Nix Wahlgeheimnis, nix Beichtgeheimnis, keine Scheu?, frage ich den Österreicher. Ist ja nicht selbstverständlich, dass jemand SPÖ wählt heutzutage. Gefährlich ist es noch nicht. Jo eh, meint er und erzählt, dass er bisher Grün gewählt hat, diesmal aber meinte, die SPÖ stärken zu müssen. Das mit dem Wahlgeheimnis ist eh so ein Problem, sinniert er weiter. Natürlich schützt es die freie Meinung. Einerseits.
Andererseits wäre es gut, wenn die Menschen zu dem stünden, was sie denken, auch zum Kreuz in der Wahlkabine. Sonst wiederhole sich, was hinlänglich bekannt ist: Niemand will es gewesen sein. Das war schon zu NSDAP-Zeiten so, sagt er. Als Berlusconi hierzulande groß herauskam, wollte ihn auch niemand gewählt haben, ergänze ich.
Niemand will es gewesen sein. Das war schon zu NSDAP-Zeiten so, sagt er.
Die Wahlkabine ist vergleichbar mit einem Beichtstuhl. Man geht hinein, schließt hinter sich zu, und niemand wird je erfahren, was war. Staat oder Kirche müssen dicht halten. Jeder Einzelperson aber steht es frei, zu erzählen, dass sie im Beichtstuhl eine Lüge gestanden oder dass sie in der Wahlkabine die Partei X angekreuzt hat. Ist ja nix dabei.
Wäre ja auch nix dabei, wenn eine Frau sagen würde, dass sie eine Frau liebt, wenn ein Mann sagen würde, dass er sich fürchtet, wenn eine Mutter gestehen könnte, dass sie's nicht mehr schafft, und wenn ein Politiker zugeben täte, dass er einfach nur ratlos ist. Vorübergehend. Ist ja nix dabei. Und es wär mal was anderes. Alsodann....