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Öffentliches Gesundheitswesen in Not

Das Südtiroler Gesundheitssystem hat enorme Probleme. Die Generalsekretärin der Fachgewerkschaft für die Öffentlichen Dienst ÖD FP des AGB/CGIL, Angelika Hofer, zieht Bilanz.
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  • Das Südtiroler Gesundheitssystem hat enorme Probleme. Die Generalsekretärin der Fachgewerkschaft für die Öffentlichen Dienst ÖD FP des AGB/CGIL, Angelika Hofer, zieht Bilanz.

    Chronischer Personalmangel und Arbeitszeiten, die sich nur schwer mit familiären Bedürfnissen zu vereinbaren sind, gehören zu den kritischen Aspekten des Südtiroler Gesundheitssystems.

    Für Hofer leidet der riesige Südtiroler Gesundheitsapparat seit jeher unter den Problemen des Personalmangels, wobei die Situationen durch das Hindernis des erforderlichen Zweisprachigkeitsnachweises noch zusätzlich belastet wird. Der Zweisprachigkeitsnachweises stellt eine notwendige Garantie für beide Sprachgruppen dar, ist leider aber auch ein Hindernis bei der Einstellung von Personal, das auf nationaler und europäischer Ebene immer knapper wird und daher keine Schwierigkeiten hat, anderswo eine Anstellung zu finden.

    Der Personalmangel, angefangen bei den Allgemeinmedizinern, ist gravierend, und ohne Neueinstellungen wird es nicht mehr möglich sein, den Bürgern eine angemessene Grundversorgung zu garantieren. Für die Gewerkschaft sind daher Investitionen in Personal und Ausbildung erforderlich. Derzeit fehlen in Südtirol bereits 80 Allgemeinmediziner, und angesichts des hohen Alters des medizinischen Personals, der künftigen Pensionierungen und der Überalterung der Bevölkerung wird sich die Situation noch verschärfen. Der öffentliche Dienst fordert daher Neueinstellungen, um die notwendige Dezentralisierung der Versorgung chronischer Krankheiten und eine echte Koordination zwischen Gesundheits- und Sozialdiensten einzuleiten.

    In Südtirol haben wir es mit einer Medizin der zwei Geschwindigkeiten zu tun, die der Privatisierung des Gesundheitswesens Vorschub zu leisten droht: Um das Recht auf Behandlung am Wohnort zu gewährleisten, müssen die inakzeptablen Wartezeiten angegangen werden. Diese begünstigen nämlich die Inanspruchnahme privater Dienste. Die Gewerkschaft hält es für inakzeptabel, dass Wohlhabende sich eine schnelle Behandlung leisten können, während diejenigen, die sich in finanziellen Schwierigkeiten befinden, warten müssen und manchmal auf eine Behandlung verzichten.

    All diese Umstände führt zu inakzeptablen Wartezeiten, was viele Nutzer verärgert und zu einer Zunahme der Aggressionen gegen das Gesundheitspersonal führt.

    Die Fachgewerkschaft für den Öffentlichen Dienst ÖDEME /FP verweist auf die Knappheit der Mittel, die für allgemeine Vertragsverhandlungen zur Verfügung stehen. In diesem Zusammenhang müsse es auch Platz für den Kollektivvertrag des allgemeinen Personals der Sanität geben. Leider seien die bereitgestellten Mittel derzeit völlig unzureichend, so Hofer.

    Die Fachgewerkschaft ÖD/FP besteht auf der von den Gewerkschaften gemeinsam geforderten Verkürzung der Wochenarbeitszeit für das gesamte Personal und nicht nur für bestimmte Berufsgruppen, wie es die Verhandlungsrichtlinien der Landesregierung im Gesundheitswesen vorsehen. Es ist notwendig, die Arbeit aller Beschäftigten im Gesundheitswesen und nicht nur bestimmter Berufskategorien aufzuwerten. Aus diesem Grund fällt es der Fachgewerkschaft ÖD/FP schwer, einen Vertrag zu befürworten, der nicht für das gesamte Gesundheitspersonal gilt. Zu den kritischen Punkten gehört auch das Fehlen eines wirklichen Dialogs am Verhandlungstisch, wobei es genügt zu sagen, dass die Gewerkschaft bisher noch nicht einmal einen Entwurf dessen gesehen hat, was die öffentliche Hand im Vertrag vorsehen will.

    Das Recht auf Gesundheit ist ein verfassungsmäßiges Recht, das die Gewerkschaft mit aller Kraft verteidigt und die lokalen Verwaltungen auffordert, ein öffentliches Gesundheitssystem in den Mittelpunkt zu stellen, das in der Lage ist, universelle Antworten auf die medizinischen Grundbedürfnisse zu geben.