“Kritik motiviert mich”
salto.bz: Herr Gasser, Sie sind mit 42,8 Prozent zum neuen Bürgermeister von Klausen gewählt worden und haben die langjährige Amtsinhaberin Gasser Fink besiegt. Haben Sie mit diesem Erfolg gerechnet?
Peter Gasser: Jein. Ich habe mir immer gedacht, es wird eine knappe Sache. Eine amtierende Bürgermeisterin abzuwählen ist natürlich sehr sehr schwierig. Wir harmonisieren ganz gut, aber haben natürlich Wahlkampf geführt. Jetzt bin ich ganz überrascht, dass die Wähler ein so starkes Zeichen gesetzt haben.
In Klausen waren gleich drei Bürgermeisterkandidaten der SVP am Start: Gasser Fink, Sie und Helmut Verginer. Hat man damit nicht riskiert, dass am Ende gar keiner der drei gewählt wird, sondern der Kandidat der Bürgerliste?
Ich war der erste, der sich entschieden hat, gegen die amtierende Bürgermeisterin anzutreten. In der Partei hat man gezögert und gemeint, es ist schon ein Risiko, vor allem wenn die Opposition auch jemanden aufstellt – und es soll ja nicht so ausschauen, als ob wir in der Partei streiten würden. Das tun wir ja nicht, aber trotzdem wirkt es bei den Wählern oft so wenn mehrere Kandidaten aufgestellt werden. Irgendwann haben wir beschlossen, diesen Weg einfach zu gehen, mit einem jungen Kandidaten, einer Frau als Kandidatin und auch den dritten haben wir gerne angenommen. Unser Credo war: Wir haben ein tolles Team, bieten den Wählern eine Auswahl und auch als der Kandidat der Opposition gekommen ist, sind wir überhaupt nicht nervös geworden, sondern haben gesagt: Die Wähler und Wählerinnen werden entscheiden. Und so haben wir eine tolle Wahl in Klausen geschafft und auch eine große Wahlbeteiligung erzielt.
Der Mut, junge Leute zu wählen, ist bei den Leuten effektiv mittlerweile da
Sie sagen, Sie hätten nicht mit einer solch großen Zustimmung gerechnet. Wie erklären Sie sich Ihr Wahlergebnis?
Bei vielen Leuten war der Wunsch nach Umschwung und eine Erneuerung für Klausen da. Mein Wahlslogan war: Mut zu neuem Schwung. Aber ich kann es eigentlich nicht sagen, warum ich einen solch starken Zuspruch erhalten habe.
Mit Ihnen erfolgt ein Generationenwechsel: Sie sind 29 Jahre alt, Ihre Vorgängerin 63. Hat das Alter auch eine Rolle gespielt, im Sinne dass man durchaus auch Jungen dieses Amt zutraut?
Ja. Ich glaube, in Südtirol, aber auch allgemein ist man vom Trend abgekehrt, dass Politiker-Sein erst ab 50 möglich ist. Man sieht es bei Bundeskanzler Kurz in Österreich, der einen neuen Schwung gebracht hat. Man sieht es in Deutschland, wo es viele junge Bundestagsabgeordnete gibt. Man sieht es in Südtirol, mit Dominik Oberstaller, der jetzt in Taisten-Welsberg zum Bürgermeister gewählt wurde und einen guten Erfolg eingefahren hat, mit Sonja Plank als junge Frau in Hafling. Der Mut, junge Leute zu wählen, ist bei den Leuten effektiv mittlerweile da.
Wir wollen eine Zusammenarbeit
Wie stellen Sie sich das Bürgermeisteramt jetzt vor? Die SVP hat mit 76,3 Prozent ein formidables Ergebnis eingefahren und Sie könnten durchregieren. Werden Sie das? Oder werden Sie die Zusammenarbeit mit den beiden Oppositionskräften suchen?
Dafür stehe ich und bin ich auch im Wahlkampf immer gestanden: Wir wollen eine Zusammenarbeit – zwischen Berg und Stadt, Dörfern und Stadt und eben auch mit den Oppositionsparteien. Eine gesunde Opposition tut jedem gut, vor allem in einer Gemeinde wie Klausen. Die müssen uns ein bisschen auf die Finger schauen. Zugleich glaube ich, wir können ihnen auch ein paar tolle Aufgaben übergeben und Vertrauen schenken. Wie sich der Ausschuss zusammenstellt, ist erst zu sehen, man muss schauen, wer motiviert ist, dort mitzuarbeiten, wen man mit ins Boot holt. Das ist jetzt die erste Aufgabe.
Wird auch ein bisschen gefeiert?
Wenn etwas Zeit übrig bleibt, werden wir sicher ein bisschen feiern. Aber ich glaube, wichtiger ist jetzt einmal, zu starten und nicht zu viel zu feiern – durch Corona darf man auch nicht viel feiern. Und man braucht die Energie jetzt für andere Sachen.
Stichwort Corona: Sie übernehmen das Amt des Bürgermeisters in einer Zeit, in der Verunsicherung und vielerorts Krisenstimmung herrscht. Wie einfach fällt der Einstieg unter solchen Gegebenheiten?
Ich war bereits im Gemeinderat und SVP-Ortsobmann in Verdings und Pardell. Ganz so neu in der Politik bin ich nicht. Aber in der Corona-Zeit habe ich stark gemerkt, wie sich die Menschen verändert haben, auch zum Negativen muss man sagen. Zum Glück hat sich viel wieder gelegt. Trotzdem haben sich viele Gemeinderäte wirklich noch einmal überlegt, ob sie kandidieren sollen. In den sozialen Medien sind Menschen zum Teil wirklich böse geworden. Das hat viele abgeschreckt. Ich bin da immer mit Zuversicht rangegangen. Ich bin ein Mensch, der kritikfähig ist – Kritik motiviert mich eigentlich noch mehr.