Hans Widmann neuer Präsident der Lebenshilfe
Herr Widmann, Sie haben eine Karriere als Gewerkschafter und Politiker hinter sich, wie kamen Sie zur Arbeit mit Menschen mit Behinderungen?
Hans Widmann: Nach meiner Pensionierung als aktiver Politiker im Jahr 2008, nach 14 Jahren im römischen Parlament, hat mich eine Mitarbeiterin der Lebenshilfe angesprochen, ob ich nicht in ihrem Verein mitarbeiten wolle. Da ich stets betont habe, nie einen Versorgungsposten anzustreben, war eine solche Mitarbeit genau das was ich wollte. Im sozialen Bereich tätig werden.
Sie sind also bereits seit längerem bei der Lebenshilfe?
Ich bin Vizepräsident im Vorstand seit 2011, und die Mitarbeiterin die mich damals gefragt hatte, Paola Gasser Amort, ist nun als Präsidentin zurückgetreten. Deshalb bin nun ich an Reihe, es ist sozusagen eine natürlich Nachfolge.
Was wollen Sie als Erstes angehen, wie lauten die dringendsten Anliegen?
Es gibt eine ganze Menge Anliegen bei uns in der Lebenshilfe, ich möchte aber doch die Arbeitseingliederung als wichtigstes nennen. Denn genauso wie jeder Mensch durch eine vernünftige Arbeit frei und selbständig wird, so wollen es auch die Menschen mit Behinderungen. Sie wollen arbeiten und auf diese Weise in die Gesellschaft integriert sein.
Klappt das in Südtirol nicht so gut?
Wir haben zwar, wie im übrigen Italien auch, eine exzellente Integration und Inklusion in der Schule, aber nach dem Pflichtschulende ist für Menschen mit Behinderungen erst mal Schluss. Viele bleiben dann einfach zu Hause, bei den Eltern, das ist oft eine schwer zu ertragende Situation bür beide. Geeignete Arbeitsplätze zu finden, ist nicht so einfach. Im öffentlichen Sektor, aber vor allem bei privaten Unternehmen. Dabei wäre es oft eine Frage des guten Willens: Wir haben in der Tagesstätte in Schlanders eine Gruppe, die für den Betrieb der Hoppe einfache Arbeiten verrichten. Seitdem dies direkt im Werk direkt geschieht, fühlen sie sich viel wohler und akzeptierter, man geht gemeinsam in die Mensa und hat so Anteil am ganz normalen Leben.
Was müsste sich hier ändern, wo sind die Baustellen?
Ich denke, die privaten Unternehmen müssten wieder mehr Anreize erhalten, Menschen mit Behinderungen einzustellen. Es gibt zwar Auflagen für Betriebe mit einer gewissen Größe, aber die Strafen sind viel zu gering, sodass ein Unternehmer eher riskiert diesen Geldbetrag zu zahlen, als den vermeintlich komplizierten Vorgang der Anstellung eines behinderten Arbeiters auf sich zu nehmen. Die öffentliche Hand könnte hier noch viel mehr tun, vor allem sollte der Sozialbereich der allerletzte sein, wo gespart und gekürzt wird.
Sie werden also ein kämpferischer Präsident der Lebenshilfe sein?
Ich werde dort wo es notwendig ist, sicherlich auf die Hühneraugen steigen!
Diversity Management
ist ein Ansatz bei dem die Integration von "unterschiedlichen" Menschen ein Gewinn statt eine Belastung für Unternehmen wird. Viele erfogreiche Beispiele können eine Inspiration auch für Südtiroler Unternehmen sein.