Culture | Kunst und Karikatur

Den Ärger wegzeichnen

Wer den Wahrheiten des Künstler Lars Klauser näherkommen möchte, kann ganz einfach seine nächste Ausstellung in der kleinen Galerie in Völs besuchen. Ab morgen (23. 8.).
Lars Klauser
Foto: SALTO
  • In den zwei oberen Räumen hängen sie, die manchmal bissigen Karikaturen von Lars Klauser. Und der Macher hat sie thematisch in Reihe gebracht. Er klebt noch an der Betitelung der Bilder, als ihn SALTO bei den Vorbereitungen zu seiner Ausstellung Landscapes + Cartoons in den schmucken Galerieräumen in Völs (am Schlern) besucht. 
    Die feinen und pointierten Arbeiten des Karikaturisten sind nicht nur regelmäßig fixer Bestandteil auf der SALTO-Seite, sondern sind immer wieder humorvolle Weckrufe eines Menschen der gesellschaftspolitisch mitredet, indem er zeichnet und in der Überzeichnung wichtige Statements setzt, wo sich andere (im scheinheiligsten Land der Welt) bereits längst selbst zum Schweigen verdonnert haben. In Klausers Schau, die morgen eröffnet wird, lässt es der Künstler sportlich losgehen. Es folgt ein Selbstporträt, dann ernsthafte Winke mit Werken des Künstlers zur Klimaveränderung. „Es ist ein Ventil“, sagt Klauser über sein Tun, „wenn man die Nachrichten schaut oder das aktuelle Geschehen verfolgt, dann ärgert man sich oft und dann mache ich Karikaturen, um den Ärger ein bisschen loszuwerden.“ 
     

    Dem Künstler gelingt es den peinlichen und mit zu viel Macht ausgestatteten "Persönchen" kunstvoll ans Bein zu pinkeln, indem er sie narrenhaft entlarvt und sie zu bemitleidenswerten Kreaturen verkommen lässt.

  • Hauptsache Tourismus: Klimaveränderung? Ist doch egal, wir machen uns die Jahreszeiten... Foto: SALTO

    Den Ärger ins Gegenteil verkehren. Klauser lässt nach einer Reihe ohnmächtiger Klima-Karikaturen zahlreiche Patriarchen auftreten und er demaskiert sie in ihrer ohnehin schon absoluten Lächerlichkeit. Dem Künstler gelingt es den peinlichen und mit zu viel Macht ausgestatteten "Persönchen" kunstvoll ans Bein zu pinkeln, indem er sie narrenhaft entlarvt und sie zu bemitleidenswerten Kreaturen verkommen lässt.  Um „Aggressionen loszuwerden“, habe das Erstellen von Karikaturen durchaus „therapeutische Wirkung“, lässt der Zeichner lächelnd wissen und betont, dass seine Karikaturen auch nicht immer „witzig“ sein sollen. Tatsächlich sind sie sehr oft todernst. In seinen Karikaturen verzerrt er Gesichter zu Fratzen, findet typische Merkmale und überzeichnet Schritt für Schritt die Attitüden seiner Protagonisten. Fast immer sind es Männer.

  • Durchblick: Der eine hat ihn, der andere nicht. Klauser hat ihn. Foto: SALTO

    Vertreten ist auch die neueste Karikatur mit dem selbstherrlichen Bozner Quästor, der jüngst eine Fahrraddemo gegen Blechlawinen verbot, sich gerne als „Provinzkaiser“ aufspielt, dabei wohl eher als Prinz in der Provinz lediglich eine große Angst vor Fahrrädern zu haben scheint. Ha.
    Lars Klauser stichelt, indem er strichelt. Aber er wolle „niemanden beleidigen“, sagt er, sowie stets (s)ein „Niveau halten“. Auch der Landeshauptmann, der vor einigen Jahren nur einen Steinwurf neben der Galerie wohnte und seit Jahren im eigenen Partei-Filz mehr als verheddert scheint, wird als ein von Ministerpräsident Meloni ferngesteuerter Landesschef gezeigt. Traurig und müde hat ihn Klauser karikiert. Die Zeichnung kommt dem gegenwärtigen Bildnis des Arno Kompatscher sehr nahe. Trotz Überspitzung. 
    Mit dem Zeichnen von Karikaturen habe er „so nebenbei angefangen“, gibt sich Klauser bescheiden. Er habe vor ungefähr zweieinhalb Jahren angefangen regelmäßig Zeichnungen „abzuliefern“, das habe „ganz gut getan“, betont er, denn der wöchentliche „Druck“ habe ihn befeuert und motiviert. 

  • Gemalte Höhenlandschaften: Die eigentliche Leidenschaft von Lars Klauser. Aber es geht auch noch höher... Foto: SALTO
  • Klauser absolvierte die Kunstschule in St. Ulrich und die Akademie in Florenz. Heute arbeitet er als Kunstlehrer. In Völs zeigt er auch Malerei. Dort findet er Ruhe, wie im geliebten hochalpinen Gelände. Seine Eindrücke bringt er in großformatigen Landschaften auf Leinwand. Er wolle damit das „Naturerlebnis“ festhalten, „die Stimmung“ in der Landschaft. 

  • Zwischen den Wolken: Lars Klauser. Karikaturist und Maler. In Völs zeigt er Karikaturen, Berg- und Wolkenbilder. Foto: SALTO

    Seine großflächigen Arbeiten sind Seelenspiegel, die Freude und Glückszustände in der Landschaft unterstreichen, bzw. von ihm übermalt werden. „Im Grunde ist es eine Art des Speicherns und Aufarbeitens“, erzählt Klauser. Und da wären noch abschließend Lars Klausers Wolkenlandschaften zu nennen. Sie sorgen für ein Gefühl von Freiheit, auch wenn sie „malerisch eine ziemliche Herausforderung sind“. 
    Wer es nicht zur morgigen Eröffnung (23. 8. 18 Uhr) schafft, kann (bis 31.8.) zu den Öffnungszeiten in Völs (Mo-Fr 17-19 Uhr / Sa 10-12, 17-19 Uhr / So 10-12 Uhr) am besten mit weltoffener Tagträumerei der Kunst von Lars Klauser nachspüren und sich ganz frei von den Lasten des Alltags „in den Wolken“ fühlen, mit dem Künstler entlang seiner Höhenlandschaften spazieren oder seinen gesellschaftskritischen Karikaturen Aufmerksamkeit schenken. Schließlich sind alles Originale.

  • Reinfall, Reinhold, Reinwaschung: Das Dreigespann Benko (mit Handlanger Hager), Reinhold Messner und Jannik Sinner erlebt gerade durchaus turbulente Zeiten. In Völs hängen sie (zufällig) nebeneinander. Foto: SALTO