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Die Stimmen der Vergessenen

Das Hilfs- und Verwaltungspersonal der Schulen beklagt Überbelastung, Ungleichbehandlung und fehlende Anerkennung. Eine Stimme, die häufig im Verborgenen bleibt.
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Foto: (c) unsplash

Wird von der Schule gesprochen, so rückt der Fokus häufig auf Schüler*innen und Schüler, Lehrer*innen, Direktorinnen und Direktoren; manchmal auf die Eltern. Wem im öffentlichen Diskurs kaum Beachtung geschenkt wird, ist in vielen Fällen das Hilfs- und Verwaltungspersonal. Dazu zählen Schulwart*innen, Sekretär*innen, Bibliothekare und Bibliothekarinnen, Buchhalter*innen sowie das gesamte Verwaltungspersonal. Dabei tragen auch sie maßgeblich zu einem funktionierenden Schulalltag bei. Nun hat die Gewerkschaft der Landesbediensteten einen Warnruf verfasst, um auf die Situation des Personals - vor allem in diesen zwei Jahren der Pandemie - aufmerksam zu machen: Personalmangel, körperliche Überarbeitung und prekäre Arbeitsverhältnisse werden beklagt.

 

Erschöpfung und Engpässe bei Schulwart*innen

 

Ich bin seit 2 Wochen alleine als Schulwart an der Schule tätig und muss auch meine erkrankten und suspendierten Kolleginnen und Kollegen ersetzen”, erklärt der 55-jährige Schulwart Andreas H. “Ich gehe komplett erschöpft nach Hause und meistens direkt ins Bett.” Wie Andreas H. gehe es auch vielen anderen Schulwarten und Schulwartinnen in Südtirol, so die Gewerkschaftsvertreter.

Grund dafür seien vor allem die seit Jahren grassierenden Personalengpässe beim Hilfspersonal an den Schulen: Die meisten Angestellten sind über 55 Jahre alt, die Ranglisten für neues Personal sind leer. Die Einführung der Impfpflicht, die auch in dieser Berufsgruppe zu einer Reihe von Suspendierungen geführt hat, hat die bestehenden Engpässe weiter verschärft.

 

Die Ranglisten für neues Personal sind leer.

 

Zudem kommt, dass viele der Hilfskräfte ihre Arbeit als sehr erschöpfend wahrnehmen. Einerseits sei man beinahe ausschließlich mit Reinigungsarbeiten beschäftigt, die sich in körperlicher Überbelastung und gesundheitliche Beschwerden manifestieren. Andererseits sind seit Beginn der Pandemie zusätzliche Desinfizierungsarbeiten und Green-Pass-Kontrollen durchzuführen. Eine - wie die Gewerkschaft anmerkt - “sehr undankbare Aufgabe”.

Mit Beginn der Corona Pandemie vor beinahe 2 Jahren habe sich die Situation nicht nur aufgrund des Personalmangels und der zusätzlichen Arbeit weiter verschärft: Im Gegensatz zu anderen Berufskategorien musste das Hilfspersonal zu Hause bleiben. Die  Abwesenheit wurde in einem negativen Zeitkonto erfasst und der Minussaldo stufenweise abgebaut.

Der Druck, “immer funktionieren zu müssen”, Diskriminierungen, Ungleichbehandlungen und nicht selten Mobbingvorfälle setzen dem Personal zusätzlich zu.

 

Stress und fehlende Anerkennung

 

Neben den Schulwartinnen und Schulwarten beklagen auch die Schulsekretär*innen und das gesamte Verwaltungspersonal (Vw-Sachbearbeiter*innen, Bibliotekar*innen und Buchhalter*innen) ihre Situation. Die “ausgeuferte Bürokratie”, Digitalisierungsansprüche und die buchhalterische und juridische Verantwortung führten - so die Gewerkschaft - zu extremen Stress. Deshalb erkrankten immer mehr Bedienstete unter dem psycho-physischen Druck, kündigten oder wechselten in eine andere öffentliche Einrichtung.

 

Anerkennung und Wertschätzung scheint es hier nicht zu geben

 

Die Pandemie decke diese bestehenden Probleme jetzt gnadenlos auf: “Abwesendes Personal kann nicht ersetzt werden, da die Ranglisten leer sind. Für Abwesenheiten von Bediensteten bei längerer Krankheit sind keine Nachbesetzungen möglich. Überstunden werden oft angeordnet und können dann nicht abgebaut und/oder ausgezahlt werden”, so die Gewerkschaft.

Wie ein Schulsekretär erklärt habe “die sog. „Digitalisierung“ aber auch die Einführung der doppelten Buchführung, die Arbeitsintensität für die Schulsekretär*innen in neue Sphären katapultiert.” Zudem gäbe es kaum Unterstützung und Verständnis für Komplexität, Stress und Lärmpegel in den Sekretariaten. “Anerkennung und Wertschätzung scheint es hier nicht zu geben”.

 

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