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Tiroler Säulenheilige

Einsicht und Durchhalteparolen: Die Süd-Tiroler Freiheit muss auf einen Sitz im Landtag verzichten. Fehler werden gesucht, einige gefunden – sind es aber die richtigen?
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Foto: Salto.bz

Man konnte die gedämpfte Stimmung buchstäblich spüren, als man den Hinterhof des Hotels Mondschein in Bozen betrat. Nur wenige Parteimitglieder der Süd-Tiroler Freiheit waren anwesend, als es darum ging, vor den Medien Stellung zu beziehen. Wie zu erwarten, war neben den alten neuen Abgeordneten Sven Knoll und Myriam Atz Tammerle und dem aus dem Amt scheidenden Bernhard Zimmerhofer auch Eva Klotz anwesend.

Bald wird zu einer kurzen Pressekonferenz gerufen, die Granden der Partei stellten sich vor die Kameras und geben ihre Meinung zum bescheidenen Ergebnis ab. „Wir haben uns sicher mehr erwartet“, „Wir müssen uns selbst an die Nase fassen“ oder „Wir betreiben Gewissensforschung“: An Einsicht mangelte es den Mitgliedern der Bewegung wahrlich nicht. Wie könnte es auch, neben der Süd-Tiroler Freiheit musste auch der Rest der deutschsprachigen patriotischen Parteilandschaft mit den Freiheitlichen und der Bürgerunion schwere Einbußen hinnehmen. Und von nichts kommt nichts. Besonders Team Köllensperger könnte hier – wie bei den anderen auch – ein Bein gestellt haben.

„Wir haben aber den dritten Sitz nur knapp verpasst. 0,8 Prozent sind nicht viel. Besonders, wenn man beachtet, dass die Wahlbeteiligung besonders bei der deutschen Bevölkerung rückläufig war“, gab Sven Knoll bei der Pressekonferenz zu Protokoll und lässt nicht auf eine eventuelle Fehlerfindung – besonders bezüglich der Wahlthemen – ein:  „Wir haben einen klaren Wahlauftrag erhalten und den wollen wir erfüllen. Wir dürfen nun nicht spekulieren, dass unserer Kampagnen, wie die der doppelten Staatsbürgerschaft, nicht gewollt werden. Das Ergebnis darf uns nicht das Ziel aus den Augen verlieren lassen.“ Auch Myriam Atz Tammerle schlägt in die gleiche Kerbe und will weiterhin auf die bis jetzt verfolgten Werte setzen: „Die Rechte der Südtiroler Bevölkerung müssen nach diesem Wahlausgang mehr denn je geschützt werden. “

Strategie wird nicht in Frage gestellt

Dass womöglich der Doppelpass und das Thema mehrsprachige Schule bei dieser Wahl die falschen Ansätze waren oder dass  die Parteilinie generell etwas überholt sei, will man nicht hören. Klar, man versteht sich als Bewegung und verfolgt eine klare Linie, jedoch hätte man mit etwas strategischer Weitsicht genau diese 0,8 Prozent noch holen können. Nichtdestotrotz sind genau Doppelpass und gemischtsprachige Schulen nach wie vor ganz oben auf der Agenda. „Wir haben trotz der Verluste einen klaren Wahlauftrag bekommen und diesen werden wir auch zu zweit im Landtag erfüllen. Dazu gehört auch der Weg hin zur doppelten Staatsbürgerschaft“, unterstreicht Sven Knoll nochmals gegenüber salto.bz.

 Auch Eva Klotz lässt an der Ideologie der Süd-Tiroler Freiheit nicht rütteln: „Ich habe mir sicherlich mehr erwartet. Aber wenn es um die Säulen geht, die unser Land halten, müssen wir genau so weitermachen. Italien hat es noch nicht aufgegeben, unser Land zu einer normalen politischen Provinz zu machen. Die gemischtsprachige Schule birgt Gefahren; wir sind unseren Stammwählern schuldig, dagegen anzukämpfen.“

Myriam Atz Tammerle war die Enttäuschung bezüglich des Ausgangs anzusehen. Jedoch schließt auch sie sich dem Grundtenor der Beharrlichkeit ihrer Parteikollegen an und hebt, wie Eva Klotz, das Thema Schule in den Vordergrund: „Gemischtsprachiger und CLIL-Unterricht sägen an einem Grundpfeiler des Autonomiestatuts: dem Unterricht in der eigenen Muttersprache. Wenn wir daran sägen, bricht irgendwann alles zusammen. Wir werden aber weiter an unserer Linie festhalten, dann kommen wir auch sicher weiter.“

Es war also insgesamt ein recht gebrauchter Tag für die Anwesenden, auch wenn man mit Durchhalteparolen die Stimmung aufrecht erhalten wollte. Diese dürfen aber nicht darüber hinwegtäuschen, dass man sich wirklich „an die Nase fassen muss“, damit in fünf Jahren frei nach Bernhard Zimmerhofer das volkstumspolitische Lager nicht nochmals "an die Wand gefahren wird" und man in der politischen Bedeutungslosigkeit verschwindet.

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Hartmuth Staffler Tue, 10/23/2018 - 16:34

Aus einer mehrsprachigen Schule wird in Südtirol erfahrungsgemäß eine gemischtsprachige, d. h. dass nicht mehrere Sprachen gesprochen werden, sondern ein Sprachenmischmasch entsteht. Wie sich die Entwicklung gestalten würde, kann nieman voraussagen, aber das Beharren der italienischen Nationalisten auf einer mehrsprachigen Schule lässt den Schluss zu, dass es ihnen um die Assimilierung der deutschsprachigen Südtiroler geht - so wie es in Aosta bereits erfolgreich praktiziert wurde.

Tue, 10/23/2018 - 16:34 Permalink