Culture | Kurzportrait

"Für uns ist Kafka ein Discohit!"

Prager "Artivisten" stellen sich vor

Im Februar hat sich salto arts den Kollektiven verschrieben: hier ein Fundstück aus dem Netz (Auszug aus "Tracks"/arte) über eine politisch engagierte Künstlergruppe aus Tschechien.

Ztohoven versammelt zwischen 20 bis 100 AkteurInnen, die alle unter Pseudonymen agieren (die Polizei steht nicht selten vor ihrer Tür). Regisseur, Street Artist, Anthropologe, Tätowierer usw. - so setzt sich die Kombo zusammen. Ztohoven kann mehrfach gelesen werden - die Gruppe liebt Wortspiele: als Z toho ven ("Der Ausweg"), oder Sto Hoven ("100 Scheißhaufen"). Sie selber übersetzen den Namen ins Englische so: "Aus Scheiße" oder "Vom Scheiß raus" (Out of shit). Die Qualität der künstlerischen Arbeit ist ihnen sehr wichtig, daher tauchen sie oft für Jahre unter und erschrecken die vergessliche Öffentlichkeit danach umso wirksamer.

Hier eine Auswahl ihrer Guerilla-Aktionen: alle Werbeplakate im Prager U-Bahn-System über Nacht mit eigenen Plakaten austauschen, wo nur ein Fragezeichen und ihre Webpage drauf war ("Subconscious rape", 2003), eine Atomexplosion im Frühstücksfernsehen faken ("The Media Reality", 2007) und mit gefälschtem Pass wählen, reisen und heiraten ("Citizen K.", 2010). 2012 gelang es ihnen, auf die Mobiltelefone von 585 Regierungsmitgliedern, dem Präsidenten selber sowie ausgewählten Journalisten mit einer SMS zuzugreifen, die parteiübergreifend für eine moralische Reform der tschechischen Politik plädierte (die Telefonnummern - inklusive jener des Präsidenten - wurden als Teil einer Ausstellung im November 2012 veröffentlicht).

Unbedingt anschauen: