Peter Burchia: „Look Back”
Peter Burchia macht es den HörerInnen nicht leicht. Die Songs sind leicht sperrig und erschließen sich nicht sofort. Er scheint etwas aus der Zeit gefallen, erinnert in Stimmung und Haltung der Songs auf diesem Album an die Singer/Songwriter der Folk- und Protestsong-Szene aus den Sechziger- und Siebziger Jahren. Aber damit wird vielleicht eine falsche, auf alle Fälle unscharfe und unvollständige Fährte gelegt, denn das Album passt sehr gut ins Heute. Die Songs sind schön und werden immer wieder durch die Arrangements in die Gegenwart geholt.
Die Songs von „Look Back” sind dem gängigen, süßen und bisweilen obsoleten Singer/Songwriter-Pop der letzten Jahre völlig entgegengesetzt.
Wobei mit Gegenwart nicht der Mainstream gemeint ist, denn die Songs von „Look Back” sind dem gängigen, süßen und bisweilen obsoleten Singer/Songwriter-Pop der letzten Jahre völlig entgegengesetzt.
Das beginnt schon mit der Produktion und den behutsamen Arrangements, die das Album immer wieder überraschend öffnen und neue Perspektiven auf die Musik gewähren.
Entstanden ist das Album im Atelier von Peter Burchia, der parallel zu seinem Musikerdasein auch als bildender Künstler arbeitet und darin eine eigenwillige, klar wiedererkennbare Ausdrucksform gefunden hatte. Im Rahmen der Listening-Session vor wenigen Wochen, zu der die lokale Presse geladen war, war zu erfahren, dass Burchia sehr klare Vorstellungen davon hatte, wie das Album entstehen sollte. Er wollte die Songs zu dem Zeitpunkt aufnehmen und einspielen, wenn er sich dazu fühlte. Mit Hilfe des Bozner Musikers Jürgen Winkler wurde ein Setup geschaffen, das ihm genau das ermöglichte. Es dauerte schließlich gute fünf Monate, bis die vorliegenden zwölf Songs in jener Form aufgenommen waren, mit der Burchia (und Winkler) zufrieden waren. Winkler selbst fügte in einem zweiten Schritt an manchen Stellen noch Bass und Keyboards hinzu und mischte das Album in einer sehr natürlichen, offenen Art und Weise, die der Stimme Burchias sehr viel Raum gibt und sie gleichzeitig in die Musik einbettet.
„Hillside” gehört mit „Sitting On A Chair”, „Things To Change” und dem wunderbaren, das Album beschließenden „Look Back” zu den Highlights des Albums.
Das Album beginnt mit dem ruhigen „Walking Threw”, das eine introvertierte, melancholische, fast jammernde, wehmütige Grundstimmung festlegt, die sich durch das gesamt Album ziehen wird. Wer sich von der Musik aber fangen lässt, und diese erste „Hürde” nimmt, wird auf überraschend facettenreiche Musik treffen. Die Performance von Peter Burchia selbst trägt dazu natürlich bei, aber es sind auch und vor allem die Arrangements, mit denen die Songs sehr spannende und effektiv in Szene gesetzt werden.
Das Fingerspitzengefühl, mit dem die beiden an diesen Songs gearbeitet haben, sieht man beispielsweise an „Hillside”, einem der besten Songs des Albums. „Hillside” beginnt ganz beiläufig, zieht den Zuhörer aber mit seiner Dynamik unwillkürlich mit. Ob dies die zweiten Stimmen sind, die zu- und abnehmende Intensität von Burchia's Performance an Stimme und Gitarre oder die elektrische Gitarre, die im Laufe des Albums immer wieder auftaucht ... wer kann das sagen? „Hillside” gehört mit „Sitting On A Chair”, „Things To Change” (mit der Stimme der Meraner Singer/Songwriterin Nina Duschek) und dem wunderbaren, das Album beschließenden „Look Back” zu den Highlights des Albums.
Burchia hat bereits vor wenigen Jahren versucht seine Songs auf eine ähnliche Art und Weise aufzunehmen und dabei ist eine bezaubernde Version von „Look Back” (siehe Video im Anschluss) entstanden. Mit seiner Zusammenarbeit mit Jürgen Winkler hat er das Konzept, die Songs in einem Durchlauf einzuspielen, zu einem Zeitpunkt, an dem er sich für die Songs bereit fühlt, perfektioniert.
Es ist eine absolut runde Sache und „Look Back” zählt zu den schönsten Releases, die 2022 erschienen sind.
Die LP selbst kommt in einer sehr schönen Aufmachung, mit Klappcover und einem 16-seitigen, mit Fotos illustrierten Booklet, natürlich von Burchia selbst gestaltet. Am fast mannshohen Originalbild für das Cover hat Burchia über einen monatelangen Zeitraum hinweg – und parallel zu den Aufnahmen – gearbeitet.
Es ist eine absolut runde Sache und „Look Back” zählt zu den schönsten Releases, die 2022 erschienen sind, sowohl musikalisch als auch in der konkreten Umsetzung. Definitiv eine Empfehlung.
Links:
https://www.peterburchia.com
„Look Back” digital: https://fanlink.to/look-back-peter-burchia