Darwin: Letzte Hoffnung Arabische Emirate
Ein knappes halbes Jahr bedient die Schweizer Fluglinie Darwin Air nun den Bozner Flughafen und das Urteil ihrer Stammkundschaft könnte nicht eindeutiger ausfallen: „Die Darwin ist das Schlimmste, das es gibt“, fluchte Karl Zeller, als er vor drei Wochen fast die Senatsausschuss-Sitzung über den Abstimmungsmodus zum Ausschluss von Silvio Berlusconi versäumte. Zwischen „Tragödie“ und „Schweinerei“ schwankt auch Kammerabgeordneter Manfred Schullian, der erst am Mittwoch Abend wegen eines neuerlichen 24-stündigen Ausfalls der Bozen-Rom-Flüge seine Teilnahme an einer Podiumsdiskussion des KVW in letzter Minute absagen musste. „Ich habe aufgegeben zu zählen, wie oft mein Flug schon abgesagt wurde“, sagt er. Wer in Rom mit einem Darwin-Ticket einchecke, ernte in jedem Fall ein mitfühlendes Lächeln. „Denn dort wissen sie schon, dass man zu denen gehört, die höchstwahrscheinlich nicht abfliegen.“ Kurzum: „An dieser Gesellschaft ist mit Sicherheit nur der Sitz schweizerisch“, so Schullian.
Dass seit nach dem eben erfolgten Einstieg der Etihad Airways ein Drittel der Darwin in Hand der arabischen Emirate ist, lässt beim Vize-Präsidenten der Flughafengesellschaft ABD Gianfranco Jellici zumindest wieder so etwas wie Hoffnung aufkommen. Denn die Araber bringen nicht nur frisches Geld und ein breites Verbindungnetz auf wichtigen internationalen Hubs , sondern auch vier neue Flugzeuge mit. „Eines davon soll nun in Rom geparkt werden und auch als Reserve dienen, wenn es auf der Verbindung nach Bozen Ausfälle gibt“, sagt der mittlerweile pensionierte Chef des Transportressorts.
Wie viele Ausfälle es seit der Wiederaufnahme des Flugbetriebes in Bozen gab, kann der ABD-Vize-Präsident nicht sagen. Klar ist aber auch für ihn, dass die Schweizer Gesellschaft dem Land bislang einen schlechten Service geliefert hat. „Wir sind wirklich müde, weil wie einen Haufen an Ressourcen und Energie verschwenden, um die Situation zu verbessern und die Leute zufrieden zu stellen, doch ständig an unternehmerischen Unzulänglichkeiten scheitern“, so Jellici. Ein Teil der Ausfälle sei auf ungünstige Wetterverhältnisse, die mangelnde Erfahrung der Fluggesellschaft mit den schwierigen Flugbedingungen in Bozen und auch die etwas größeren Flugzeuge zurückzuführen, mit denen Darwin im Vergleich zu Air Alps fliege. Viele Probleme könnten aber innerhalb kürzester Zeit behoben werden, wenn Darwin wie vertraglich vereinbart eine Werkstatt vor Ort hätte. „Doch nachdem es diese immer noch nicht gibt, bleiben die Maschinen selbst bei banalen Problemen wie beispielsweise zu wenig Öl am Boden.“ Diesbezüglich gibt es laut Jellici nun zumindest die Zusage, dass innerhalb des Jahres ein Mechaniker in Bozen eingesetzt wird.
Zumindest für alle jene, die nicht von Bozen aus fliegen, bringt die schlechte Bedienung der Strecke indirekt Ersparnisse. Denn jeder ausgefallene Flug wird von den insgesamt 1,6 Millionen Euro abgezogen, mit denen das Land den Flug Bozen-Rom jährlich bezuschusst. Überall dort, wo der Ausfall mit einem direkten Verschulden des Unternehmens in Zusammenhang steht, zahlt die Gesellschaft laut dem Vertrag mit dem Land zusätzlich Sanktionen. Diese stehen laut Jellici derzeit für rund ein Dutzend Flüge zur Diskussion.
Allerdings wird es vermutlich bald weitere Mittel für eine Verbindung von Bozen mit Düsseldorf brauchen. Denn um die laut dem ABD-Vizepräsidenten von „Politik und Wirtschaft dringend gewünschte“ Verbindung in Richtung Norden zu gewährleisten, steht die Flughafengesellschaft derzeit in Verhandlung mit mehreren Fluggesellschaften. Warum aber überhaupt Düsseldorf? Weil es bei der ersten Präferenz Frankfurt zu viele Hindernisse gäbe, meint Jellici. Außerdem biete Düsseldorf nicht nur einen Anschluss zu vielen europäischen Flughäfen wie Berlin, Hamburg oder Madrid, sondern sei auch für viele Unternehmer strategisch günstig gelegen. Das Darwin auch in dem Fall zum Zug kommen wird, sei zwar nicht gänzlich auszuschließen; die Wahrscheinlichkeit scheint aber nach den Erfahrungen des letzten Halbjahres äußerst gering. Schließlich dürften die Verantwortlichen des Landes ausreichend mit fluchenden Parlamentariern versorgt sein.