Der Markt für Grüne Anleihen wächst
Grüne Anleihen* (englisch: green bonds) dienen zur Kapitalbeschaffung und Finanzierung von Umwelt- oder Klimaschutzmaßnahmen. Die Emittenten Grüner Anleihen investieren in Projekte, wie erneuerbare Energien, Energieeffizienz, klimafreundliche Transportmittel, ökologisches Wohnen etc. Der Markt für grüne Anleihen wurde von multilateralen Institutionen, wie der EIB und der Weltbank ins Leben gerufen. Die erste Grüne Anleihe wurde im Jahr 2007 von der EIB herausgegeben, 2008 folgte die zur Weltbank gehörende International Finance Corporation (IFC) mit der Ausgabe ihrer ersten Grünen Anleihe. Was ursprünglich als Nischenmarkt galt, hat sich in weniger als einem Jahrzehnt zu einem Mainstream-Markt entwickelt. Immer mehr Investoren richten ihre Investmententscheidung nach Kriterien wie Umwelt- und Klimaschutz aus und investieren in Grüne Anleihen. Banken, Institutionen des öffentlichen Sektors (Staat, Länder, Kommunen) und Unternehmen in vielen Ländern geben Grüne Anleihen zur Finanzierung klima- oder umweltfreundliche Projekte heraus. Seit 2008 hat allein die Weltbank über 185 Grüne Anleihen in 23 Währungen im Wert von rund 16 Milliarden US-Dollar emittiert. Die BlackRock Inc., eine der weltweit größten multinationalen Investment-Management-Gesellschaften ist stark am Wachstum des Green-Bond-Marktes beteiligt.
Seit Mitte des vergangenen Jahrzehnts ist der Markt für Grüne Anleihen stark gewachsen
Als Folge der Verabschiedung der „Sustainable Development Goals“** der Vereinten Nationen sowie des Pariser Klimaschutzabkommens im Jahr 2015 ist die Nachfrage nach Green Bonds stark gestiegen. Laut der "Climate Bonds Initiative"*** hat der grüne Anleihen-Markt Ende 2020 mit über 1000 Milliarden US-Dollar an kumulativen Emissionen seit der Markteinführung im Jahr 2007 seinen bisher bedeutendsten Meilenstein erreicht. Im ersten Halbjahr 2021 wurden bereits rund 294 Milliarden US-Dollar durch den Verkauf grüner Anleihen aufgenommen.
Es gibt mehrere Initiativen von Banken und anderen Institutionen, um Grüne Anleihen zu fördern. 2017 wurde die Initiative Network for Greening the Financial System (NGFS) gegründet, dem über 80 Zentralbanken und Finanzaufsichts-Behörden, sowie die Europäische Zentralbank (EZB) angehören. Ziel dieses Netzwerkes ist die Umweltverantwortung im Finanzsektor zu fördern und die Ausweitung der „Green Finance“ zu beschleunigen.
2018 wurde die Global Green Bond Partnership (GGBP) gegründet, zu deren Gründungsmitglieder unter anderem die Weltbank, die IFC, die EIB, die Climate Bonds Initiative und das internationale Städtenetzwerk ICLEI gehören. Diese Initiative soll Städte, Regionen, Unternehmen und Finanzinstitute bei der Ausgabe von grünen Anleihen unterstützen und so mehr Investoren für die Finanzierung von Umwelt- und Klimaschutze-Projekten gewinnen.
Für welche Bereiche werden Grüne Anleihen ausgegeben?
Weltweit bezogen sich im Jahre 2020 35% der grünen Anleihen auf den Energiesektor, 26% auf den Gebäudesektor, 24% auf den Transportsektor, 7% wurden zur Finanzierung von Projekten bezüglich einer umweltfreundlichen Wasserwirtschaft genutzt.
Die EZB will sich für Klima- und Umweltschutz engagieren und kauft auch Grüne Anleihen
EZB-Präsidentin Christine Lagarde hat sich wiederholt für mehr Engagement im Klima- und Umweltschutz ausgesprochen und möchte, dass die Euro-Notenbank eine aktivere Rolle im Kampf gegen den Klimawandel einnimmt. Anfang 2021 beschloss die EZB einen Teil ihres Eigenmittelportfolios für Investitionen in den auf Euro lautenden „Green Bond Investmentfonds für Zentralbanken“ (EUR BISIP G2) zu verwenden. Dieser in Euro denominierte Fonds wurde von der Bank für Internationalen Zahlungsverkehr (BIZ) aufgelegt und investiert in erneuerbare Energien, Energieeffizienz und andere umweltfreundliche Projekte. Bereits jetzt hält die EZB Grüne Anleihen in Höhe von 3,5% ihres Eigenmittel-Portfolios, welches über einen Gesamtmarktwert von 20,8 Milliarden Euro verfügt und plant diesen Anteil weiter zu erhöhen. Im Juli 2021 beschloss der EZB-Rat, das oberste Gremium der Bank, „einen umfassenden Aktionsplan zur weiteren Einbeziehung von Klimaschutzüberlegungen in seinen geldpolitischen Handlungsrahmen“. So könnte die EZB in Zukunft bei ihren geldpolitischen Anleihekäufen schon bald auch Klimarisiken berücksichtigen.
