Economy | Ausblick

Die Stimmung klart auf

Das Stimmungstief in der Südtiroler Arbeitnehmerschaft ist überwunden. Doch beim AFI warnt man: “Corona könnte die soziale Spaltung der Gesellschaft vorantreiben.”
Sonnenaufgang über Rosengarten
Foto: Othmar Seehauser

Beim AFI hatte man es sich erwartet – und der Himmel hat tatsächlich aufgeklart. Südtirols Arbeitnehmer blicken wieder zuversichtlicher in die Zukunft als noch vor drei Monaten. Im April hatte die Stimmung mit Blick auf die wirtschaftliche Entwicklung des Landes aufgrund der laufenden Krise einen historischen Tiefpunkt erreicht. Nun erholt sich das Bild. “Zugleich wird für die nahe Zukunft eine deutliche Verschlechterung der allgemeinen Arbeitsmarktsituation erwartet”, erklärt AFI-Direktor Stefan Perini. Das gelte sowohl für die Arbeitslosenzahlen als auch für die Perspektive, einen gleichwertigen Arbeitsplatz zu finden.

 

Diese Rückschlüsse zieht Perini aus der Umfrage unter Arbeitnehmern für die Sommer-Ausgabe des AFI-Barometers. Diese hält auch eine Überraschung bereit: “Die Interviewten bewerten die Fähigkeit der Familie, mit dem Lohn über die Runden zu kommen, mitten in der Corona-Zeit besser als vor Corona”, berichtet Perini. “Das kann nur mit dem veränderten Ausgabenverhalten zusammenhängen – an höheren Löhnen oder Einkünften kann es schwer liegen. Vielleicht ist es ein Hinweis auf eine ‘neue Bescheidenheit’”, so die Interpretation des AFI-Direktors.

Obwohl die für Südtirol verfügbaren statistischen Daten noch sehr unvollständig seien, zeichne sich bereits ab, wer zu den Leidtragenden der Krise zählen wird, heißt es aus dem AFI: prekär Beschäftigte – Saisonsarbeiter und befristet Beschäftigte –, Leih- und Heimarbeiter, Geringverdiener, unfreiwillige Teilzeitkräfte, Frauen. “Das konkrete Risiko ist, dass Corona die soziale Spaltung der Gesellschaft vorantreibt”, warnt Perini.

Ähnlich wie ASTAT und Forum Prävention wollte das AFI zudem ermitteln, wie sich der Lockdown auf den (beruflichen) Alltag der Südtiroler Arbeitnehmer ausgewirkt hat. 96% der Befragten geben an, dass Covid-19 ihren beruflichen Alltag in irgendeiner Form verändert hat. 43% haben Resturlaub aufgebraucht oder neuen Urlaub nehmen müssen, 25% Überstunden abgebaut, 29% wurden in den Lohnausgleich überstellt (mit Spitzen im Handel und im Verarbeitenden Gewerbe). Für 39% stand der Lockdown in Zusammenhang mit einer Änderung der Arbeitsweise: 4 von 10 Arbeitnehmern konnten in Homeoffice weiterarbeiten – mit Spitzen im Öffentlichen Sektor, im Verarbeitenden Gewerbe und in den Privaten Dienstleistungen.

 

“Weil sich die Covid-19-Krise in den Sektoren unterschiedlich manifestiert ist eine differenzierte Betrachtung notwendig. Das bedeutet auch, besser zugeschnittene Hilfsmaßnahmen als die heutigen”, resümiert Perini.

Mit Blick in die Zukunft ergänzt AFI-Präsident Dieter Mayr: “Nun ist es wichtig sicherzustellen, dass konjunkturstützende Maßnahmen nicht missbraucht werden, beispielsweise, dass Unternehmen öffentliche Gelder abholen und gleichzeitig Leute entlassen. So etwas wäre nicht akzeptabel!”