Society | Öffentlicher Verkehr

Immer mehr „Schwarze Schafe“?

Die Anzahl der ertappten Schwarzfahrer steigt, im Vergleich zu Innsbruck ist sie aber immer noch außerordentlich gering. Das könnte auch an laxen Kontrollen liegen.

Ob es tatsächlich mehr Schwarzfahrer gibt, sei dahingestellt. Fest steht jedenfalls, dass deutlich mehr Schwarzfahrer erwischt werden. Seit 2014 besteht bei den öffentlichen Verkehrsmitteln in Südtirol SASA und SAD ein deutlicher Trend nach oben (siehe Grafik unten). Dementsprechend steigen auch die ausgestellten Strafen, die sich bei der SASA im Jahr 2015 auf 146.724,28 und bei der SAD auf 82.133,00 Euro beliefen. Die Fälle, in denen in den Verkehrsmitteln der SASA und SAD Personen ohne gültigen Fahrschein aufgegriffen wurden, sind insgesamt 4.343. Noch fehlen die Daten der Trenitalia, aber auch hier dürfte es ähnlich aussehen.

* kalkulierte Daten für das Jahr 2016. Bis zum 30.04.2016 wurden bei der SASA bisher 1.233- und bei der SAD 458 Schwarzfahrer aufgegriffen.

Wenn man jedoch die Anzahl der ertappten Schwarzfahrer mit der Anzahl der Fahrscheinentwertungen vergleicht (15.825.081 im Jahr 2014), so ist der Anteil der Schwarzfahrer sehr gering. Zum Vergleich: Allein in den Innsbrucker Verkehrsbetrieben wurden im Jahr 2014 13.700 Personen ohne gültigen Fahrschein aufgegriffen – dreimal so viele, wie in ganz Südtirol zusammen. Auch hier ist jedoch zu beachten, dass es sich nur um die ertappten, nicht um alle Schwarzfahrer handelt und deren geringer Anteil auch nur an laxen Kontrollen liegen könnte. Man darf also von einer Dunkelziffer der tatsächlichen Schwarzfahrer ausgehen, die um ein Vielfaches höher ist.

Angefragt wurden die obenstehenden Zahlen aus SASA- und SAD-Betrieben von den Freiheitlichen. Dem ging die Vermutung voraus, dass vor allem Menschen ausländischer Herkunft die öffentlichen Verkehrsmittel in Südtirol ohne gültigen Fahrschein nutzen. Aus diesem Grund hatte man auch Daten zur Nationalität der Schwarzfahrer angefragt, welche aber nicht statistisch erfasst wird und weshalb die Anfrage in diesem Punkt unbeantwortet bleiben musste. Die Freiheitlichen fordern nun mehr Kontrollen und schärfere Sanktionen gegen Wiederholungstäter und Schwarzfahrer, die sich weigern, ihre Strafe zu begleichen. Die zu entrichtende Strafe beträgt je nach Zeitpunkt, zu dem der Betrag gezahlt wird, 30 bis 240 Euro.

Wie sieht es in anderen Städten aus? In Innsbruck droht den Schwarzfahrern im Normalfall ein Bußgeld von 55 Euro. In deutschen Städten hingegen wurde das Bußgeld für das Schwarzfahren kürzlich von 40 auf 60 Euro erhoben. Je höher das Bußgeld, desto größer scheint allerdings auch die Solidarität mit Schwarzfahrern zu werden. So ist es etwa in Deutschland längst nicht mehr verpönt, schwarzzufahren – einige Leute weisen sich sogar öffentlich als Schwarzfahrer aus. Stattdessen sind es hier oft schon die Kontrolleure, die den öffentlichen Unmut auf sich ziehen. Der Fall einer Chinesin, die ohne gültigen Fahrschein ertappt wurde und vom Kontrolleur auf unorthodoxe Weise gebeten wurde, ihm zu folgen („Wir gehen jetzt zur Po-li-zei“), sorgte in München für einen regelrechten Shitstorm gegen Kontrolleure.