Bessere Pässe
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„Wie war Ihre Zeit?“, fragte SALTO den ehemaligen Rai Südtirol-Koordinator Rudi Gamper nach seiner Ankunft auf seinem Rennrad am Mendelpass. „Das ist nicht wichtig“, entgegnet der passionierte Radfahrer keck, „ich bin froh, wenn ich mit 83 Jahren die Strecke schaffe.“ Veranstaltet vom Dachverband für Natur- und Umweltschutz, den Umweltgruppen Eppan und Kaltern sowie den beiden Klimabündnis-Gemeinden Eppan und Kaltern ist Gamper wie viele weitere Teilnehmer und Teilnehmerinnen der Einladung zur Veranstaltung Autofreier Radtag auf die Mendel gefolgt und von Südtirol kommend zum Mendelpass geradelt. Weitere Schaulustige kamen mit der Standseilbahn. oder zu Fuß. Für Autos, Busse und Motorräder war die Straße von 9 Uhr bis 16.30 Uhr gesperrt. In diesem Jahr wurden die Teilnehmerinnen und Teilnehmer zusätzlich von Vertretern und Vertreterinnen des Südtiroler Alpenvereins, des Heimatpflegeverbandes und von Mountain Wilderness auf der Passhöhe empfangen. Als Ehrengast war Präsident der Internationalen Alpenschutzkommission CIPRA-International, Uwe Roth, anwesend.
Wer Straßen baut, erntet Verkehr...
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Mobilität neu denken: Mit dem herkömmlichen Fahrrad, dem E-Bike, dem Tandem, dem Handbike, den Skirollern, mit der Standseilbahn oder zu Fuß: der Mendelpass mutiert im Rahmen der europäischen Mobilitätswoche (16. 9. – 22. 9) zum Übergang in eine neue bessere Zeit und Welt. Echt fortschrittlich. Foto: SALTO
Zunehmende Spaß-Fahrten, wobei Motorräder und Oldtimer die Pässe immer häufiger in eine Lärm- und Abgaskulisse verwandeln geben Anlass zur Sorge, lautet der allgemeine Tenor, mehr „Rücksicht auf Natur, Umwelt und Menschen“ seien gefragt. Dazu Uwe Roth: „Südtirol hat natürlich auch nochmal die Besonderheit, dass sehr großer Andrang an Touristen und Touristinnen hier auch vorherrscht. Das haben wir auch in anderen Alpenregionen, aber hier ist es schon nochmal besonders krass.“ Mit dem autofreien Radtag auf die Mendel wird seit 2007 die sanfte Mobilität gefeiert, um – insbesondere heuer – auf die absurde Situation anderer Passstraßen aufmerksam zu machen.
„Letztes Jahr hatten wir das erste Mal am Timmelsjoch mehr als 100.000 Motorradfahrer und es müssen dringend Maßnahmen getroffen werden“, meint Florian Trojer, Geschäftsführer des Heimatpflegeverband Südtirol, „es geht darum die Anwohner in den Tälern zu entlasten.“ Die Präsidentin des Dachverband für Natur- und Umweltschutz Elisabeth Ladinser ist als Mitinitiatorin dieser Veranstaltung natürlich auch bei der 19. Ausgabe dabei und kam mit Cipra-Präsidenten mit dem Rad auf den Pass und wirft folgende Fragen in die Passlandschaft „Jeder Einzelne muss sich überlegen, muss ich ins Auto steigen? Ist eine Fahrt, die ich jetzt mit dem Auto mache, wirklich notwendig? Kann ich diese Fahrt zu Fuß mit meinen Beinen, mit meiner Energie ersetzen? Kann ich das Fahrrad nehmen? Kann ich ein öffentliches Nahverkehrsmittel nehmen?“
Am Mendel(s)pass: Auf der Mendel florierte der frühe Tourismus um 1900. Heute ist es ruhig geworden. Außer wenn laute Motorräder und Autotouristen über den Pass durchziehen. Foto: SALTOAuch Georg Simeoni vom Alpenverein Südtirol ist am Pass anzutreffen. „Es werden immer noch Straßen auf Teufel komm raus gebaut, es werden Tunnels gebaut und, und, und“, beklagt er, „es wird verlangt, dass man Straßen ausbaut, damit man den Verkehr leichter durchbringt. Ich meine, das ist eine alte Weisheit, wer Straßen baut, erntet Verkehr. Und von dem her gesehen, glaube ich, dass da schon irgendwann die Politik auch dementsprechend reagieren muss.“ Der Ball liegt schon seit Jahren bei den politischen Entscheidungsträgern. Die einzige und hoffentlich baldige Lösung: mehr Geld für Fahrradmobilität und mehr Sensibilität für Menschen, die aus Überzeugung und Respekt vor der Natur auf Auto und Motorrad verzichten.
Im nächsten Jahr feiert der Radtag zum Mendelpass sein 20. Jubiläum. Und wer weiß – vielleicht bald sogar öfter als einmal im Jahr …
(c) SALTOMore articles on this topic
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