Die EU will grüne Anleihen in Milliardenhöhe ausgeben
Von Oktober 2021 bis Ende 2026 wird die EU als Teil des europäischen Konjunkturpaket "NextGenerationEU (NGEU)„**** grüne Anleihen im Umfang von bis zu 250 Milliarden Euro ausgeben. Das entspricht 30% des gesamten Emissionsvolumens des NGEU-Konjunkturpaketes. „Das wird die EU zum größten Emittenten grüner Anleihen der Welt machen“, so EU- Kommissar für Haushalt und Verwaltung Johannes Hahn. Die Erlöse aus den Anleihen sollen klimafreundliche Projekte der EU-Länder finanzieren, wie Investitionen in energieeffiziente Gebäude, in erneuerbare Energien oder in nachhaltige Transportmöglichkeiten.
2020 waren die USA mit über 51 Milliarden US$ an erster Stelle bei der Ausgabe von Grünen Anleihen, gefolgt von Deutschland (40 Milliarden US$), Frankreich (30 Milliarden US$), China (17 Milliarden US$) und den Niederlanden (17 Milliarden US$). Unter den Top 20 Ländern finden sich 12 europäische Länder. Da immer mehr Investoren Wert auf ökologische Aspekte legen, hat zum Beispiel die Frankfurter Börse 2018 ein neues, grünes Segment für Privatanleger und Profis gegründet, in dem 150 Anleihen gebündelt sind, mit denen Banken, Unternehmen, Städte und Staaten Klima- und Umweltschutzprojekte finanzieren.
Welche Standards gelten für Grüne Anleihen?
Obwohl Grüne Anleihen bei Investoren immer beliebter werden, gibt es keinen weltweit einheitlichen Standard bezüglich der Ausgabe von Grünen Anleihen. Schon seit einigen Jahren hat die EU an einem Vorschlag für einen einheitlichen Standard für Grüne Anleihen gearbeitet. Im Juli 2021 wurde der „EU Green Bond Standard (EU GBS)“ Vorschlag angenommen und so ein Standard für Grüne Anleihen zur Finanzierung nachhaltiger Investitionen geschaffen, mit dem Ziel mehr Transparenz und Einheitlichkeit bei grünen Anleihen sicherzustellen. Eine klare Definition soll den Anlegern die Identifizierung hochwertiger grüner Anleihen auf dem Markt erleichtern.
Für die kommenden Jahre wird ein starkes Wachstum des "Green Bond"-Marktes erwartet
Fazit
Durch die Ausgabe von grünen Anleihen können die Finanzmärkte dazu beitragen den Übergang zu einer klima- und umweltfreundlichen Wirtschaft zu unterstützen. Obwohl die erste Grüne Anleihe erst 2007 ausgegeben wurde, hat das Wachstum der Grünen Anleihen selbst die optimistischsten Erwartungen übertroffen. Europäische Länder sind besonders stark im „Green Finance Market“ vertreten. Der weltweite Markt für grüne Bonds ist im Vergleich zum Markt für konventionelle Anleihen zwar immer noch klein, jedoch in den vergangenen Jahren stark gewachsen und laut Prognose der „Green Bond Initiative“ wird die Ausgabe Grüner Anleihen weiter stark ansteigen und könnte bereits im Jahr 2023 1000 Milliarden US$ erreichen.
*Mit der Ausgabe von Anleihen können sich Banken, Institutionen des öffentlichen Rechts (Staat, Länder Gemeinden) und Unternehmen Kapital beschaffen. Anleihen sind Wertpapiere, die das Recht verbriefen, dass die Anleger für die investierte Summe Zinsen bekommen und nach Ablauf der Laufzeit die investierte Summe zurückbezahlt bekommen, die Anleger können auch von Kursanstiegen profitieren. Während ein Käufer von Aktien zum Miteigentümer eines Unternehmens wird, sind die Inhaber von Anleihen Gläubiger.
** Die „Sustainable Development Goals“-SDGs (=Ziele für nachhaltige Entwicklung) wurden 2015 von der Generalversammlung der Vereinten Nationen verabschiedet. Sie enthalten eine Sammlung von 17 miteinander verknüpften globalen Zielen, deren Erreichung eine bessere und nachhaltigere Zukunft für die Welt schaffen soll.
*** Die Climate Bond Initiative ist eine internationale Organisation, die Investitionen in Projekte und Anlagen fördert, welche für einen raschen Übergang zu einer kohlenstoffarmen und klimaresistenten Wirtschaft erforderlich sind.
****Um den Wiederaufbau der durch die COVID-Pandemie schwer getroffene Wirtschaft, zu bewältigen, hat die EU verschiedene Maßnahmenpakete in Milliardenhöhe vorgesehen. Eine wichtige Maßnahme ist die Ausgabe des „Next-Generation Aufbaufonds“ in Höhe von 800 Milliarden Euro. Das Geld will die EU über Jahrzehnte gemeinsam, entsprechend der Wirtschaftskraft der einzelnen Länder zurückzahlen. Neue Einnahmen der EU aus Steuern/Abgaben sollen für die Rückzahlung der Schulden verwendet werden. So sollen z. B. durch eine Ausweitung des Europäischen Emissionshandels neue Einnahmen lukriert werden.