Society | Ausbildung

Der Schlüssel zur Welt

Das duale Ausbildungssystem bringt Vorteile für Arbeitgeber und Lehrlinge. Trotzdem ist der Einstieg ins Berufsleben für viele Jugendliche eine große Herausforderung.
Hinweis: Dies ist ein Partner-Artikel und spiegelt nicht notwendigerweise die Meinung der SALTO-Redaktion wider.
PB
Foto: JCG

Grund-, Mittel-, Oberschule, Matura, Studium, Arbeit. Nicht alle jungen Menschen wollen und können diesen Ausbildungsweg einschlagen. Ein anderer möglicher Weg ist, eine Lehrausbildung auszusterben. Beim dualen Ausbildungssystem werden Jugendliche direkt am Arbeitsplatz und in der Berufsschule für ihren Beruf ausgebildet. Die Lehrlingsausbildung findet somit an zwei Lernorten statt: im Lehrbetrieb und in der Schule. Das duale Ausbildungssystem bringt Betrieben und Lehrlingen große Vorteile, dennoch stimmen Nachfrage und Angebot in Südtirol nicht immer überein, was vielen Jugendlichen den Einstieg ins Berufsleben durch die Lehre erschwert.
 

Der kritische Lehrstellenmarkt 


Viele Südtiroler Unternehmen sind skeptisch bei der Aufnahme von Lehrlingen, da die Ausbildung mit großem Aufwand einhergeht. Hinzu kommt, dass sehr strikte Vorgaben im Bereich des Jugendschutzes vorherrschen. Manchmal verlieren auch die Jugendlichen selbst die nötige Motivation, um nach Betrieben zu suchen. Häufige Zurückweisungen können frustrierend sein – besonders in der Coronazeit hat sich die Lage zunehmend verschlechtert. Demgegenüber stehen motivierende Geschichten, die es zu erzählen gilt… 
 

Mit den Steinen in meinem Weg, baue ich dir ein Haus. 


Alieu hat genug Willenskraft, Motivation und Einsatzbereitschaft vorzuweisen. Der 21-Jährige stammt aus Gambia, dem Westen Afrikas und kam mit 16 nach Italien, um eine Arbeit im Baugewerbe zu finden. Sein Ziel war es, den Maurer-Beruf zu erlernen, dann nach Hause zurückzukehren, um dort Häuser zu bauen. Er wurde von der Caritas an das JugendCoachingGiovani weitergeleitet. Das Team, bestehend aus PsychologInnen und SozialarbeiterInnen, begleitet junge Menschen beim Einstieg ins Berufsleben und versucht gemeinsam mit ihnen, einen geeigneten Ausbildungsplatz zu finden. Alieus Weg war lang und mühsam. Er sollte zuerst die italienische Sprache lernen, diese beherrscht er mittlerweile gut. Trotzdem musste der Gambier mit vielen Absagen zurechtkommen. Ein junger Mann, der „nur“ Italienisch spricht, wurde bei Vorstellungsgesprächen schnell zurückgedrängt. Mit großem Einsatz konnte er aber sein gewünschtes Ziel erreichen und erhielt eine Lehrstelle beim Zöggeler Bau in Tramin. Alieu erlernt dort seinen Traumberuf als Maurer. Solche Erfolgserlebnisse sind ausschlaggebend für die betroffenen Jugendlichen, um ihr Selbstbewusstsein aufrechtzuerhalten und die Selbstwirksamkeit zu fördern. 

 


Theorie und Praxis, zeitgleich

 
Beim dualen Ausbildungssystem wird der Lehrling von seinem Ausbilder oder seiner Ausbilderin begleitet. In der restlichen Zeit besuchen die Lehrlinge die Berufsschule. Die Mischung aus theoretischem Wissen und Praxiserfahrung macht die BerufsschülerInnen zu wertvollen Arbeitskräften. Sie bekommen eine optimale Vorbereitung auf das spätere Arbeitsleben und treiben die Wirtschaft an. Die enge Abstimmung der theoretischen Lerninhalte der Schulen mit den konkreten Bedürfnissen der Betriebe macht dieses Ausbildungssystem besonders interessant – für ArbeitgeberInnen und Lehrlinge. 
Davon weiß auch Thomas Zöggeler zu berichten, der Alieu in seinem Betrieb eine Lehrstelle angeboten hat. Der Arbeitgeber bot dem jungen Mann die Chance, einen Beruf zu erlernen und glaubte an sein Potential. Der Arbeitgeber weiß, dass der Südtiroler Arbeitsmarkt qualifizierte Arbeitskräfte dringend braucht und profitiert von Lehrlingen im eigenen Betrieb. Im Video erzählt der Bauunternehmer von seinen Erfahrungen mit den jungen Menschen, den Vorurteilen, denen sie ausgeliefert sind, von Schwierigkeiten aber auch von großen Erfolgsmomenten.  

Thomas Zöggeler über duale Ausbildung und "JugendCoachingGiovani“ | © netz - Offene Jugendarbeit

 

Unterstützender Coach für motivierten Jungspund

 
Die MitarbeiterInnen vom JugendCoachingGiovani sind sich einig: Junge Menschen brauchen eine konkrete Unterstützung. Ob es sich dabei zum Beispiel um Schulabbrecher handelt, um unbegleitete, minderjährige Flüchtlinge oder um Jugendliche, die Orientierungsbedarf haben – sie sollen alle eine Chance erhalten. Eine passende, gezielte Unterstützung und Beratung zählt daher zu den wichtigsten Maßnahmen, die zu einem erfolgreichen Einstieg ins Berufsleben beitragen.
Im Januar 2014 hat netz, der Dachverband der Offenen Jugendarbeit, gemeinsam mit dem Amt für Ausbildungs- und Berufsberatung der Provinz Bozen, das Projekt „Jugendcoaching“ ins Leben gerufen – als Maßnahme gegen die steigende Jugendarbeitslosigkeit. Das JugendCoachingGiovani stützt sich auf die Grundsätze, Fachkenntnisse, Methoden und Erfahrungen der Offenen Jugendarbeit und der Ausbildungs- und Berufsberatung. Im Jahr 2017 ist das Unterstützungsangebot unter dem Namen „JugendCoachingGiovani“ zu einem Tätigkeitsfeld von netz geworden.

 

 

Die Jugendcoachs begleiten Jugendliche dabei, eine für sie geeignete Arbeit bzw. Lehrstelle oder einen optimalen Bildungsweg zu finden. Durch individuelle Gespräche werden die Interessen, Stärken und Fähigkeiten der Jugendlichen erkannt und darauf aufbauend, ihre Ziele Schritt für Schritt in regelmäßiger Begleitung konkret umgesetzt. Die Coaches arbeiten mobil und treffen die Jugendlichen in einer ihnen vertrauten Umgebung. Jugendliche können ihren Coach schnell und unkompliziert über die App „WhatsApp“ erreichen. Das JugendCoachingGiovani ist freiwillig, kostenlos und zielorientiert. Melden können sich Jugendliche zwischen 15 und 25 Jahren, die Deutsch oder Italienisch sprechen und motiviert sind, ihre Situation zu verändern.