerung bis März 2032 oder gar 2034 die Rede.

Jetzt erklären die Vorstände der BBT SE Martin Gradnitzer und Gilberto Cardola gegenüber der österreichischen Presseagentur APA, dass nach “eingehender Prüfung in den vergangenen Monaten” ein “realistisches Bauprogramm” für den BBT erstellt worden sei: “Das neue Bauprogramm sieht die Fertigstellung für 2031 vor. Dies bedeutet, dass bei planmäßigem Projektverlauf sämtliche Tunnelbauwerke fertig gestellt wurden und der Einbau der bahntechnischen Anlagen abgeschlossen ist. Nach anschließender Testphase ist damit zu rechnen, dass die neue Eisenbahnanlage Anfang 2032 betriebsbereit ist.

Damit bestätigt der BBT-SE-Vorstand erstmals öffentlich die weitere Verzögerung bei der Inbetriebnahme. Wörtlich heißt es in dem Communiqué: “Die Komplexität dieses bilateralen Infrastrukturprojekts birgt auch bei einer noch so guten Planung viele Unwägbarkeiten. Der Brenner Basistunnel ist ein grenzüberschreitendes Projekt und das Projektmanagement ist mit zahlreichen länderspezifischen Normen und Gesetzen konfrontiert. Gerade diese genannten Rahmenbedingungen wurden bei früheren Prognosen unterschätzt, weshalb unter anderem die vormaligen Bauzeiten zu optimistisch geplant wurden.”

Vor allem die rechtlichen Auseinandersetzungen um das Baulos Pfons-Brenner werfen den Zeitplan um Jahre zurück. Das Baulos, das das 37 Kilometer lange Kernstück des BBT umfasst, wurde inzwischen in unterschiedliche Baulose neu aufgeteilt. Ein wichtiger Grund für die Verzögerung sei laut BBT SE auch die eisenbahntechnische Ausrüstung: “Derzeit wird die Planung für die bahntechnische Ausrüstung überarbeitet, um diese zu harmonisieren und an die neuesten technischen Standards sowie an die unterschiedlichen nationalen Normen und die Vereinbarungen zwischen Italien und Österreich für den Beginn der Betriebsphase anzugleichen.”

 

“Kein Verständnis für Verzögerung”

 

Am Freitag Nachmittag kritisieren die Landeshauptleute von Südtirol und Tirol die nun offiziell bekannt gewordenen Verschiebung. In einer gemeinsamen Stellungnahme teilen Arno Kompatscher und Günther Platter mit:

“Die Bevölkerung entlang des Brennerkorridors setzt viel Hoffnung in den Brenner Basistunnel, damit die Lebensqualität gesteigert werden kann. Gleichzeitig benötigt der Brennerkorridor eine konkurrenzfähige Eisenbahninfrastruktur, um die Waren umweltfreundlich und gleichzeitig effizient transportieren zu können. Jedes Monat Verzögerung bedeutet ein Monat mehr Belastung für die Tiroler und Südtiroler Bevölkerung. Gemeinsam hatten wir in den letzten Monaten mehrere ausführliche Gespräche mit den beiden Vorständen der BBT SE, in denen wir Lösungswege und Optimierungen gefordert haben, um den Brenner Basistunnel schnellstmöglich in Betrieb nehmen zu können. Das wichtigste europäische Infrastrukturprojekt darf nicht von vergaberechtlichen oder technischen Schwierigkeiten aufgrund von nationalen Interessen ausgebremst werden. Nachdem ein Teil der Verzögerungen laut BBT SE auf die Überarbeitung und Harmonisierung der bahntechnischen Ausrüstung zurückzuführen ist, erwarten wir uns umso mehr, dass die verschiedenen Abschnitte des Brennerkorridors gemeinsam betrieben werden und durch ein einheitliches System im Brenner Basistunnel zukünftig keinerlei technische oder nationale Hürden mehr den grenzüberschreitenden Zugverkehr beeinträchtigen. Oberste Priorität hat schließlich die Nutzung des gesamten Potentials des BBT für die Verlagerung des Güter- und Personenverkehrs auf die Schiene. Nationalstaatliches Denken ist in diesem Zusammenhang absolut fehl am Platz.”

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Gianguido Piani Fri, 05/21/2021 - 18:21

Zitat: “Der Brenner Basistunnel ist ein grenzüberschreitendes Projekt und das Projektmanagement ist mit zahlreichen länderspezifischen Normen und Gesetzen konfrontiert. Gerade diese genannten Rahmenbedingungen wurden bei früheren Prognosen unterschätzt, weshalb unter anderem die vormaligen Bauzeiten zu optimistisch geplant wurden.”
Das ist Quatsch! Der 50-km Channel Tunnel wurde 1994 in Betrieb genommen und da mussten auch unterschiedliche Systeme harmonisiert werden. Das wichtigste Problem jetzt beim BBT ist die Einstellung der Arbeiten an der österreichischen Seite in den Abschnitten Tulfes-Pfons und Pfons-Brenner. Da muss etwas schnell unternommen werden. Mehr Engineering, weniger Bürokratie.

Fri, 05/21/2021 - 18:21 Permalink
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Sergio Fratucello Fri, 05/21/2021 - 21:04

Ist es allen schon klar dass der Tunnel allein keine Lösung ist ? Solange die Zufahrtstrecken nicht gebaut werden und nachdem mir nicht bekannt ist daß da sich etwas bewegt, werden unsere Politiker weiter staunen und kritisieren.

Fri, 05/21/2021 - 21:04 Permalink
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Karl Trojer Tue, 05/25/2021 - 10:14

Das größte Hinderniss um umzusetzen, was die beiden Landeshauptleute einfordern: "benötigt der Brennerkorridor eine konkurrenzfähige Eisenbahninfrastruktur, um die Waren umweltfreundlich und gleichzeitig effizient transportieren zu können.", ist der Umstand, dass diese Bahn-Infrastruktur gleichzeitig für den Transport von Gütern und Personen ausgelegt werden soll. Ein TIR-L KW belastet die Umwelt aber 10.000x stärker als ein PKW. Würde man diese neue Bahninfrastruktur ausschließlich auf den Güterverkehr beschränken, so könnte diese mit einer Förderkapazität von ca.100Mio Tonnen an Gütern im Jahr sowohl die Autobahn, als auch die Staatsstrasse und die bestehende Staatsbahn vom Güter-Transitverkehr befreien. Die bestehende Bahn würde dann ohne Güterzüge, bei der Einrichtung von z.B. 3 Non-Stop-Personenzügen mit Pendolino-Betrieb, die Fahrt vom Bahnhof München zum Bahnhof Verona in nur 3,5 Stunden ermöglichen und einen effizienteren Regionalverkehr gewährleisten. Ein Umplanung des BBT als reine Güterstrecke wäre innerhalb von 2 Jahren möglich, die bereits bestehenden Arbeiten könnten einbezogen werden. Ein BBT entlastet erst wirklich, wenn gleichzeitig die Zulaufstrecken verwirklicht werden. Eine reine Güterstrecke könnte von Verona bis Rosenheim im Tunnel verlaufen, Umfahrungen von Bozen, Trient ecc. wären keine erforderlich. Die Inbetriebnahme des Gesamtsystems könnte vor 2032 erfolgen. Ausserdem würden die Kosten/km erheblich niedriger ausfallen als beim Mischbetrieb.

Tue, 05/25/2021 - 10:14 Permalink