Die etwas andere Hochsaison
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Es ist das Sportereignis des Jahres in Südtirol: Der Biathlonweltcup in Antholz. Jährlich strömen tausende Schaulustige in das Antholzertal, um dem Spektakel beizuwohnen, auch vergangenes Wochenende wieder. Carmen Aichner, die Direktorin des Antholzer Tourismusvereins, über die Bedeutung des Events für den Fremdenverkehr des Gebiets.
SALTO: Frau Aichner, was bedeutet das Event Biathlonweltcup für den Tourismus des Gebiets?
Carmen Aichner: Die Auslastung ist natürlich sehr hoch. Früher sprach man in dieser Zeit oft vom Januarloch. Mit dem Biathlonweltcup wird dieses überbrückt. Das Event hat auch einen großen Einfluss auf das ganze Pustertal. Soviel ich weiß, werden aufgrund des Anlasses bis Innichen und Sexten Zimmer gebucht. Sogar in Brixen nächtigen einige Gäste nur wegen des Biathlons. Manche von ihnen fragen nach dem Weltcup sogar schon wieder für das nächste Jahr an. Viele Stammgäste verbinden ihren Winterurlaub nämlich mit der Veranstaltung. Es handelt sich also um eine große Aufwertung für die Tourismusbetriebe des Gebiets Pustertal und Antholzertal, auch weil die Gäste meist nicht nur für die Tage des Geschehens buchen, sondern eine ganze Woche.
„Mit dem Biathlonweltcup wird das Januarloch überbrückt.“
Für diejenigen, die zu spät dran sind, ist es also kaum möglich im letzten Moment noch ein freies Zimmer zu erhalten?
Ja, genau. Es gestaltet sich als herausfordernd, in der näheren Umgebung ein Zimmer zu finden. Häufig werden kurzfristig freigewordene Zimmer rasch erneut gebucht. Wie gesagt, buchen die meisten bereits im selben Jahr schon wieder fürs nächste Mal, um sicherzugehen, dass sie wieder dabei sein können.
Wie sind die Unterschiede touristisch gesehen zwischen Weltcup und normaler Wintersaison?
Wir arbeiten auch zu Weihnachten und Fasching, also in den Hochsaisonen, gut. Der Biathlonweltcup ist für uns wie eine Hochsaison.
„Der Biathlonweltcup ist für uns wie eine Hochsaison.“
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Wie geht die Bevölkerung mit dem jährlichen Geschehen um?
Meiner Auffassung nach ist die lokale Bevölkerung richtig begeistert und tritt der Veranstaltung mit viel Freude und Stolz entgegen, fiebert mit und nimmt am Geschehen teil. Es ist auch festzuhalten, dass sehr viele freiwillige Helfer am Erfolg des Ereignisses beteiligt sind, ohne die eine Umsetzung unvorstellbar wäre.
2024 waren es 60.000 Zuschauer beim Biathlon Weltcup. Wo sind all diese Besucher untergebracht? Gibt es viele Tagestouristen?
Was die Gäste betrifft sind es eigentlich eher weniger Tagestouristen, die meisten buchen hier für mehrere Tage bis zu einer Woche. Natürlich, sind bei uns auch die ganzen Sportler untergebracht. Viele Betriebe haben jährlich dieselben Athleten die zu ihnen kommen. Auch Medien und Presse nächtigen vielfach im Tal. Natürlich sind auch viele Gäste da, der Großteil betrifft aber tatsächlich Sportler und Presse.
Wie sieht es mit dem Verkehr aus, ist das Tal oft überlastet an diesem Wochenende?
Das Thema Verkehr ist aufgrund der Shuttledienste gut gelöst. Diese fahren alle fünf bis zehn Minuten von Olang- Rasen-Antholz bis Antholz Mittertal. Dort ist dann der Umstieg bis ins Zentrum. Mit dem Auto ist die Einfahrt ins Zentrum grundsätzlich verboten, außer man besitzt die notwendige Berechtigung. Außerdem gibt es einen Shuttleservice, der vom Bahnhof Olang aus, bis ins Antholzer-Mittertal fährt. Zudem ist auch noch ein VIP-Shuttle für jene Besucher, die ein VIP-Ticket besitzen, organisiert. Das gesamte Konzept funktioniert also gut.
Merkt man am Biathlon Wochenende einen Unterschied an der Herkunft der Klientel im Vergleich zur restlichen Saison?
Auf jeden Fall ist das Publikum internationaler als sonst. Der Großteil der Besucher kommt aus Deutschland. Im Winter 2022/23 waren 38% der Gäste Deutsche und 36% Italiener. Während dem Weltcup 2023 hingegen waren 61% Deutsche und 12% Italiener, gefolgt von Norwegern, Franzosen und Österreichern. Im gesamten Jahr 2023 waren 48% Italiener bei uns im Tal und 34% Deutsche. Bei uns läuft die Sommersaison (60% Nächtigungen) stärker als die Wintersaison (40%). In dieser Woche sind im gesamten Pustertal die meisten Nächtigungen jedoch Deutsche. Es fällt auf, dass in den letzten Jahren auch die Italiener langsam den Biathlonsport für sich entdecken und diesbezüglich die Nächtigungen steigen. International sind die meisten Besucher von den jeweiligen Teilnehmernationen, zum Beispiel Familienmitglieder der Athleten.
„Der Fakt, dass wir bereits ein jährliches großes Sportevent abhalten, ist auf jeden Fall von Vorteil, was ein Projekt wie Olympia angeht.“
2026 finden die Olympischen Spiele Milano – Cortina statt. Im Zuge dessen werden die Biathlonwettbewerbe in Antholz stattfinden. Fühlt man sich schon bereit für dieses Schauspiel oder muss touristisch gesehen noch etwas geschehen?
Bereits bei der Kandidatur müssen die vorhandenen Unterkunftsbetriebe und Betten vorgewiesen werden, um die nötigen Unterbringungen zu gewährleisten. Durch den Bettenstopp sind wenig quantitative Erweiterungen möglich und geplant. Was das Biathlonzentrum angeht, sind die Umbauarbeiten bereits im Gange. Allgemein gibt es noch viel zu tun. Ich gehe aber davon aus, dass nach Ende der Olympischen Sommerspiele dieses Jahres die Vorbereitungsarbeiten für 2026 beginnen werden. Der Fakt, dass wir bereits ein jährliches großes Sportevent abhalten, ist auf jeden Fall von Vorteil, was ein Projekt wie Olympia angeht. Natürlich kommen hier noch Restriktionen wie zum Beispiel das Thema Sicherheit dazu.