Wahlfreiheit bei der Geburt?
Leider wird es für Frauen in Südtirol immer schwieriger, eine individuelle und kontinuirliche Betreuung rund um die Geburt zu haben. Im öffentlichen System ist dies bei uns leider noch nicht möglich aber selbst wenn Frauen sich für eine freiberufliche kontinuirliche Hebammenbetreuung entscheiden scheint eine solche Betreuungsform nicht mehr möglich zu sein. Eklatantes Beispiel ist das Pustertal: Vor einigen Jahren hat Kollegin Jessika Hinteregger das erste Geburtshaus in Südtirol eröffnet. Leider musste sie die Aktivitäten aus mangelden gesetzlichen Bestimmungen in unserer Provinz bald wieder einstellen. Seitdem wartet sie und viele Frauen und Familien, dass endlich die notwendigen Schritte gemacht werden um das Geburtshaus wieder zu eröffnen. Bis jetzt vergebens. In anderen Provinzen Italien eröffnen indes Hebammen immer wieder ein Geburtshaus und arbeiten nach internationalen Leitlinien sehr gut.
Nun gut. Dann bleibt noch die Möglichkeit die private Hebamme beu der Geburt mit ins Krankenhaus zu nehmen. Nicht aber im Pustertal. Denn leider wurde auch diese Möglichkeit im Krankenhaus Bruneck jüngst gestrichen. Die Frau muss sich entscheiden: Oder der Partner oder die Vertrauenshebamme dürfen mit in dem Kreissaal! Kurzum: Im Pustertal scheint es nur mehr bei einer Hausgeburt möglich zu sein, eine kontinuirliche individuelle Betreuung bei Schwangerschaft, Geburt und Wochenbett zu haben. Und dann sprechen wir von Wahlfreiheit des Geburtsortes?
Ich finde es sehr bedenklich, wenn Frauen sich genötigt fühlen, sich für eine Hausgeburt zu entscheiden, damit sie den Kontakt zu der vertrauten Hebamme bei der Geburt nicht unterbrechen müssen. Selbst im Beschluss unserer Landesregierung im Jahre 1999 steht klar geschrieben, dass die Frau das Recht und die Freiheit hat den Entbindungsort zu wählen und auch das Recht hat, beim Geburtsvorgang den Partner und einer anderen Vertrauensperson bei sich zu haben.
In den restlichen Krankenhäusern Südtirols gibt es für die werdenden Mütter zum Glück noch die Möglichkeit, bei der Geburt neben dem Partner auch die private Hebamme als Begleitperson bei sich zu haben und ich hoffe sehr, dass diese Möglichkeit auch erhalten bleibt. In Zeiten von Schließung von Kreissälen und steigender Anzahl von Geburtenzahlen bei gleichbleibendem Personal ist die private eins zu eins Betreuung eine wichtige Ressource für manche Familien auch wenn diese Versorgung leider (noch) gänzlich aus eigener Tasche bezahlt werden muss.
Es scheint mit der Geburtshilfe in unserem Land zur Zeit eher rückwärts zu gehen.
Ich erwarte mir endlich klare Schritte in die richtige Richtung von Seiten der Politik und des Sanitätsbetriebes!