Economy | Schule
Billiglöhne für Lehrer
Foto: LPA/jw
Es ist eine bewusst harte und polemische Presseaussendung. „Die Frage, ob das alles auf eine Kurskorrektur in der Bildungspolitik hinweist in einem Land, in dem heute über 1500 ausgebildete Lehrkräfte fehlen und für den Herbst weitere Einsparungen in den Bereichen Schule und Bildung zu erwarten sind, darf man getrost verneinen“, lautet das Fazit einer Grupper engagierter Lehrer und Lehrerinnen. Und weiter: „Es reicht nämlich, „wenn es der Wirtschaft gut geht, dann geht es den Menschen gut“ (Stefan Pan).“
Monika Niederwieser, Rosina Ruatti, Sabine Dalvai, Thomas Brachetti, Florian Leimgruber, Markus Klammer, Josef Oberhollenzer, Barbara Mair und Martin Volgger haben für die Initiative „Lehrerwunderland Südtirol“ jetzt ein weiteres Positionspapier zur Südtiroler Bildungsppolitik vorgelegt.
Ein Jahr nach der Petition „Lehrerwunderland Südtirol“ erneuern darin 171 Südtiroler Schulen und 4.600 Lehrkräfte gemeinsam mit den Schulgewerkschaften den Aufruf an die Verantwortlichen der Personalpolitik des Landes, endlich die offenen Fragen des seit drei Jahren überfälligen Arbeitsvertrages des Lehrpersonals staatlicher Art zu regeln. Die zwei Teilverträge dazu, die kürzlich von Landesseite angeboten wurden, würden klar aufzeigen, dass die Lehrkräfte an Südtirols Schulen weiterhin mit Billiglöhnen abgespeist werden sollen.
„Seit Beginn der Corona-Krise hat man die Sache verschleppt und vertröstet und überall in der Schule gekürzt: Es sei nicht die richtige Zeit für Gehaltsverhandlungen. Und jetzt, nach zwei Jahren mit höchstem Einsatz in einer Ausnahmesituation, werden die Hauptforderungen des Lehrpersonals, nämlich Inflationsangleichung und gehaltsmäßige Anerkennung der Aufgaben der öffentlichen Schule und Bildung, einfach vom Tisch gewischt“, heißt es in der Aussendung.
Dagegen melden sich nun die Lehrerkollegien der deutschen und italienischen Schulen in Südtirol zu Wort und fordern eine Kurskorrektur. Zusammen mit der Initiative „Lehrerwunderland“ weisen sie auf die grobe Ungleichbehandlung der staatlichen Lehrkräfte im Vergleich zu jenen in Landesdienst hin und fordern eine sofortige Angleichung ihrer Gehälter an jene der Landesberufsschulen. Davon sind die angebotenen Teilverträge allerdings weit entfernt.
Die Argumentation der Lehrkräfte: Durch die Inflation haben die Lehrergehälter in 10 Jahren 20 Prozent der Kaufkraft eingebüßt, während im privaten Bereich Gehaltszuwächse von über 10 Prozent belegt sind (ISTAT-Daten). Das aktuelle Angebot des Landes an die Schulgewerkschaften, das diese bereit sind zu unterzeichnen, sieht für die Arbeit in der Grund-, Mittel- und Oberschule jährlich eine Erhöhung von 0,4 bis 0,7 Prozent vor, das sind maximal 29 Euro brutto oder 19 Euro netto monatlich und liegt weit unter dem Inflationsausgleich. Daneben bleibt der allgemeine Rückstand der Gehälter der Staatslehrpersonen von jährlich etwa 3000 Euro bestehen, der ja in der persönlichen Laufbahnentwicklung nicht mehr aufzuholen ist. Ein weiteres ungelöstes Problem ist die digitale Ausstattung der Lehrpersonen. Würden Südtirols Lehrkräfte den Fernunterricht nicht gänzlich aus eigener Tasche finanzieren, hätte es diesen nie gegeben.
Würden Südtirols Lehrkräfte den Fernunterricht nicht gänzlich aus eigener Tasche finanzieren, hätte es diesen nie gegeben.
Das Fazit daraus ist für die Betroffenen empörend. „Das reiche Lehrerwunderland Südtirol will sich eine angemessene Bezahlung seiner Lehrkräfte nicht leisten.“
Wobei die Initativegruppe auch auf eine eklante Ungleichbehandlung hinweist. Man spare bei den Lehrerinnen und Lehrern, während die Führungskräfte in Schule und Verwaltung seit 2015 eine rückwirkende Lohnerhöhung von mehr als 20 Prozent erhalten haben und nun in den Medien deren Spitzengehälter bekannt werden. Als Beispiel: Bildungsdirektor Gustav Tschenett mit 13.561 Euro brutto monatlich. „Daneben werden regelmäßig die öffentlichen Ankündigungen und Versprechungen des Bildungslandesrats Philipp Achammer und des Landeshauptmanns und Personallandesrats Arno Kompatscher verlautbart, die sich bisher nur als leere Versprechungen erweisen“, so die Gruppe „Lehrerwunderland Südtirol“ in der Aussendung.
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S. g. Siegfried Freud, Ihre
S. g. Siegfried Freud, Ihre Anmerkung ist nur teilweise berechtigt.
Die Erklärung und der Grund, warum "nur" etwa 5.000 Lehrkräfte diesen Aufruf an die Landesregierung unterzeichnet haben, ist die digitale Erreichbarkeit. In einzelnen Fällen wurde die Initiative von "Lehrerwunderland" in Absprache mit den Gewerkschaften von den Schulverwaltungen oder den EGVs vor Ort dem Lehrpersonal nicht weitergeleitet. Die größte Lücke gibt es in der italienischen Schule. Vor einem Jahr wurde uns von Bildungsdirektor Gustav Tschenett der Zugang zu den Lasis-Adressen der Lehrkräfte verweigert.
Das alles macht den Aufbau einer Interessenvertretung des Lehrpersonals sehr zeitaufwendig. Insofern ist dieses Ergebnis bereits eine Verzerrung im System und vielleicht ein Erweckungserlebnis. Die Landesregierung wird handeln müssen.