Environment | Recycling

Das Tetra-Pak-Problem

Kunststoffbehälter ja – Tuben nein, Plastikverpackungen ja – Plastikteller nein – Tetra Pak schon gar nicht. In Südtirol ist man besonders heikel beim Recycling.
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Foto: Helmut Gross

Das neue Müllsammelsystem in Bozen wirft viele Fragen auf. Nicht nur dazu, wo die neuen Restmülltonnen künftig stehen sollen und wo und wann sie gelehrt werden, auch dazu was man nun getrost „in die Tonne treten“ darf und was nicht, stehen vielen die Fragezeichen ins Gesicht geschrieben. Vor allem das Plastikrecycling ist ein dauerndes Ärgernis, dass sich mit der neuen Müllsammlung weiter verschärft. Denn wenn die Müllsammlung nicht mehr, wie bisher, anonym erfolgt, drohen Sanktionen für jene, die Recyclingmaterial im Restmüll entsorgen.

Besonders sauer aber stößt vielen fleißigen Mülltrennern auf, dass viele der Materialien, die mit einem grünen Punkt versehen sind oder waren – in Deutschland DAS Symbol für recyclingfähige Materialien – in Südtirol im Restmüll landen dürfen. Auch die Politik greift das Thema inzwischen auf. Gerade erst hat die Meraner Gemeinderätin der Südtiroler Freiheit, Reinhild Campidell, eine entsprechende Anfrage gestartet, verbunden mit der Bitte die Tetra-Pak-Verpackungen ins Recyclingsystem aufzunehmen.

Eine Ansinnen mit wenig Aussicht auf Erfolg, scheint es. Denn die Tetrapaks nur dürfen nicht nur ungestraft in die Mülltonne, sie müssen sogar, sagt die Pressesprecherin des Umweltbetriebes der Stadt Bozen, Seab, Valentina Princigalli. „Das Tetrapack-Recycling ist im Landesabfallplan nicht vorgesehen“, sagt Princigalli. Punkt. Aus. Ende. Ein Umdenken ist nicht in Sicht.

Das Problem der Saft- und Milchverpackungen besteht darin, dass sie aus Verbundmaterial hergestellt werden. Sie bestehen zwar überwiegend aus Karton, aber um die Getränkekartons stabil und flüssigkeitsundurchlässig zu machen, wird zusätzlich auch Plastik und Aluminium verarbeitet. Das verkompliziert den Recyclingprozess und macht ihn aus Sicht des Landes unwirtschaftlich und auch nicht wirklich ökologisch. Eine Studie des deutschen Umweltbundesamtes hat allerdings ergeben, dass die Ökobilanz der Getränkekartons nicht schlechter ist, als die anderer Getränkeverpackungen.

Beim Recycling der Tetrapaks wird das Material, ähnlich wie beim normalen Papierrecycling mit Wasser aufgelöst und die freiwerdende Zelluose zu Recyclingpapier verarbeitet. Die Metall- und Plastikbestandteile werden herausgesiebt und später thermisch verwertet, also verbrannt oder in der Zementindustrie verwendet. In Südtirol hingegen wird wohl auch in Zukunft der komplette Getränkekarton den heimischen Verbrennungsofen füttern.