Friedrich Gurschler Plastik - Graphik / scultura - grafica
Friedrich Gurschler
Sein Werk ist wie sein Leben
Zum 90. Geburtstag von Friedrich Gurschler veranstaltet das Kuratorium Schloss Kastelbell eine Ausstellung, in der einerseits ein Resümee seines bisherigen Schaffens vermittelt wird, andererseits aber vor allem auch neue Werke vorgestellt werden. Gleichzeitig erscheint in der Verlagsanstalt Athesia Bozen ein von der Tochter des Künstlers, Anna Maria Gurschler, gestalteter Bildband mit einem Text von Gert Ammann. Der Abbildungsteil bietet einen repräsentativen Querschnitt der Skulpturen und Holzschnitte, in dem die nach 2008 entstandenen Skulpturen im Vordergrund stehen. Biografie, Bibliografie (Auswahl), Ausstellungsverzeichnis und Werkkatalog sind auf den aktuellen Stand gebracht.
Die reifen „jüngsten“ Werke fügen sich in logischer Konsequenz der Reihe seiner früher entstandenen Skulpturen ein. Friedrich Gurschler ringt in seiner Bilderwelt stets mit den unmittelbar in der Natur vorgegebenen Motiven von Landschaft, Tier und Mensch, entwickelt ein seiner Mentalität adäquates Formengut, negiert die Nähe zur Wirklichkeit nicht, manifestiert aber in der Umformung ein neues, ihm eigenes Vokabular. Er bewegt sich auf der Suche nach neuer Verwirklichung von Ideen zu einer immer stärker komprimierten Plastizität. Sein Werk ist daher wie sein Leben, also stets in Bewegung, im Ausloten neuer Möglichkeiten von plastischen Dimensionen. In seinem Lebensraum manifestiert er seine sakralen Werke als Wegweiser des Glaubens und die profanen Denkmäler als Symbole des Lebens.
In der Tierskulptur spürt man seine scharfe Beobachtungsfähigkeit, ein subtiles Gefühl für Bewegung, Statik und Verhalten sowie seine daraus resultierende Formungsgabe. Dies gelingt ihm nur durch genaues Studium der Anatomie und der Bewegungsabläufe sowie der „Mentalität“ der Tiere. Eine abstrahierte Körperlichkeit erfährt die weibliche Figuration: Die Akte sind in ihrer Dehnung und formalen Subtilität wie dem Dasein abgewandt, strahlen aber im Antlitz eine stille Anmut und damit Leben aus. Gurschler thematisiert das Porträt, meist von Familienmitgliedern, aber auch die „offiziellen“ Bildnisse vermitteln eine Sensibilität des Schauens und Bildens.
Friedrich Gurschler manifestiert seinen Formenkanon vielleicht am stärksten im religiösen Bildwerk: Gepaart mit der archaischen Strenge wachsen verinnerlichte Menschenbilder im „Gekreuzigten“, „Auferstandenen“ oder im „Christus mit den vier Evangelistensymbolen“. Natürlich ist ihm die Nähe zu den in seiner Heimatregion erhaltenen Skulpturen aus der Romanik und Gotik gegenwärtig, ihm gelingt aber die Umformung in seine Zeit, in seine Bildsprache. Er hat die Gabe, diese Botschaften in formabstrahierter Weise zu expressiv wirkenden Bildern bewusst zu machen.
Prof. Gert Ammann
Schloss Kastelbell: 21. April – 9. Juni 2013
Di – Sa: 14.00 Uhr – 18.00 Uhr
Sonntags und feiertags: 11.00 Uhr – 18.00 Uhr