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Economy | Covid 19

"Ein Milliardendeal für Betrüger"

Der Corona-Virus hat in Sachen Schutzmasken-Handel eine regelrechte Piraterie beflügelt, in der Grenzen keine Rolle mehr spielen.
Wer glaubt, dass chinesische Covid-Masken und Schutzkleidung nur in Südtirol zum politischen Streitobjekt werden, wird umdenken müssen.
Denn die Atemmasken, die noch vor wenigen Monaten um einige Cent zu haben waren, sind zur begehrten Mangelware aufgestiegen. Bei deren Beschaffung ist Skrupellosigkeit offenbar zur Norm degradiert. So wurde letzthin in Rom der Unternehmer Antonello Jeffi verhaftet. Er hatte eine Ausschreibung der nationalen Beschaffungsagentur Consip gewonnen und sollte für 24 Millionen Euro Schutzmasken seines vermeintlichen Unternehmens Biocrea liefern. Die Firma aber existierte gar nicht. Der Unternehmer sitzt seither in Haft.
Er ist nur einer von unzähligen Protagonisten einer schwer durchschaubaren Szene, die bei relativ geringem Einsatz enorme Gewinne verspricht.
Wer glaubt, dass chinesische Covid-Masken und Schutzkleidung nur in Südtirol zum politischen Streitobjekt werden, wird umdenken müssen
Die Region Latium hat letzthin einen Wettbewerb zur Lieferung von 94 Millionen Masken ausgeschrieben. Aber nur eines der am Wettbewerb beteiligten Unternehmen konnte 2,4 Millionen Masken liefern – einen Bruchteil der erforderlichen Menge. Die Entschuldigung der anderen: Ein angekündigter Cargo-Flug aus China war in Fiumicino nicht gelandet.
In Mailand wiederum hat die Polizei am 16. April über 20.000 Masken beschlagnahmt. Es handelte sich um Ware ohne Ursprungsbezeichnung, die von chinesischen Immigranten illegal zum Verkauf angeboten wurde. Im Lager einer Logistik-Firma in Mailand beschlagnahmte die Finanzwache weitere 110.000 illegale Masken. 
Der Corona-Virus und seine fatalen Folgen haben eine regelrechte Piraterie beflügelt, in der Grenzen keine Rolle spielen.
 
 
So wurde eine vom Bundesland Berlin bestellte Lieferung von Schutzausrüstung einfach in die USA umgeleitet. Es handelt sich um 200.000 Schutzmasken, die in Bangkok "konfisziert" wurden. Innensenator Andreas Geisel sprach von einem "Akt moderner Piraterie". Die rege Nachfrage und hohe Gewinne stimulieren Speditionsunternehmen auch dazu, neue Wege zu gehen.
So charterte etwa das Transportunternehmen Emmons Air & Sea  Flugzeuge in eigener Regie. Am 10. April landete der erste Vollcharter in Frankfurt. An Bord des umfunktionierten Flugzeugs befanden sich ausnahmslos Schutzmasken – auch im Passagierraum. Zwei weitere Charterflugzeuge aus Shanghai fanden über Ostern und am vergangenen Wochenende statt, vier weitere Flüge sind bereits gebucht.
Der Grund für diese Lastenflüge in Passagiermaschinen: Der weltweite Cargo-Flugverkehr ist völlig ausgebucht und die Preise für Flugfracht sind explodiert. In den vergangenen Wochen hat sich Preis, den man zahlt, verfünffacht.
Während man in einem Cargo bis zum 2.500 Euro für einen Kubikmeter Ware verlangt, kostet die Ladung in einem Passagierflugzeug rund 1.800 Euro pro Kubik. Deshalb sind auch immer mehr solche Flieger mit Schutzrüstung auf den Sitzen unterwegs.
 
 
Weil die internationalen Märkte für Schutzausrüstung leergefegt sind, nimmt der Konkurrenzkampf immer wildere Züge an.
Schwere Vorwürfe erheben französische Politiker gegen die USA. Der Präsident der Region Provance-Alpes-Cote d'Azur, Renand Musselier, beschuldigt die USA, bereits bestellte Schutzmasken vor dem Verladen weggekauft zu haben: "Es ist wahr, dass die Amerikaner auf dem Rollfeld ankamen, das Geld herausnahmen und drei oder viermal mehr für die Lieferung boten".
Auch der Regionalpräsident der schwer von der Coronavirus-Pandemie getroffenen Region Grand Est, Jean Rottner, erhob Vorwürfe gegen die USA: "Es ist wahr, dass die Amerikaner auf dem  Rollfeld ankommen, und
direkt vor Ort ein Mehrfaches für die Bestellungen bezahlen", sagte Rottner dem Radiosender RTL. Er sprach von einem "täglichen Kampf". 
Frankreich hat in China fast eine Milliarde Schutzmasken bestellt: Auch Baden-Württembergs Gesundheitsministerium äußerte ähnliche Kritik. Ministerpräsident Kretschmer sprach von "regelrechten Wildwest-Manieren". 
 
Eine neue Studie des angesehenen Politecnico in Turin veranschaulicht, was Italien auf dem Virus-Kampfplatz erwartet, wenn die Wirtschaft wieder hochgefahren wird und die Fabriken wieder ihre Tore öffnen:
"In totale, ogni mese in Italia i lavoratori avranno bisogno die 960 milioni di mascherine, di cui il 10 per cento potrebbe essere di tipo FFP3, 456 milioni di guanti, 2,1 milioni di termometri, 250.000 cuffie per capelli. Inoltre serviranno 175.000 termometri a infrarossi e 9 milioni di litri di gel igienizzante.
Kriminelle und Betrüger aller Couleurs reiben sich für dieses Fest bereits die Hände.
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Klemens Riegler Thu, 04/23/2020 - 18:27

... ich werde also dem Zerzer vorschlagen, die in den Magazinen eingelagerte Schutzausrüstung auf dem "Freien Markt" zu verkaufen. Es wird dann wohl nicht lange dauern bis ein neues Angebot mit perfekten und Inail-tauglichen Zertifikaten bei der Sanitätseinheit eingeht. Vierfacher Preis und ... siehe an .. diese Kartone hatten wir doch schon einmal hier. ... schmunzel!

Thu, 04/23/2020 - 18:27 Permalink