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Privilegierte Bauern? Mein guter Pöder...

Sind Südtirols Bauern privilegiert? Ein Pro & Contra zwischen Andreas Pöder und Landwirtschaftslandesrat Arnold Schuler liefert keine eindeutige Antwort, aber rückt zumindest salto.bz ins Rampenlicht.

Die Diskussion rund um die neue Immobiliensteuer GIS hat eine alte Frage wieder aufgeworfen: Sind Südtirols Bauern privilegiert? Im RAI-Südtirol-Format Pro & Contra versuchte Moderator Peter Thalmann am Dienstag Abend von BürgerUnions-Abgeordnetem Andreas Pöder und Landwirtschaftslandesrat Arnold Schuler Antworten darauf zu bekommen. Klar wurde dabei vor allem, dass es nicht so einfach ist, neben Andreas Pöder zu Wort zu kommen – und dass die Frage wohl kaum objektiv von zwei Politikern beantwortet kann. Denn, während der Landwirtschaftslandesrat gerade die GIS als „bestes Beispiel“  dafür sieht, dass mittlerweile in vielen Bereichen die Gleichbehandlung der Landwirtschaft mit anderen Wirtschaftssektoren erreicht wurde, fuhr Andreas Pöder jede Menge Munition auf, um vor allem die Privilegien der „Elite-Bauern“ anzukreiden. Um zu veranschaulichen, wen er damit - im konkreten Fall „Urlaub auf dem Bauernhof“ (UaB) - meint, brachte der Abgeordnete gleich mehrmals salto.bz ins Spiel. Oder besser gesagt, einige der schmucken Höfe, die in Eppan Urlaub auf dem Luxus-Hof anbieten. 

Wo bleibt die Gerechtigkeit? 

Ein Hervorheben, das möglicherweise manch anderes Medium zum Erblassen brachte. Laut Pöder erblassen aber vor allem die Inhaber von Pensionen und Hotels, angesichts der Tatsache, dass für solche „Luxus-Gehöfte“ weiterhin vielfach der Hebesatz von 0,2 Prozent gilt, während sie selbst 0,65 Prozent berappen müssen. Etwa 5000 Euro GIS für eine kleine Pension gegenüber 300 bis 400 Euro für einen UaB-Betreiber, ist das vertretbar? Zwölf Ausnahmebestimmungen für die Landwirtschaft im gerade einmal 20 Artikel umfassenden neuen GIS-Gesetz und keine einzige für Arbeitnehmer. Wo bleibt da die Gerechtigkeit? Und: GIS-Befreiung für Urlaub-auf-dem-Bauernhof-Betreiber ab einer bestimmten Höhe, während der Privatzimmer-Vermieter daneben brav zahlt – ist das in den Augen Schulers Gleichbehandlung?

Kraut und Rüben

So sehr sich der Landwirtschaftslandesrat auch abmühte, dem „guten Andreas“ zu belegen, dass es bei der GIS "im Großen und Ganzen eine Gleichstellung gibt und jeder, der etwas anderes behauptet, nicht die Wahrheit sagt“: Mit Argumenten wie Erschwernispunkten, Steuerberechnungsgrundlagen oder gesetzlichen Regelungen für Saisonarbeiter kam Schuler seinem Kontrahenten nicht bei. Als wirkungsvoller erwiesen sich da schon zahlreiche Zwischenrufe à la „Das stimmt so einfach nicht“ oder "Du widersprichst dir ständig". Diese gipfelten mit nahendem Ende der Sendezeit übrigens im kraftvollen Crescendo: „Mein guter Pöder, du redest Kraut und Rüben und lässt andere nicht zu Wort kommen.“

Sind Südtirols Bauern privilegiert? Nein, sagt Arnold Schuler. Zumindest die Eliteschicht, die in der Ära Durnwalder die Villen in die Wiesen bauen durfte, sehr wohl, meint Andreas Pöder. Für ein Pro & Contra mag das ausreichen – zur objektiven Meinungsbildung keineswegs. Doch wenigstens Landesrat Schuler wird in der Sache wohl weiter argumentieren wollen. Denn, wie er am Ende der Sendung resigniert einräumte: „Die heimische Landwirtschaft hat ein Imageproblem – und daran müssen wir arbeiten.“

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△rtim post Wed, 04/23/2014 - 10:03

Was dieser Auftritt mit einer (sachbezogenen) Diskussionsrunde zu tun?

ein Moderator, der scheinbar sein Handwerk nicht beherrscht.

