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Die Schwergeburt

Die Südtiroler Sparkasse wird vom 27. Oktober bis zum 6. Dezember eine Kapitalerhöhung von 270 Millionen Euro machen. Angst vor der Konkurrenz? / Update

Man wartet seit Wochen. Bereits vergangene Woche wurde Sparkassen intern die geplante Kapitalerhöhung vorgestellt. Was bisher aber immer noch fehlt, ist das grüne Licht der Börsenaufsicht Consob. Die Börsenaufsicht muss das sogenannte Informationsprospekt genehmigen mit das Aktienangebot der Öffentlichkeit unterbreitet wird.
Es müsste eigentlich nur mehr ein Frage von Stunden sein“, erklärte Sparkassen-Generaldirektor Nicola Calabró am Mittwoch Abend in einem internen Meeting den leitenden Angestellten. In der Sparkassenzentrale hofft man jetzt, dass es auch wirklich so ist. Die Kapitalerhöhung soll jedenfalls nächste Woche offiziell vorgestellt werden.

Die Operation

Nach dem Rekordverlust von 231 Millionen Euro im Geschäftsjahr 2014 hat die Banca d´ Italia eine klare Bedingung ausgesprochen: Die Sparkasse muss refinanziert werden. Eine konsistente Kapitalerhöhung ist nach Meinung der Bankenaufsicht eine Grundbedingung für die Sanierung der finanziellen Schieflage in die die Südtiroler Traditionsbank in den vergangenen Jahren geraten ist.
Die Sparkassenspitze um Präsident Gerhard Brandstätter fixierte mit der Banca d´ Italia bereits im Frühjahr den finanziellen Rahmen der Kapitalerhöhung: 270 Millionen Euro. Die Bankenaufsicht gab dazu grünes Licht. Ursprünglich für den September/Oktober geplant, zieht sich die Genehmigung der Operation durch die Consob aber hin. Mehrmals musste das von der Sparkasse vorgelegte Informationsprospekt bereits überarbeitet werden.

Die Geldgeber

Den Großteil der neuen Aktien wird die Stiftung Sparkasse übernehmen. Der Hauptaktionär der Bank hat bereits am 28. April 2015 als Anzahlung 120 Millionen Euro an die Sparkasse überwiesen. Man hat diese Zahlung publikumswirksam wenige Stunden vor der Gesellschafterversammlung getätigt und bekannt gemacht. Es sollte eine Art homöopathische Kur für die aufgebrachten Kleinaktionäre sein. Der Coup ist auch aufgegangen. Denn so konnte die Sparkassenführung den Aufbruch in eine neue Zukunft verkaufen.
Die Stiftung wird sich jetzt mit weiteren 60 Millionen an der Kapitalerhöhung beteiligen. Die restlichen 90 Millionen will man von Geschäftspartner wie den Versicherungskonzern ITAS oder die Versicherung Eurovita akquirieren. Dazu soll es auch ausländische Kapitalgeber geben. Nach Informationen von salto.bz soll es sich dabei um die deutschen Sparkassen handeln.

Private Aktionäre

Zwischen 20 und 30 Millionen Euro will die Sparkasse hingegen bei Unternehmens- oder Privatkunden sammeln. Nach dem Aktiensplitt ist der Richtpreis der Sparkassen-Aktie 12,5 Euro. Für die Zeichner soll es einen Rabatt von 20 Prozent geben. Das heißt eine Aktie kostet 10 Euro.
Vor allem beim Verkauf an die Privatkunden ist die Börsenaufsicht aber sehr streng. Der Hauptgrund dafür liegt im Inspektionsbericht der Consob zur Sparkasse vom Frühjahr 2015. Dort werden auch schwerwiegende Verfehlungen der Sparkasse bei den vergangenen Aktienverkäufen festgehalten. Das Verfahren läuft noch. Sicher ist: die Consob hat ein besonderes Auge auf die Sparkasse.

