Society | Sanität

"Das gefällt uns nicht"

Die Personalsuche in Südtirols Sanität bleibt eine Herausforderung – nicht nur für die Führungsspitze.
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Foto: Tiemann-Petri und Partner

„Wir nehmen alle, die wir finden“: Was der Generaldirektor des Sanitätsbetriebs Thomas Schael vor einem Jahr ankündigte, bekommt angesichts des Debakels um die Nachbesetzung des Sanitätsdirektors einen eigenen Klang. Tatsächlich trägt die umfangreiche Personalsuche, die Politik und Sanitätsbetrieb angesichts des akuten Ärztemangels eingeleitet haben, erste Früchte. 600 eingegangene Anfragen, 40 neue feste Anstellungen und 52 Werkverträge für Ärztinnen und Ärzte nach dem Wettbewerb im vergangenen Frühjahr: Das ist die Bilanz, die man beim Sanitätsbetrieb nach einem halben Jahr aktiver Personalrekrutierung zieht. „375 Fachleute haben seit dem Frühjahr ihre Curricula abgegeben, die zur Durchsicht und Bewertung den Primaren vorliegen; insgesamt 10 konnten angestellt werden, weitere 5 sollten demnächst zur Vertragsunterzeichnung kommen“, heißt es weiters in einer Pressemitteilung.

Die Anfragen kommen zu 88% aus Italien, zu 12% aus Deutschland. Größtes Hindernis am deutschen Personalmarkt sei die Facharzttitelanerkennung in Italien, zudem falle auch das höhere Gehaltsniveau in Deutschland ins Gewicht. Altbekannte Hürde ist aber auch die Zweisprachigkeitsprüfung. Ohne diese könnten Interessierte nur mit Werksvertrag angestellt werden, was das Interesse an einem Job in Südtirol merklich einschränkt. Zumindest ist es laut Thomas Schael dank Landesrätin Martha Stocker gelungen, die Anstellung mittels Werkvertrag auf drei Jahre auszuweiten und somit die zeitliche Frist für den Zweisprachigkeitsnachweis zu strecken. Auch mit Familienfreundlichkeit will der größte Arbeitgeber des Landes die eigenen Wettbewerbsnachteile zumindest teilsweise wieder gutmachen. Sicher ist, dass insbesondere die Suche nach deutschsprachigem Personal nicht abgeschlossen ist. Seit dieser Wochen laufen Stellenausschreibungen für medizinisches Fachpersonal aus ingesamt 39 Fachbereichen.

Hubert Messer: "Auf diese Art kommen wir nicht vom Fleck"

Und wie es aussieht, muss es auch für die Nachbesetzung der Stelle von Sanitätsdirektor Oswald Mayr zu einem neuen Wettbewerb kommen. Diesen Kurs hat Landeshauptmann Arno Kompatscher am Montag in einer Aussprache mit Gesundheitslandesrätin Martha Stocker vorgegeben. Zuvor hatte Stocker in einer Aussendung noch  gemeinsam mit Schael angekündigt, die fünf durchgefallenen Bewerber treffen zu wollen, sobald die Protokolle der einzelnen Kommissionen vorliegen, um „gemeinsam zu einer Entscheidung über die zukünftige Führungsspitze im Südtiroler Sanitätsbetrieb zu gelangen“. Doch der Landeshauptmann setzte der Unklarheit über die weitere Vorgangsweise ein Ende. „Der übliche Weg ist, den Wettbewerb neu auszuschreiben – einen anderen gibt es nicht“, soll Kompatscher vorgegeben haben. Das Ziel, bis Jahresende die wichtigsten Führungspositionen  rund um Generaldirektor Thomas Schael nachbesetzt zu haben, wird damit allerdings nicht mehr zu erreichen sein.

Im Raum steht auch, wie viele Bewerber sich nach dem für viele unverständlichem Durchfall aller fünf Kandidaten finden werden. Laut Hubert Messner, dem Präsidenten der Primargewerkschaft Anpo, ist das Vertrauen der Ärzteschaft in die Politik nach dem jüngste Vorfall  in jedem Fall noch weiter in den Keller gerasselt. „Was derzeit in der Sanität passiert, gefällt uns nicht“, macht der Bozner Primar seinem Unmut in der Dienstaga-Ausgabe des Alto Adige Luft. „Wir haben riesige Problem zu lösen, doch auf diese Art kommen wir nicht vom Fleck. Noch sorgen trotz allem wir dafür, dass das ganze System läuft - doch wir müssen dabei unterstützt werden.“