Jedenfalls war er nicht imstande, die zwei sich nur (mehr) verbissen-rechthaberisch gebenden Mannsbilder anzuhalten, eine Diskussion auf der Sachebene zu führen, damit der Gebührenzahlende nicht nur als leidende(r) Zuseher(in) oder ein(e) Hörer-in am Ende betroffen zurückbleibt.

Wed, 04/23/2014 - 10:03 Permalink
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gorgias Wed, 04/23/2014 - 10:10

nachdem man das Pro- und Kontra selbst gesehen hat. Und da fällt mir leider nichts ein. Mir kommt vor das Hauptziel dieses Artikels von Seiten von salto ist zu sagen:"Schau wie toll wir sind, wir werden sogar in anderen Medien genannt" und gleichzeitig macht man es sich bequem und anstatt hier dem Leser dabei zu Helfen das Thema sachlich zu entflechten wird vor dem Komplexität des Themas ( und wahrscheinlich auch der eigenen Faulheit) kapituliert.
Ziel von einem guten Journalismus ist, dass man sich in Themen - weil man das ja als Beruf und nicht als Hobby macht - vertieft und für den Bürger entwirrt und erklärt.
Das hier ist wiederum ein gutes Beispiel dass Salto.bz eher mehr ein Nachrichten-Recyclinghof - oder vieleicht besser - ein Nachrichten-Second-Hand-Shop ist.
Ich würde es wirklich Schade finden, wenn salto.bz nachdem es in der Südtiroler Medienlandschaft eine Nische gefunden hat, sich jetzt bequem einrichtet und qualitativ vor sich hindümpelt, wie es die Tageszeitung auch getan hat.
Warscheinlich habe ich mir vor einem Jahr zuviel erwartet.

Wed, 04/23/2014 - 10:10 Permalink
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Mensch Ärgerdi… Wed, 04/23/2014 - 10:21

Pro und Contra wäre ja an sich nicht schlecht als Idee nur ist das Programm viel zu kurz gehalten. Eine richtige Debatte ist für das große Publikum auch uninteressant und wahrscheinlich langweilig, schade eigentlich...

Wed, 04/23/2014 - 10:21 Permalink
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Sebastian Felderer Wed, 04/23/2014 - 10:57

Ich habe es schon einmal vorgebracht: In Italien wurden die Bauern immer in zwei Kategorien eingeteilt, in coltivatori diretti und in agricoltori. In Südtirol gibt's nur eine Kategorie und einen Bauernbund. Somit fällt das Luxushotel als "Urlaub auf dem Bauernhof" getarnt und der zufriedene Bergbauer mit dem Lebensminium in denselben Topf. Und in den Karrnerlieder von L.Stefan Stecher heißt es: Und oa Toal Lait hott an Haufn und oa Toal Lait hot an Dreck ..... " Aber der Arnold wird das schon machen..... hoffe ich.

Wed, 04/23/2014 - 10:57 Permalink
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Oskar Egger Wed, 04/23/2014 - 16:45

Vielleicht erledigt sich das Problem Urlaub auf dem Luxushof in Tallage eh von selbst: ich höre immer lautere Stimmen, die nicht mehr gewillt sind, tonnenweise Chemikalien versprüht zu sehen und einzuatmen. In Österreich gibt's inzwischen auch besseres Wetter, freundliche Menschen und mehr Luftkultur. Die Spaziergänge durch die blühenden Betonwiesen mit Unkrautvernichtungsstreifen sind nicht mehr romantisch. Die Gier hat dem Bauern hier den Blick für etwas genommen, was er jahrtausendelang getan hat: die Landschaftsgärtnerei. Und ich spreche hier sicher nicht vom geschlossenen Hefele in den ultner oder sarner Bergebieten. Die Menschen stellen aus, haben ein verfassungsrechtlich garantiertes Recht auf Gesundheit zu verteidigen, so schwer es dem Landesrat auch fallen mag. Ein Umdenken ist nicht nur gefragt sondern notwendig, wenn der computergesteuerte Karren nicht gegen die Wand gefahren werden soll!

Wed, 04/23/2014 - 16:45 Permalink