Economy | Produktdesign

"Seid neugierig + experimentierfreudig"

Anfangs war er als Goldschmied tätig, heute verdient er sein Geld mit Produktdesign. Seit vergangenem Dienstag ist Harry Thaler nun Lehrbeauftragter an der unibz.
Hinweis: Dies ist ein Partner-Artikel und spiegelt nicht notwendigerweise die Meinung der SALTO-Redaktion wider.
Harry Thaler
Foto: unibz

Seine Produkte stehen für klassische Designformen - neu interpretiert mit qualitativem Handwerk und innovativen Formen. Für seine Arbeiten erhielt der gebürtige Meraner mehrere Preise, viele seiner Produkte wurden international ausgestellt. Nach mehreren Stationen in Wien, Sri Lanka, Pforzheim und London lebt der Designer nun wieder in seiner Heimatstadt Meran. Ein Interview mit Produktdesigner Harry Thaler:

 

Sie sind eigentlich gelernter Goldschmied. Wie sind Sie zum Produktdesign gekommen?

Für mich war es ein Bedürfnis, nach zehn Jahren Arbeit als Goldschmied wieder Neues zu entdecken. Meine Neugierde führte mich dann auch nach London, wo ich zuerst bei Martino Gamper ein Praktikum machte und mich danach dafür entschied, meinen Master am Royal College of Art zu absolvieren. Auch wenn ich aktuell nicht mehr als Goldschmied arbeite, ist dieser Background für mich nach wie vor sehr aktuell und auch wichtig für meine Arbeit. Meine Erfahrung als Goldschmied hilft mir sowohl die Detailarbeit als auch die Umsetzung beim Entwerfen besser zu verstehen.

 

Welche Materialien verwenden Sie für Ihre Produkte?

Ich habe da keine Vorliebe. Die Auswahl des Materials hängt eng mit dem Produkt zusammen. Für den „pressed chair“ habe ich zum Beispiel Aluminium verwendet, da es mir darum ging, einen flexiblen, leichten Stuhl zu schaffen. Ich finde es immer spannend mit neuen Materialen zu arbeiten. Mit den Studenten an der Uni Bozen experimentieren wir zum Beispiel mit Cocoon. Ein Material, das in der Nachkriegszeit für das Einmotten von Schiffen verwendet wurde. In den 1960ern wurde es außerdem von Arthur Eisenkeil, dem Gründer des Lichtstudios in Marling, als Material für Lampenschirme aufgegriffen. International bekannte Designer wie Tobia Scarpa und die Gebrüder Castiglioni haben mit diesem Material später Designklassiker geschaffen.

 

Ihr Produkt „pressed chair“, wurde vom Möbelproduzenten Nils Moormann in seine Kollektion aufgenommen und produziert. Aus welcher Idee heraus ist das Produkt entstanden?

Die Idee für den Stuhl ist während meines Studiums am Royal College of Art entstanden. Ich wollte einen Stuhl aus einem einzigen Stück Metall herstellen, ähnlich einem Schmuckstück. Am „pressed chair“, der zu 100 Prozent aus Aluminium besteht, kann man somit auch meinen Werdegang erkennen. Denn hätte ich nicht zehn Jahre als Goldschmied gearbeitet, wäre mir diese Idee wohl nie in den Sinn gekommen. 2011 wurde der „pressed chair“ dann meine Abschlussarbeit für den Masterstudiengang und, was mich noch mehr freut, auch international positiv wahrgenommen.

 

Welche Besonderheit verbirgt sich hinter dem Aluminiumstuhl?


Das Besondere am „pressed chair“ ist sicherlich, dass er aus einem einzigen Stück Blech gemacht wird. Dieses erhält durch Verformung und eine umlaufende Vertiefung seine Stabilität. Bei der Herstellung wird die Form des Stuhles aus dem 2,5 mm dicken und 2,5 kg schweren Blech ausgefräst. In flachem Zustand sieht der Stuhl dadurch aus wie ein kleines Männchen. Der Stuhl ist außerdem komplett recycelbar und benötigt weder Schrauben noch sonst welches Material. Für mich bringt der „pressed chair“ das auf den Punkt, was für mich gutes Design bedeutet: Er ist simpel, nützlich und trotzdem innovativ.

Ab Dienstag werden Sie als Lehrender inmitten der StudentInnen der Universität Bozen tätig sein. Was hat Sie zu diesem Schritt bewogen?

Auch hier spielt sicherlich wieder meine Neugierde und meine Lust auf Neues eine große Rolle. Schon immer habe ich den Prozess des Designens als etwas sehr Spannendes wahrgenommen, und ich empfinde es als sehr bereichernd, meine Studenten in diesem Prozess zu begleiten. Außerdem reizt mich der Austausch mit den Studenten und meinen Kollegen sehr. All diese verschiedenen Sichtweisen und Ideen sind inspirierend und fördern die Kreativität.


 

Was würden Sie einem/einer jungen DesignerIn mit auf den Weg ins Berufsleben geben?

Seid neugierig und experimentierfreudig. Lasst euch nicht verbiegen und bewahrt euch immer den Spaß an der Arbeit.