Margesin: Sieben Frauen wären ein Erfolg
Frau Margesin, schon erholt vom heimtückischen Anschlag in Passeier, bei dem die Windschutzscheibe Ihres Autos mit Öl beschmiert wurde?
Angelika Margesin: Ja, das habe ich gewissermaßen wieder ad acta gelegt. Das Auto ist gewaschen und wieder sauber, und nach den Wahlen werde ich die Fensterscheibe aus- und wieder einbauen lassen, weil noch Reste von Öl drinnen geblieben sind.
Nimmt frau so etwas persönlich oder sind das Dinge, die in einem Wahlkampf einfach passieren?
Ich nehme es eigentlich nicht persönlich, sondern denke, das ist einfach gegen die Partei gegangen. Ich hatte eine SVP-Werbung auf dem Auto, und vermute einmal, das war der Grund. Also jedes andere Auto, das die Werbung darauf gehabt hätte, wäre genauso betroffen gewesen.
Sie haben in den vergangenen Woche nicht nur für sich Werbung, sondern als Vorsitzende der SVP-Frauen generell für mehr Frauen in der Politik gemacht. Wie ist diesbezüglich die Stimmung im Land?
Nun, es gibt natürlich noch immer die Männer, die erklären, dass Frauen hinter den Herd gehören. Und in manchen Diskussionen merkt man einfach von Beginn an, dass ohnehin keine Chance besteht, irgendetwas an solchen Einstellungen zu ändern. Doch generell ist die Stimmung gegenüber Frauen keineswegs negativ. Ich habe relativ oft die Rückmeldung erhalten, dass – Männer wie Frauen – diesmal Frauen wählen wollen. Auch weil es ein so großes Angebot gibt und man ihnen eine Chance geben will.
Das heißt, der negative Wahlkampfstart für die SVP-Frauen infolge der unglücklichen Handhabung der Quote auf Bezirksebene ist vergessen?
Ja, ich habe wirklich den Eindruck, dass das kein Thema mehr ist. Was mich auch freut ist das Feedback, dass die SVP-Frauen geschlossen auftreten. Das scheint sogar viele zu überraschen, da man Frauen offenbar unterstellt, dass sie weniger teamfähig sind als Männer.
Dabei wurde ihre Teamfähigkeit mit der Kandidatur von Marie Måwe ziemlich strapaziert...
Bis zu ihrer definitiven Nominierung war der Fall Måwe für die Frauen weder förderlich noch gut. Diese ganze Diskussion, die sich um Frau Måwe gedreht hat – das kann es wirklich nicht sein. Es geht hier schließlich um Politik. Solche Diskussionen würde es bei Männern nie geben. Aber klar, in dem Fall haben auch noch viele andere Faktoren zur breiten Diskussion beigetragen, wie die fehlende Staatsbürgerschaft und dass sie keine „alte SVP-lerin“ ist.
Sie sagen, bis zu definitiven Nominierung. Heißt das, jetzt ist Marie Måwe für die SVP-Frauen kein Problem mehr?
Nun ist es ein Fakt, dass sie eine von uns ist, und damit ist die Sache für die Frauen auch gegessen glaube ich. Wir haben schließlich die verschiedensten Frauen auf der Liste, und jede ist irgendwie anders und einzigartig. Und in einem Vorzugsstimmensystem ist es nun einmal so, dass jede und jeder für sich arbeitet und versucht, möglichst viele WählerInnen für sich zu gewinnen. Wir waren allerdings als SVP-Frauen auch oft gemeinsam unterwegs – und jetzt werden wir in der letzten Woche noch Gas geben, um möglichst viele Menschen davon zu gewinnen, dass sie auch Frauen ihre Stimme geben. Dann werden wir sehen, ob es der Einsatz belohnt wird und die Frauen einen Schritt weiter kommen.
Diesmal gibt es über die Quote erstmals ein Drittel Kandidatinnen. Hoffen Sie nun auch auf ein Drittel beim Wahlergebnis?
Ich wünsche mir natürlich, dass so viele Frauen wie möglich in den Landtag einziehen. Wenn ich jetzt einmal nur für die SVP-Frauen spreche: Bei den letzten Wahlen wurden fünf Frauen gewählt, mit Julia Unterberger und Martina Ladruner sind zwei nachgerückt. Also ich würde sagen, wenn wir diese sieben halten können, wäre es schon ein toller Erfolg. Immerhin treten von den 12 SVP-Kandidatinnen neun erstmals an. Und wir haben diesmal sicher generell eine besondere Wahl, mit dem neuen Spitzenkandidatin und insgesamt 24 neuen KandidatInnen.
Diesmal wird der Frauenanteil im Landtag auch erstmals auf die Zusammensetzung der Landesregierung auswirken. Sind die Zeiten, in denen nur eine Frau in Südtirols Landesregierung sitzt, nun definitiv vorbei?
Ich denke, es ist wirklich Zeit, dass sie vorbei sind. Und es würde auch nichts dagegen sprechen, sie auch ohne den entsprechenden Frauenabteil im Landtag zu zu beenden. Aber natürlich wird der Druck ein ganz anderer, wenn möglichst viele Frauen – aller Parteien – gewählt werden.