Der andere Brenner
Vor zweieinhalb Monaten drohten sie wegen der geschäftsschädigenden Demos und Ausschreitungen noch mit einer Blockade der Brennerautobahn. Nun liefern die Kaufleute am Brenner selbst den Gegenbeweis, dass sie die Geschehnisse rund um die Flüchtlingsproblematik wenig tangieren. „Sicherheitsmaßnahmen am Brenner bisher kein Nachteil für Handel“, freuen sich zumindest all jene, die in den derzeit 60 Geschäften des Brenner Outlet Centers arbeiten. Dort hat man seit Jahresbeginn ein Umsatzplus von 15 Prozent und zehn Prozent mehr Besucher verzeichnet. Statt eines Flüchtlingszustroms ist auf dem Grenzpass vorerst einmal die Verlagerung der Touristenströme in Richtung Italien zu spüren, freut sich CEO Nick Huter. „Wir nehmen keinerlei Einschränkungen unseres Geschäftsbetriebes durch die vorbereitenden Grenzsicherungsmaßnahmen wahr“, sagt er. „Und ich gehe davon aus, dass sich daran nichts ändern wird.“ Damit widerspricht Huter auch Meldungen der letzten Tage über die voraussichtlich vorläufige Schließung der Rosenberger-Raststätte am Brenner. Diese war von den Betreibern eindeutig mit den Grenzsicherungsmaßnahmen in Verbindung gebracht worden. Das Outlet Center Brenner ist dagegen bereits seit über einem Jahr zu 100 Prozent vermietet. Anfang 2017 kommen noch einmal zehn weitere Shops hinzu, kündigt Huter an.
Seit Bekanntwerden der österreichischen Grenzsicherungs-Pläne haben Politiker und Wirtschaftstreibende in Südtirol und im restlichen Italien vor den gravierenden Folgen einer Brennerschließung gewarnt. Ob die Entwarnung vom Brenner nicht doch ein wenig voreilig kommt, werden die nächsten Wochen und Monate zeigen. Die fast alltäglichen Hiobsbotschaften von Rettungseinsätzen und Toten im Mittelmeer stellen sie in jedem Fall in Frage.