Politics | Jugend

Jugend macht Politik

Lukas Mair und Anna Künig, heute an der Spitze der Jungen Generation in der SVP haben jung den Schritt in die Politik gewagt. Im Gespräch erzählen sie von Herausforderungen und Erfahrungen, die sie als Jungpolitiker bereits gesammelt haben.
Lukas Mair
Foto: Privat
  • Lukas Mair: „Es sollte nie eine bewusste Entscheidung sein, in die Politik zu gehen.“ Foto: Privat

    „Politik hat mich immer schon interessiert. Lokale Politik, aber auch die internationale. Schon als kleiner Junge habe ich auf den Politikseiten der Zeitungen geblättert“, erzählt Lukas Mair. Seit vier Jahren ist er als Gemeindereferent am Ritten tätig. Der Jura-Student sitzt im Gemeinderat und -ausschuss und ist dabei für verschiedene Bereiche zuständig, darunter Jugend, Soziales, Senioren, Familie, Integration und Internet. Die Entscheidung, politisch aktiv zu werden, sei aber keine bewusste gewesen. „Der Ausdruck ‚in die Politik gehen‘ gefällt mir nicht besonders. Es sollte nie eine bewusste Entscheidung sein, den Berufswunsch Politiker zu haben. Der Antrieb sollte jener sein, etwas zu verändern, zu begeistern und aufbauen zu wollen.“ 

     

    „Etwas zu verändern, zu begeistern und aufbauen zu wollen.“

     

    Für ihn sei der Schritt in die Gemeindepolitik dennoch ein Sprung ins kalte Wasser gewesen. „Ich habe gemerkt, dass das Interesse für die Gemeindepolitik nicht mehr da ist. Als einige auf mich zu kamen und mich ermutigten, es zu versuchen, dachte ich mir, ich habe nichts zu verlieren.“ Am Anfang sei es nicht leicht gewesen. Aber mit viel Einsatzbereitschaft und Freude, so erklärt er, habe er es trotzdem geschafft, sich in die Themen einzuarbeiten und sich durchzusetzen. „Wenn man bei Sitzungen zum größten Teil neben Männern über 40 sitzt, fühlt man sich anfangs ein bisschen klein“, so Mair. Geholfen habe ihm dann vor allem die Errichtung eines Jugendbeirates in seiner Gemeinde. „Das war ein Erfolgsmodell. Wir waren mittlerweile auch in anderen Gemeinden und haben den Jugendbeirat dort vorgestellt. Über das ganze Jahr verteilt haben wir Projekte, die wir umsetzen. Auch der Ausschuss und die Generalsekretärin waren mir eine große Stütze. Ich musste anfangs zehnmal fragen, wie der geförderte Wohnbau funktioniert, und sie konnte es mir immer mit größter Ruhe erklären. Irgendwann hat man dann mehr Selbstvertrauen und schafft es, eigene Projekte und Ziele zu realisieren“, erklärt Mair.

     

    „Man hat das Gefühl, dass die Menschen Angst haben, sich der Gesellschaft auszusetzen.“ 

     

    Für den damals 22-Jährigen sei die Arbeit in der Gemeinde, bevor er selbst aktiv wurde, etwas Abstraktes und Fernes gewesen. Hier fehle es vor allem an der Kommunikation zwischen Bürgern und Politik: „Gemeinden und Referenten müssen die Botschaft der Gemeindepolitik stärker und besser kommunizieren. Es ist wichtig, dass die Gemeinden ihre Tätigkeiten zeigen. Ein Dorfblatt gibt es in den meisten Dörfern, aber auch eine gewisse Onlinepräsenz sollte da sein. Die Kommunikation dem Bürger gegenüber muss verbessert werden, es muss mehr erklärt werden, warum gewisse Schritte unternommen werden.“ So werde es möglich, der Gesellschaft, darunter vor allem den Jugendlichen, ein weitaus realistischeres Bild der Politik zu liefern, betont er. „Ich höre oft von Menschen aus verschiedenen Generationen, dass sie froh sind, dass ich diese Arbeit mache, weil sie es sicher nicht tun würden. Man hat das Gefühl, dass die Menschen Angst haben, sich der Gesellschaft auszusetzen.“ Als Amtsträger, etwa als Bürgermeister, sei man ständiger Kritik ausgesetzt und auch der gesellschaftliche Druck sei in den letzten Jahren gestiegen. „Daraus resultiert Politikverdrossenheit“, erklärt Mair. 

