Economy | Arbeitsmarkt

Würth: „Da bleibe ich lieber, bis das Schiff sinkt"

Banges Warten bei fast 700 Würth-Beschäftigten in Neumarkt. Die entscheidenden Verhandlungen der Gewerkschaften mit der Unternehmensleitung starten erst kommende Woche. Einstweilen stellt sich so mancher Mitarbeiter auf das Schlimmste ein.

Abwarten und hoffen – das heißt es weiterhin für fast 700 Würth-Beschäftigte in Neumarkt. „Wir werden uns erst im Laufe der kommende Woche mit der Firmenleitung treffen“, sagt Alex Piras vom ASGB. Denn die Gewerkschaften hätten darauf gepocht, sich direkt mit Würth Italia-Geschäftsführer Nicola Piazza persönlich an den Verhandlungstisch zu setzen. „Und auf der Ebene dauert es eben ein wenig.“ Das Ziel der Verhandlungen heißt laut Piras die Zahl von 120 so weit wie möglich nach unten zu drücken. Denn auch wenn die Unternehmensleitung in ihrer bisherigen Kommunikation ihren Antrag auf Mobilität möglichst weit vom Begriff Entlassungen weg zu rücken versuchte, ist laut dem ASGB-Gewerkschafter klar: „Diejenigen, die auf die Mobilitätsliste kommen, sind effektiv entlassen.“

Fraglich ist für ihn auch, wie viele der Beschäftigten tatsächlich aus freien Stücken das Angebot auf Mobilität annehmen, mit dem das Unternehmen die Härtefälle möglichst einzuschränken versuchen. „Irgendwann ist der kritische Punkt sicher erreicht“, sagt Piras. Bislang sind aber bereits so einige auf das Angebot eingestiegen, sagt Würth-Mitarbeiter Alex Rattin. „Vor allem solche, denen nur noch ein paar Jahre bis zur Rente fehlen.“ Er selbst hat aber keinerlei Absichten seinen Job im Magazin der Neumarkter Niederlassung aufzugeben. „Wenn wir wirklich gehen müssen, bleibt uns ohnehin nichts anders übrig“, sagt er. Doch gerade angesichts der derzeitigen Lage auf dem Arbeitsmarkt, gehe er nicht freiwillig von Bord. „Da bleibe ich lieber, bis das Schiff sinkt.“

Die Angst, dass die Neumarkter Würth-Niederlassung am Ende doch noch ganz schließen könnte, ist also trotz gegenteiliger Beteuerungen der Unternehmensleitung nicht ganz vom Tisch. „Wenn es wirtschaftlich so weiter geht, kann man es wohl nicht ausschließen“, meint der Arbeiter. Sorgen in die Richtung bereitet ihm vor allem die zunehmende Verlagerung von Aufträgen in die Würth-Niederlassung in Rom. „Alle Aufträge unter Mailand werden mittlerweile von Rom aus gemacht“, sagt er. Für Neumarkt habe das praktisch eine Halbierung der Arbeit gebracht. „Und die Krise hat dann noch den Rest gegeben.“ Einfach schade, findet das der Kurtschatscher. „Denn immerhin war die Würth vorher ein Riesen-Imperium bei uns, die haben das halbe Dorf verbaut und angestellt.“