Society | Gastbeitrag

Auslagern, und dann?

Welchen Nutzen hat es, funktionierende soziale Strukturen an Bezirksgemeinschaften auszulagern? Ein Erfahrungsbericht am Beispiel des Seniorenheims in St. Ulrich.

Der Verein Altersheim Gröden hat jahrelang das Seniorenheim in St. Ulrich geführt. Ich hatte und habe immer noch die Ehre und die Genugtuung, dem Verein als Präsident vorzustehen. Vor ein paar Monaten ist die gesamte Struktur der Bezirksgemeinschaft Salten-Schlern übergeben worden.Diese öffentliche Institution, hieß es, hätte mehr Geld und würde die Struktur viel großzügiger führen können.

Man muss wissen, dass eine der Seelen jedes Seniorenheimes die freiwilligen Helfer sind. Mit diesen haben wir immer wieder während des Jahres die Freizeit der Senioren organisiert, wie Grillfeste, Spiele oder Ausflüge. Vor ein paar Tagen war ein Freiwilliger bei mir, der mich gebeten hat, als Präsident des Vereines, der noch besteht und einige Rückstellungen hat, einen Kaffeeausflug der Senioren zu finanzieren.

Er war schon bei der jetzigen Direktorin des Altersheimes, eine Vertreterin der Bezirksgemeinschaft, die ihm mitgeteilt hatte, dass die Heimleitung leider absolut keine Gelder für die Freizeitgestaltung der Senioren des Altersheimes Gröden mehr habe. Ich war beschämt und deprimiert und verärgert zugleich.

In Gröden werden sämtliche Sozialdienste ausgelagert. Wir haben das Heim vorbildlich geführt, hatten mehr Beschäftigte als die jetzige Führung, hatten jede Art von Freizeitgestaltung  und erzielten dennoch jedes Jahr einen beträchtlichen Überschuss. Wir hatten sogar eine Abteilung für die Freizeitgestaltung, deren vorbildliche Angestellten, die es jetzt so nicht mehr gibt, unsere Senioren den ganzen Tag beschäftigt haben und ihnen gute Gesellschaft geleistet haben. Wir hatten kein Problem, das alles zu finanzieren und haben jährlich ein Ergebnis mit schwarzen Zahlen und konnten uns sogar eine beträchtliche Reserve anlegen.

Der Überschuss ist, durch die gute Führung, „leider“ zustande gekommen. Das habe ich immer bedauert, weil es uns von der öffentlichen Hand untersagt wurde, die Preise für den Aufenthalt der Heimbewohner noch mehr zu reduzieren. Man muss wissen, dass die Preise in den Seniorenheimen vom Land beeinflusst wenn nicht sogar bestimmt bzw. vorgeschrieben werden. 

Angesichts dieser Erfahrung und der offensichtlich katastrophalen Entscheidung diesen Dienst, wie auch andere Sozialdienste, nach außen zu geben, hoffe ich, dass die neuen Verwaltungen der Gemeinden Wolkenstein, St. Christina, Kastelruth (die ladinischen Fraktionen) und die zukünftige Verwaltung der Gemeinde St. Ulrich den Kurs radikal ändern, damit die ausgelagerten Dienste wieder nach Gröden zurück kommen und von Gröden aus organisiert werden. Da das Seniorenheim Gröden für 29 Jahre, sprich bis zum Jahre 2043, unentgeltlich der Bezirksgemeinschaft übergeben wurde, wir aber „bedauerlicherweise“ einen Überschuss von 300.000 € Jahr für Jahr erwirtschafteten, kann man sich vorstellen, welchen Schaden diese Entscheidung der Auslagerung der örtlichen Gemeinschaft gebracht hat.

Es wird dem Grödner Tal eine Summe von ca. 8,5 Millionen € genommen, die man anderenfalls wieder in die sozialen Dienste zugunsten unserer bedürftigen Bürger einfließen lassen könnte. Es wird mit dem Geld der Senioren die Aktivität einer Öffentlichen Struktur finanziert und niemand weiß, für was oder für wen dieses Geld ausgegeben wird. Traurig, dass die Führung des Altersheimes St. Ulrich, sprich die Bezirksgemeinschaft Salten Schlern, kein Geld mehr hat, um ihren Geldgebern, den Senioren, nicht einmal einen Kaffee zahlen zu können.

*Walter Kasslatter ist Präsident des Vereins Altersheim Gröden 

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Klaus Kaneider Fri, 09/25/2015 - 10:24

Die Überlegungen und der politische Wille welche den Wechsel hervorgerufen haben, war auch von Gewerkschaftsseite (als Vertreter des SGB CISL) nicht nachvollziehbar. Tatsache ist, dass gar einige Mitarbeiter die Voraussetzungen für eine Anstellung im öffentlichen Dienst nicht hatten und die Arbeit verloren haben. Diesen Aspekt möchte ich zu den Ausführungen von Herrn Kasslatter hinzufügen, den ich in seiner Zeit als Präsidenten als harten, aber sehr korrekten Gesprächspartner kennengelernt habe.

Fri, 09/25/2015 - 10:24 Permalink