Ein blaues Wunder und noch viel mehr…
Der Laie denkt bei dem Wort „Textil“ sofort an Mode und Fashion. Dabei arbeiten in diesem Feld eine Vielzahl an spezialisierten Fachkräften wie Weber, Sticker, Stricker, Taschner, Teppichmacher, Textilrestauratoren und viele mehr. Einige dieser Berufsbilder sind am Aussterben, andere wieder im Kommen. Was sie gemein haben ist, dass sie im kollektiven Gedächtnis bereits in Vergessenheit geraten sind.
Deshalb gibt ihnen die Europäische Textilakademie mit dem internationalen Festival für textiles Handwerk, Kunst und Design seit einigen Jahren – mittlerweile sogar zweimal jährlich – eine Bühne. Vom 25. bis 27. März eröffnet sie bereits zum 6. Mal einen internationalen Marktplatz für die Begegnung zwischen Handwerk, Kreativität und Design im Herzen Bozens.
In Südtirol gibt es bereits viele erfolgreiche Manufakturen, aber auch viele junge Künstler*innen und Handwerker*innen, die ein Schattendasein führen.
„Das Festival ist mit der Grundidee entstanden, eine Plattform für textiles Handwerk, Kunst und Design zu schaffen“, erklärt Richard Vill, Präsident der Europäischen Textilakademie. „In Südtirol gibt es bereits viele erfolgreiche Manufakturen, aber auch viele junge Künstler*innen und Handwerker*innen, die ein Schattendasein führen“, so Vill weiter, „Hier können sie ihre Arbeit und ihre Produkte präsentieren und verkaufen.“ Im Laufe der letzten Jahre hat es sich als der Branchentreffpunkt für Kreative und Textilliebhaber*innen in Bozen etabliert.
Wurde es früher einmal im Jahr veranstaltet, findet es aufgrund des regen Interesses nun zweimal jährlich statt, zuletzt im Herbst 2021. „Wir haben eine Frühjahr/Sommer-Edition und eine für Herbst/Winter. Das macht Sinn, zumal manche Materialien, wie zum Beispiel Leinen, einer saisonalen Nachfrage unterliegen. An diesem Produkt besteht in der ersten Jahreshälfte deutlich mehr Interesse als in der zweiten“, weiß Richard Vill.
Besucher*innen können mit allen Sinnen die Produktvielfalt textiler Manufakturen von Mode- und Textildesigner*innen erleben und finden meist das, was sie suchen und noch viel mehr: Von Mode über Interieur und Kunst bis Schmuck.
Die Veranstaltung zieht zahlreiche Aussteller*innen und Besucher*innen aus dem In- und Ausland an und schafft damit eine Plattform für eine nachhaltige Produktion und Produkte von internationaler Bedeutung, die das Beste aus zeitgenössischem und traditionellem Handwerk und Kunstberufen und deren Verbindungen zur Welt des Designs fördert.
Mit dabei sind bekannte und erfolgreiche Manufakturen und vielversprechende Newcomer. Eine Gelegenheit für alle Designliebhaber*innen Einblick in die angesagten Textil- und Designthemen zu gewinnen und die neuesten Trends aufzuschnappen. In kreativer Atmosphäre kann man mit den Meister*innen ihres Faches in direkten Kontakt treten und am Konferenzprogramm und an Workshops zum Thema Handwerk, Design und Nachhaltigkeit teilnehmen.
Ein besonderes Highlight ist der Einblick, der in das edle Handwerk des Blaudrucks gegeben wird. Im historischen Tirol gab es knapp an die 100 Färber, heute keinen einzigen mehr. Mittlerweile zählen wir in ganz Mitteleuropa nur noch 17 Vertreter*innen dieser Berufskategorie.
Dabei erfreut sich diese jahrhundertealte Technik der Stoffveredelung heute wieder großer Beliebtheit und bietet viel Spielraum für moderne Interpretation. Dass der Handblaudruck eine besondere europäische Handwerkstradition und ein wertvolles, kulturelles Erbe ist, bestätigt auch seine Aufnahme in die Liste des Immateriellen Kulturerbes der Menschheit der UNESCO. Deshalb sollen auch die Besucher*innen des Festivals das blaue Wunder erleben dürfen. Vier Vorführungen laden ein in die Kunst des Blaudrucks einzutauchen, einmal gleich zur Eröffnung der Ausstellung am Freitag um 16 Uhr, dann am Samstag um 15 und 17 Uhr und am Sonntag, den letzten Veranstaltungstag, um 11 Uhr.
Interior Design-Interessierte können bei der der TFI (Textile Festival Interieur) Einblick in die zukünftigen Einrichtungstrends gewinnen. Es warten interessante Fakten zur Wechselbeziehung zwischen Mode, Design und Handwerk.
Das Handwerk ist eine wichtige Komponente bei der Lösung wirtschaftlicher, gesellschaftlicher sowie sozialer Problemstellungen. Daher fehlt auch der Aspekt der Nachhaltigkeit nicht, der sich wie ein grüner Faden durch das gesamte Veranstaltungsprogramm zieht.
Und weil das Festival auch wirklich alle Sinne ansprechen und nicht in Konkurrenz zum gemütlichen Wochenendbrunch oder Aperitif mit Familie oder Freunden stehen soll, kommt auch das leibliche Wohl nicht zu kurz. Kleine Gaumenfreuden, Kaffee und ein gutes Glas Wein laden zum Verweilen ein.
Das Festival startet am Freitag um 16 Uhr und geht bis 21 Uhr. Samstag und Sonntag öffnen die Türen um 10 Uhr und schließen am Samstag um 19 Uhr und am Sonntag um 18 Uhr. Tickets dafür gibt’s entweder online oder direkt an der Tageskasse zum Preis von 7 Euro pro Eintritt.