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Als Frau respektiert

Halima El Achaichi arbeitet seit drei Jahren auf der Schutzhütte Schöne Aussicht. Nach ihrer Scheidung in Marokko hat sie in Südtirol ein neues Leben angefangen.
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Foto: Privat
Halima El Achaichi hat ihren Arbeitsplatz seit drei Jahren auf der Schutzhütte Schöne Aussicht auf 2.845 Metern Meereshöhe oberhalb des Schnalstals, wenig entfernt von der österreichischen Grenze. Die 32-jährige Muslimin aus Marokko kümmert sich um die Zimmer der Gäste und die Vorbereitung der Speisen. Auch ihr Schwager arbeitet in der Küche der Schutzhütte. Der Betrieb sei über das ganze Jahr gut besucht, die meisten Gäste kommen im Winter.
Hier wirst du respektiert, wenn du als Frau arbeitest.
Die 126 Jahre alte Schutzhütte befindet sich neben den Gletschern, wo 1991 die Ötzi-Mumie gefunden wurde. Seit 36 Jahren wird sie von Paul Grüner geleitet. „Es gefällt mir sehr gut, hier zu arbeiten. Da ich mit meinen Kolleg:innen schon lange zusammenarbeite, ist eine Freundschaft zwischen uns entstanden“, sagt El Achaichi. Ihr Chef, Paul Grüner, ist für sie wie ein Familienmitglied: „Er ist sehr freundlich und lieb.“
 
 
Auf der Schutzhütte ist sie für die Zimmer verantwortlich, hilft in der Küche und auch im Service. „Ich mache alles, Kaiserschmarrn, Pasta Speciale…“ sagt die Marokkanerin und lacht. In der Sommersaison arbeitet sie bis zu elf Stunden am Tag, mit drei Stunden Pause am Nachmittag. Weg von der Schönen Aussicht oberhalb des Schnalstals will sie nicht: „Ich hoffe, hier für immer arbeiten zu können.“
 
 
Die gebirgige Landschaft Südtirols ähnelt ihrer Heimatstadt Chefchaouen in Marokko. „In Chefchaouen schneit es im Winter auch“ sagt Halima El Achaichi. Sie hatte nicht vorgehabt, die Stadt zu verlassen. Doch als die Familie ihres Ex-Mannes ihr nach der Scheidung weiter Probleme bereitete, entschied sie nach Italien zu gehen. „In Marokko ist es schwierig, als Frau eine gute Arbeit zu finden und in der Arbeitswelt von Männern respektiert zu werden“, erklärt El Achaichi. „Meine Familie war besorgt und meine Schwester und ihr Schwager lebten bereits in Italien. Also beschloss ich, hierher zu kommen und ein neues Leben anzufangen. Hier wirst du respektiert, wenn du als Frau arbeitest.“