Society | St. Christina

Mekka der Homo-Parnterschaften

St. Christina verspricht zum Mekka gleichgeschlechtlicher Partnerschaften zu werden. Noch muss sich Südtirols erster bekennender schwuler Bürgermeister weiter gedulden.

salto.bz: Herr Demetz, Sie haben als Bürgermeister von St. Christina gerade ein Hetero-Paares aus Deutschland getraut. Wie lange wird es dauern, bis das erste Homo-Paar dran ist?
Moritz Demetz: Keine Ahnung, ich rechne mit gar nichts mehr.  Laut Gesetz hätte jedes Paar bereits derzeit das Recht zu mir zu kommen und eine Verpartnerung zu verlangen. Ich wüsste allerdings nicht wie, da wir immer noch auf die Durchführungsbestimmungen zur Legge Cirinnà warten. Ich habe aber bereits erste Reservierungen für Oktober und Dezember; einen weiteren Termin setzen wir erst fest, wenn wir genaueres wissen.

Am gestrigen Donnerstag wurde mit dem Gutachten des Staatsrates zur Gesetzmäßigkeits des Dekrets zumindest ein weiterer Schritt in Richtung Umsetzung  gesetzt.
Ja, doch all diese Schritte hätten bereits im Monat nach Verabschiedung des Gesetzes passieren können. Hier hat sich einmal mehr Innenminister Angelino Alfano dazwischen gestellt und alles künstlich verlängert und aufgehalten. Aber damit haben wir ohnehin schon gerechnet

Auch wenn noch nicht klar ist, wann der Startschuss fällt: Fakt ist, dass gleichgeschlechtliche Partnerschaften künftig als unioni civili bei jeder Gemeinde registriert werden können. Wird es dann eine Zeremonie, wie bei jeder normalen standesamtlichen Trauung geben?
Das weiß ich auch nicht genau, solange die Durchführungsbestimmungen ausständig sind. Doch es wird sicherlich eine Art Zeremonie sein, weil ich als Standesbeamter schließlich die Erklärungen des Paars aufnehmen muss und zwei Zeugen dabei sein müssen. Da wird sich also nicht viel ändern gegenüber der herkömmlichen standesamtlichen Trauung. Es geht eigentlich nur um die Wortwahl, wie immer in Italien.

Sie klingen ein wenig bitter. Ist es frustrierend als Homosexueller in Italien zu leben?
Das würde ich jetzt nicht sagen, denn mein Partner und ich hatten ja nie ein Problem damit. Mich amüsiert jetzt nur ein wenig, dass man uns dieses Gesetz so verkaufen will, als ob das warme Wasser erfunden worden wäre. Denn wie ich schon öfter gesagt habe: Dieses Gesetz ist unvollständig, es kommt um einige Jahrzehnte verspätet und deshalb sind wir sind jetzt in Italien nicht weiter, sondern nur ein bissl weniger zurück. Dennoch bedanke ich mich bei den PolitikerInnen, die damit auch ihre politische Karriere aufs Spiel gesetzt haben. Ich kann mir zum Beispiel nicht vorstellen, dass eine Senatorin Monica Cirinnà überhaupt noch irgendwas Wichtiges zu tun kriegt. Die bezahlt wirklich ihre Karriere mit dem Gesetz. Doch abgesehen davon, gehört sich all das, was darin enthalten ist, einfach. Wir sind nicht beschenkt worden.

Moritz Demetz, Bürgermeister von St. Christina und erster bekennender schwuler Südtiroler Politiker 

Zumindest haben schwule und lesbische Paare künftig mit der Eintragung einer Lebenspartnerschaft elementare Rechte hinsichtlich Erbschaft, Hinterbliebenenrente oder Besuchs- und Informationsrecht im Krankenhaus.  Sie haben selbst einmal erzählt, dass Ihr Lebenspartner keine Auskünfte vom behandelnden Arzt erhielt, als sie schwer erkrankt im Spital lagen.
Ja, das stimmt. Darum geht es mir auch, denn vieles, was sonst im Gesetz steht, kann man auch anders regeln, wenn man über die Mittel dafür verfügt. Mein Partner steht zum Beispiel schon seit 15 Jahren in meinem Testament. Klar, sollte mir heute etwas passieren, müsste er die Erbschaftssteuer eines komplett Fremden zahlen, also wenn ich es richtig im Kopf habe 15 %. Wenn wir verpartnert wären, würde er dagegen gleich behandelt werden wie jeder Ehepartner. Finanziell ist mein Partner also auch jetzt schon abgesichert. Doch wenn ich noch einmal im Krankenhaus lande und wir dort auf so eine Kapo-Schwester bzw. Ärztin oder Arzt stoßen, muss niemand mit ihm reden. Und das kann nicht sein. Ich will sicher sein, dass mein Lebenspartner Entscheidungen treffen kann, falls mir etwas passiert.

Das heißt, auch Sie werden die Lebenspartnerschaft mit ihrem langjährigen Freund eintragen lassen?
Ich bin einer von den Terminen, die schon vorgemerkt sind.

Sie haben sich bereits angeboten, homosexuelle Paare aus anderen Gemeinden zu verpartnern. Gibt es Südtiroler BürgermeisterInnen, die sich schhon vorab dagegen stellen, solch gleichgeschlechtliche Partnerschaften einzutragen?
Davon habe ich ehrlich gesagt, persönlich nichts mitbekommen. Doch wahrscheinlich würden sie sich auch hüten, dies vor mir zu tun. Auf Facebook und über befreundete Paare habe ich jedoch einige Hinweise bekommen, dass einzelne Bürgermeister Schwierigkeiten machen könnten. Da habe ich dann geantwortet: Wenn das so ist, kommt zu mir. Dann seid ihr wenigstens willkommen und werdet nicht nur toleriert.  

Das heißt, Sankt Christina wird künftig das Mekka für gleichgeschlechtliche Lebenspartnerschaften?
Das hoffe ich und daran arbeite ich auch. Denn ich mache das sowieso gerne und finde es schön – normale Hochzeiten und unsere auch.