Economy | Solland Silicon

"Dafür werden alle haften müssen"

Das Konkursverfahren über die Solland Sillicon in Sinich ist eröffnet. Und jetzt? Antworten von AGB/CGIL-Gewerkschafter Stefano Schwarze.
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Foto: Stefano Schwarze

Salto.bz: Herr Schwarze, die Entscheidung ist gefallen: Richterin Francesca Francesca Bortolotti hat das Konkursverfahren über die Solland Silicon  eröffnet. Ist das eine gute oder schlechte Nachricht für die verbliebenen 106 Beschäftigten?
Stefano Schwarze: Es ist nicht gerade so, dass sie darüber jubeln, doch letztendlich ist es auch eine Art von Befreiung. Nach all dem vergeblichen Warten und Hoffen ist nun endlich Klarheit da, und da ist besser als ewig im Stand bye zu verharren. Noch dazu, da ein Großteil der Arbeiter, also jene die in Lohnausgleichkasse sind, ohnehin seit August keinen Euro mehr gesehen hat, da die Firmenleitung nicht einmal fähig war, ihre Daten dem INPS zu übermitteln.

Was konkret bedeutet das Konkursverfahren nun für die Zukunft des Werksgeländes in Sinich?-
Wenn wir es in Quadratmetern betrachten, sind etwas zwei Drittel des Werkgeländes vom Konkurs betroffen. Nichts damit zu hat dagegen die Produktion von monokristallinem Silicium, die weiterhin in Hand SunEdison bzw. ab Jänner 2016 ihres neuen Besitzers GlobalWafers aus Taiwan ist. Dort arbeiten die 260 Beschäftigten weiter wie gehabt. Und was das Konkursverfahren konkret bringt, wird sich nun zeigen. Ich bin in jedem Fall immer noch der Meinung, dass es in Sinich ein Potential gibt.

Sie meinen, dass jemand das Werk aus der Konkursmasse übernehmen könnte?
Ja, denn das Silizium das hier in Sinich hergestellt wurde, hat wirklich eine Qualität, die weltweit ihresgleichen sucht. Der Maschinenpark ist ebenfalls noch sehr gut, nachdem SunEdison vor dem unverständlichen Deal mit Pugliese noch viel investiert hat. Um wieder durchzustarten, bräuchte es eben jene Anfangsinvestitionen, die Massimo Pugliese nie gemacht hat, obwohl er dafür auch Gelder von Seiten der SunEdsion erhalten hatte. Und dann gibt es nun natürlich Außenstände für Gehälter und anderen Forderungen, die rund 20 bis 30 Millionen Euro betragen sollen.  Doch im Gegensatz zum Meraner Bürgermeister denke ich nicht, dass wir hier auf einem wandelnden Pulverfass sitzen. Man müsste allerdings die polykristalline Schiene von der Solarzellenproduktion auf Halbleiter umstellen, da gibt es einen Markt.

Doch es gab bereits in der Vergangenheit immer wieder Hoffnung auf mögliche Käufer, die sich dann alle zerschlagen haben...
Ja, aber Pugliese hat auch immer unmögliche Preisforderungen von angeblich über 80 Millionen Euro gestellt und damit Interessenten vertrieben. Vielleicht bringt auch die Übernahme von SunEdions durch GlobalWafers neue Perspektiven.

Sie waren jetzt alle die Jahre bei vielen Verhandlungen dabei. Was ist schief gelaufen in Sinich?
Das größte Problem war sicherlich der Deal, den SunEdison 2014 mit Massimo Pugliese eingefädelt hat. Wir waren damals in Rom im Wirtschaftsministerium ja auch dabei und hätten natürlich auch unsere Unterschrift verweigern können. Doch das Land, und Dr. Sinn und SunEdion schienen alle zufrieden, und ich habe mir damals gedacht, dann werden wohl wir falsch liegen. Doch ich habe schon damals gesagt, wir haben jetzt etwas durchgewunken, dass keinen Sinn macht. Denn dass Massimo Pugliese nicht ganz koscher ist, war schon lange klar, bevor die Sache nun endgültig gescheitert ist. Und das können nun alle drehen, wie sie wollen: Das hat jeder gewusst, dass er nicht imstande sein würde, durchzuziehen, was vereinbart worden war.

Warum hat dann das Land ihrer Meinung nach in den Deal eingewilligt?
Weil SunEdison sonst Mobilität beantragt hätte, und die Situation auf dem Arbeitsmarkt damals schon angespannt genug war. Das wäre der sprichwörtliche Tropfen gewesen, der das Fass zum Überlaufen gebracht hätte, und deshalb hat man eigewilligt. Doch dafür werden nun alle haften müssen, sei es die SunEdison, sei es das Land.