  • Anna Künig: „Wir beziehen uns vor allem auf die Autonomieverhandlungen, die von der SVP geführt werden.“ Foto: Privat

    Auch Anna Künig, Vorsitzende der Jungen Generation der SVP, weiß von der Wichtigkeit der Information. „Es ist wichtig, dass man sich informiert. Die politische Bildung an Schulen ist zentral. Man erfährt dabei viel darüber, wie Südtirol aufgebaut ist, Europa, Italien, wie die Politik läuft.“ Sie sieht die Schwierigkeiten, mit denen man als junger Mensch in der Politik konfrontiert wird. Aber auch die Chancen: „Als Junge Generation haben wir den Vorteil, dass wir in der Parteileitung vertreten sind. Wir besitzen, gleich wie alle anderen Organisationen, ein gleichwertiges Stimmrecht und können unsere Meinung anbringen.“ Der ständige Kontakt mit den Politkern ermögliche es ihnen, ihre Argumente vorzubringen. „Wir haben verschiedene Treffen, wo alle, die Lust haben, herzlich willkommen sind. Man erhält dabei viel Insiderwissen von der Partei und vom Landtag“, erklärt Künig. Ein guter Startpunkt für politikinteressierte, junge Menschen, sei es, für den Gemeinderat zu kandidieren. 

     

    „Es sind andere Themen, die junge Menschen interessieren.“ 

     

    Junge Menschen seien durchaus an Politik interessiert, aber auf eine andere Art und Weise als ältere Generationen, betont Künig. „Es ist vielleicht nicht mehr, wie es früher war, dass man jeden Tag Zeitung liest. Aber ich schaue auf Social Media und auf Online-Portalen nach. Es sind andere Themen, die junge Menschen interessieren.“ Zudem gebe es viele Wege, sich als Jugendlicher zu engagieren, die auch nicht zwangsläufig in die Politik führen. „Es gibt einige Möglichkeiten, wo man sich lokal engagieren kann. Man kann sich zum Beispiel vor Ort einsetzen, dass ein Jugendbeirat gegründet wird oder Nightliner-Verbindungen ausgebaut werden. Es gibt viele themenspezifische Inhalte, wo man sich auch als Privatperson einsetzen kann, beispielsweise in Vereinen“, so Mair.

    Um Jugendlichen den Einstieg in die Politik zu erleichtern, sei eine Jugendquote nicht die richtige Lösung für das Problem, ist Mair überzeugt. „Ich denke eher, dass es Anreize braucht. Ein öffentliches Bild der Politik muss geschaffen werden, das zeigt, ich bringe etwas weiter, Vorbilder, die zeigen, was man machen kann. Man muss keine Angst davor haben.“ Wichtig seien auch Maßnahmen, die die bessere Vereinbarkeit von Beruf und politischen Engagement erleichtern, oder auch familienfreundliche Maßnahmen

     

    „Es braucht neue, junge Menschen, die innovative Ideen und andere Perspektiven einbringen.“ 

     

    Die Junge Generation setzte sich zudem jüngst in einer Presseaussendung für die Mandatsbeschränkung für Bürgermeister ein. „Durch die Beschränkung wird jungen, unerfahrenen Leuten wie mir die Möglichkeit geschaffen, bestimmte Ämter und Positionen in der Gemeindepolitik zu übernehmen“, so Mair. Wichtig ist ihm dabei zu betonen, dass jene, die schon seit Jahren im Amt seien, keineswegs eine schlechte Arbeit leisten würden. Viele Referenten seien mit viel Erfahrung ausgestattet und haben in der Vergangenheit gute Entscheidungen getroffen. „Aber der Wechsel in der Gemeindepolitik ist wichtig. Es braucht neue, junge Menschen, die innovative Ideen und andere Perspektiven einbringen.“ Künig ergänzt, dass es jungen Menschen eine Hilfe sein könne. Die Mandatsbeschränkung sei ein wirksames Mittel, um die politische Teilhabe zu fördern und für eine moderne und zukunftsfähige Demokratie zu sorgen.

