Simply the best
Na also, wir haben ihn wieder zurück. Nach dem zwischenzeitlichen Absturz von Südtirols Landeshauptstadt im bekannten Lebensqualität- Ranking des Wirtschaftsblattes Il Sole – 24 ore holt sich Bozen in der aktuellen Ausgabe wieder den Titel des Klassenbesten zurück. Das fünfte Mal Gold in 26 Jahren, oder von Platz 10 zurück auf Platz 1 – das ist die frohe Botschaft, mit der die Weihnachtswoche beginnt. Eine Beruhigungspille für alle jene, die die Landeshauptstadt nur mehr mit Niedergang, Kleinkriminalität und Bettlern verbinden. Und Grund genug stolz zu sein – nicht nur für die Politik, Verwaltung und Unternehmen, sondern auch für alle BürgerInnen und Bürger, die Teil dieser Erfolgsgeschichte sind, finden auch die drei Grünen Landtagsabgeordneten Brigitte Foppa, Hans Heiss und Riccardo dello Sbarba.
Denn wer zur lebenswertesten Stadt Italiens gekürt wird, muss gleich in mehreren Kategorien etwas zu bieten haben, wird in der Online-Infografik des Sole deutlich. Dort besticht unsere Provinz allen voran mit einem höheren finanziellen Lebensstandard und mit überdurchschnittlichen Geschäfts- und Arbeitsbedingungen. Eine Beschäftigungsrate von 71 % gegenüber dem nationalen Durchschnitt von 56 %; trotz Sparkassen-Krise nur 5,7 % der Kredite notleidend (weniger als ein Drittel des nationalen Durchschnitts); 2660 Euro Konsum pro Familie, das sind rund 700 Euro mehr als die durchschnittliche italienische Familie ausgibt; Top-Lebenserwartung der Bevölkerung, die ganz nebenbei wie in keiner anderen Provinz Italiens am Veranstaltungsleben teilnimmt. Das sind nur einige der Beispiele aus dem aktuellen Index, der auch Landeshauptmann Arno Kompatscher jubilieren lässt. Er führt das hervorragende Ergebnis auf die gute autonome Verwaltung des Landes zurück.
Bestätigung für Autonomiemodell
Auch die wirtschaftlichen Maßnahmen seiner Regierung würden bereits Auswirkungen in dem Ranking zeigen – etwa bei der Arbeitslosenrate, die wieder unter die Schwelle von 4 % gesunken ist. Kompatscher nutzt die aktuelle Studie aber auch als generelle Bestätigung des Erfolgsmodells Autonomie: Dieses ermögliche der öffentlichen Verwaltung näher an der Bevölkerung und ihren Bedürfnissen zu sein und damit eine unmittelbare Kontrolle und Handlungsmöglichkeiten gemäß dem Subsidiaritätsprinzip zu haben.
Gebremst wird die Euphorie laut den Grünen aber von einem näheren Blick auf einzelne Kategorien des Rankings. So relativiere sich die Erfolgsgeschichte in Bereichen wie „Dienstleistungen und Umwelt“, wo die Provinz von Platz 20 auf Platz 22 abrutscht oder Öffentliche Sicherheit (Platz 12 auf Platz 32). „Vor allem aber verdeckt die Top-Platzierung die soziale Schieflage, die aus der jüngsten ASTAT-Studie hervorgeht“, schreiben die Grünen. „Mit 87.000 Personen oder rund 16 % der Bevölkerung, die an oder unter der Armutsgrenze leben und einem im Vergleich zu Deutschland deutlich erhöhten Index an sozialer Ungleichheit platziert sich die italienische und europäische Spitzenregion Südtirol in sozialer Hinsicht im europäischen Mittelfeld.“ Arbeitslose, Alleinerziehende, viele Frauen, Jugendliche und vor allem ältere Menschen würden wenig von der Lebensqualität spüren, die Il sole 24 ore am Montag preist. Das zeige sich auch am 43. Rang, den die Provinz beim Wert der Renten belegt – oder Platz 7, was die Höhe der Wohnungspreise betrifft. „An der Behebung dieser Schwächen ist mit allem Nachdruck zu arbeiten, wenn unser Land nicht nur Ranglisten anführen soll, sondern auch allen im Land Ansässigen hohe Lebensqualität und soziale Gerechtigkeit bieten soll“, so die Grünen.