Economy | Handelskammer

Walter will's wissen

Spannende Richtungswahl bei der Südtiroler Handelskammer: Wie viele Stimmen kann Walter Amort Goliath Michl Ebner abspenstig machen?
walter_amort.jpg
Foto: hds

Der Herausforderer bleibt tapfer „Ich trete mit der Absicht  an, zu gewinnen“, sagt Walter Amort am Mittwoch Morgen. 18 Jahre lang war der Brixner das Gesicht des Südtiroler Handels. Nach seinem Abgang als hds-Präsident will er es nun wissen – und stellt sich am Mittwoch ab 17 Uhr der Wahl gegen den amtierenden Handelskammer-Präsidenten Michl Ebner. Ein Rennen von David gegen Goliath – wobei die Steinschleuder von Amort das Unbehagen vieler Verbandsvertreter über die zunehmende Konkurrenz der Handelskammer sein könnte. Denn der mächtige Athesia-Chef hat auch der Handelskammer in seiner zehnjährigen Amtszeit seinen Stempel aufgedrückt.

„Der Ebner arbeitet den Verbänden einfach zu gut und gräbt ihnen zunehmend das Wasser ab“, meint ein Beobachter. Schuster bleib’ bei deinen Leisten, ist die Ansage, mit der Walter Amort seine Kandidatur begründete. Sprich: Die Wirtschaftspolitik soll von den Verbänden gemacht werden, die Handelskammer soll sich dagegen auf ihre Rolle als Dienstleister beschränken. „Die Handelskammer übt Machtpolitik aus“, kritisiert Amort. „Und es gibt einige Überschneidungen mit den Verbänden, die man durch eine Neudefinition der Rollen vermeiden könnte.“ Ausführlicher will er seine diesbezüglichen Ideen im Vorfeld der heutigen Wahl präsentieren, sagt der langjährige hds-Präsident. 

 

Seine Chancen, zumindest 25 der insgesamt 48 KammerrätInnen - zwei davon sind Ebner und Amort selbst - in der geheimen Wahl damit zu überzeugen, werden jedoch als minimal eingeschätzt. Vor allem, nachdem nun auch LVH-Präsident Gert Lanz eine Empfehlung für Ebner abgegeben hat. „Unsere Kammerräte sind frei, aber vom Vorstand gibt es die Empfehlung, in Richtung der Entwicklung der letzten Jahre weiterzugehen“, wird Lanz am Mittwoch von der Südtiroler Tageszeitung zitiert.

Mit je sieben Stimmen haben die Handwerker und die Hoteliers- und Gastwirte mit Vertretern der deutschen und italienischen Verbände das stärkste Gewicht innerhalb des entscheidenden Kammergremiums. Je sechs Sitze haben Bauernvertreter, Kaufleute und Dienstleister sowie die unternehmensbezogenen Dienstleister, von denen der hds weitere drei Sitze hält. Nachdem die Führungsspitze von Bauern und Gastgewerbe ebenfalls auf der Seite Ebners steht, bleibt Amort nur die Hoffnung, dass sich neben den Vertretern von kleinen Verbänden, der Gewerkschaft oder der Verbraucherzentrale gar einige Kammermitglieder den Empfehlungen ihres Verbandes widersetzen. „Ich gehe davon aus, dass dies in einer persönlichen Wahl absolut möglich ist“, sagt Herausforderer Amort. „Denn die Leute wissen, wie ich gearbeitet habe, und ich habe viele Rückmeldungen bekommen, dass es innerhalb der Verbände durchaus unterschiedliche Ausrichtungen gibt.“

Ob sich dies auch beim Abstimmungsverhalten zeigt, wird sich heute Abend erweisen. Michl Ebner jedenfalls gab sich bereits in den vergangenen Tagen siegessicher, seine dritte Amtsperiode als Handelskammerpräsident beginnen zu können. Während seiner Präsidentschaft seien fast 98 Prozent der Beschlüsse einstimmig gefasst worden und bei den Zufriedenheitsraten unter den Mitgliedern liege Südtirols Handelskammer weit über ihren italienischen Pendants, unterstrich er in Interviews. „Demnach kann die Ausrichtung nicht so falsch gewesen sein.“