  • Mandatsbeschränkung: Die Regelung solle laut JG auch für Gemeindereferenten gelten. Foto: SALTO/Alin Sellemond

    Der Vorschlag der Jungen Generation sieht vor, dass in Gemeinden unter 5.000 Einwohnern keine Beschränkung gilt. In Gemeinden zwischen 5.000 und 15.000 Einwohnern hingegen dürfe die Amtszeit drei Perioden nicht überschreiten. In noch größeren Gemeinden ist ein Wechsel nach zwei Amtszeiten vorgesehen. Dies solle zudem nicht nur für Bürgermeister, sondern auch für Gemeindereferenten gelten. „Wir beziehen uns vor allem auf die Autonomieverhandlungen, die von der SVP geführt werden, dass Südtirol wieder mehr Autonomie zurückbekommt und es dadurch möglich ist, an dem Gesetz zu schrauben“, erklärt Künig.

    Lukas Mair bereut seine Entscheidung, sich vor vier Jahren für den Gemeinderat kandidiert zu haben, nicht. Im Gegenteil: „Es ist eine wunderschöne Erfahrung, die man macht. Am Ende der Amtsperiode kann man auf das zurückschauen, was man geschafft hat. Es ist schön zu sehen, dass man auch die politische Begeisterung der Jugendlichen weckt.“ Mit Aussicht auf die Gemeinderatswahlen im Mai 2025 schließe er eine erneute Kandidatur nicht aus. „Ich habe keine großen Ambitionen in der Politik und will nicht in die Landespolitik einsteigen. Ich helfe gern, wo ich gebraucht werde, und mir macht es großen Spaß, mich in meiner Heimatgemeinde zu engagieren. Wenn es gewünscht ist, werde ich mich weiterhin in der Gemeindepolitik einsetzen, und versuchen, den begonnen Weg fortzuführen.“

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Oliver Hopfgartner Sun, 08/25/2024 - 14:18

Mir sind junge Leute suspekt, die direkt nach der Schule oder nach einem abgebrochenen/abgeschlossenen Studium der PoWi oder Jus in die Politik gehen.

Es ist zwar wichtig, auch die Sichtweise der jungen Generation in der Politik zu berücksichtigen, allerdings bezweifle ich stark, dass junge Leute die Kompetenz haben, ausgewogene Politik mit Weitsicht zu machen, da ihnen selbst der Erfahrungshorizont fehlt.

Es ist natürlich ein Unterschied, ob es um ein Gemeindereferat oder um einen Posten als Landesrat geht - jeder muss mal klein anfangen. Allerdings halte ich insgesamt ältere Bürger für geeigneter, politische Ämter zu bekleiden.

Sun, 08/25/2024 - 14:18 Permalink
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Herta Abram Sun, 08/25/2024 - 16:56

Ich freu mich immer sehr, wenn sich junge Menschen für Politik interessieren und engagieren!!

Schade ist, wenn auch von jungen Leuten, nur in den Grenzen des aktuellen Systems gedacht wird, - da können sich keine Visionen entwickeln. Dabei sind mutige und progressive Ideen gerade in diesen Zeiten nötig.
- Zum Beispiel weiterentwickelte Demokratie anstreben.
- Z.B.: Das große überparteiliche, gemeinsame Ziel einer öko-sozial-gerechten Gesellschaft, in der auch der Begriff "Umweltschutz", neu erkannt und definiert wird:
Im Grunde - als unsere Lebensgrundlage - brauchen wir die Umwelt und die Natur und wir gehören auch voll und ganz dazu.

Gleichwertig, nicht darüber stehend.

Diese Einsicht, würde enorm in der Beurteilung helfen, um zu wissen, was jetzt zu tun ist, um unsere Existenzgrundlage nicht weiter zu vernichten.
- Im Kleinen wie im Großen

Sun, 08/25/2024 - 16:56 Permalink
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K V Sun, 08/25/2024 - 20:38

In reply to by Herta Abram

"Schade ist, wenn auch von jungen Leuten, nur in den Grenzen des aktuellen Systems gedacht wird, - da können sich keine Visionen entwickeln."

Dem ist so, allerdings können da die Jungen nichts dafür. Wer es wagt, außerhalb des etablierten Rahmens zu denken, wird in der Politik schnell abgesägt.
Auch ich begrüße jedes Engagement in der Politik unabhängig vom Alter. Die weitsichtigen älteren Politiker sind doch kaum vorhanden, da kann man gleich ein Greenhorn ans Ruder lassen.

Sun, 08/25/2024 - 20:38 Permalink
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nobody Sun, 08/25/2024 - 20:57

Die Jugend muss sich politisch engagieren, schließlich gehört ihr die Zukunft. Wer sich allerdings gleich in den Filz setzt, der ist für mich nicht glaubwürdig.

Sun, 08/25/2024 - 20:57 Permalink