Die Volksbank

Zudem hat die Sparkasse ein anderes Problem. Brandstätter & Co fürchten die Konkurrenz. Denn nach der Übernahme der Banca Marostica plant auch die Südtiroler Volksbank eine Kapitalerhöhung. Die Volksbank will zwischen dem 9. November und dem 18. Dezember rund 100 Millionen sammeln. Auch hier fehlt aber noch die Consob-Genehmigung.
Weil man in der Sparkasse die direkte Konkurrenz im Aktienverkauf vor allem bei den Privatkunden fürchtet, hat man im allerletzten Moment die eigene Kapitalerhöhung um zehn Tage vorverlegt. Ursprünglich wollte die Sparkasse erst im November starten. Jetzt soll die Kapitalerhöhung aber vom 27. Oktober bis zum 6. Dezember gehen. Die Wertstellung, also die Bezahlung der Aktien, wird mit 21. Dezember 2015 erfolgen.
Voraussetzung allerdings ist, dass endlich das rettende, grüne Licht aus Rom eintrifft.

RICHTIGSTELLUNG 

Bezugnehmend auf den im Online-Medium „salto.bz“ am 22.10.2015 veröffentlichten Artikel mit dem Titel „Die Schwergeburt“ ersuchen wir dasselbe Medium auf, mit höchster Dringlichkeit und in gleicher Aufmachung folgende Richtigstellung zu veröffentlichen: 

Es entspricht nicht der Wahrheit, dass die Sparkasse mit der Kapitalerhöhung erst im November starten wollte und sie, wie in Ihrem Artikel dargelegt „im allerletzten Moment um zehn Tage vorverlegt wurde“.
Richtig ist hingegen, dass die Sparkasse bereits seit geraumer Zeit geplant hat, in den Monaten September oder Oktober mit der Kapitalerhöhung zu beginnen. Dies wurde auch in der von der Bank am 12.August veröffentlichten Pressemitteilung zur Halbjahresbilanz entsprechend klar mitgeteilt.
Nachdem die Börsenaufsichtsbehörde Consob mit heutigem Datum die Genehmigung erteilt hat, wird die Kapitalerhöhung nach Erfüllung der gesetzlichen Veröffentlichungspflichten plangemäß am Dienstag, 27. Oktober starten. 
Südtiroler Sparkasse AG

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Steuer Zahler Fri, 10/23/2015 - 07:38

Als gewöhnlicher Privatmensch darf man derzeit sein Geld für eine Kapitalerhöhung einer Bank, die nicht an der Börse notiert ist, grundsätzlich nicht hergeben - egal welche Bank !

Man muss sich nämlich folgendes vor Augen halten:

1. Als kleiner Aktionär hat man absolut null Mitsprache, aber man hängt mit dem Geld voll drin, und kann dieses nicht liquide machen, weil man Monate oder Jahre zum Verkauf braucht. Das Sagen haben die Politik oder die großen Aktionäre.

2. Dividenden oder Wertzuwachs gibt es gar keine, oder so minimal, dass jedes Staatspapier bessere Renditen aufweist.

3. Andere Vorteile für Aktionäre sind reine Augenauswischerei, denn billigere Kontokorrente, Kredite, Karten ... usw. kriegt man bei jeder anderen Bank, auch ohne Aktionär zu sein.

4. Es besteht eine sehr große Wahrscheinlichkeit, 20-50% oder mehr des heutigen Aktienwertes zu verlieren.
Denn alle italienischen Banken, die nicht quotiert waren, und in der lezten Zeit dann von einer anderen Bank gekauft wurden, oder jetzt an die Börse gehen (da gibt's keinen Mindestpreis !), haben den Mindestpreis um 20%, 30% oder gar 80% unterschritten.

5. Es ist sehr fraglich, ob der Mindestpreis in Zukunft überhaupt noch existieren darf. Denn mit dem Mindestpreis wurden so viele kleine Aktionäre hinters Licht geführt, dass in Veneto derzeit eine Prozesslawine von vielen Tausend Aktionären losgetreten wurde. Wenn also der Mindestpreis per Verordnung abgeschafft würde, so wie vieles andere in den Banken per Verordnung abgeschafft wurde, dann käme der Preisverfall sofort, allein weil die Anzahl der Verkäufer das Zehnfache (oder mehr) der Käufer ist.

Jedes andere Argument, das die Banken hier nutzen, um den Leuten die Aktien einzureden, ist nicht stichhaltig und nicht im Interesse der Kunden.

Fri, 10/23/2015 - 07:38 Permalink