Chinesische Kastanien
Das schlechte Wetter den ganzen Sommer über, die Schädlinge und der Rindenkrebs machen den 600 Kastanienbauern in Südtirol zu schaffen. Die 50 Kilogramm Kastanien pro Baum, die in einem guten Jahr anfallen, wird es heuer nicht geben, prophezeit der Obmann Hanspeter Reiterer. Mit einer halbierten Ernte rechnen die Bauern von Tisens bis Feldthurns, die "Keschtn" werden beim heurigen Törggelen also etwas mehr kosten.
Auch den Weinbauern, die bereits Anfang September mit der Lese begonnen haben, fehlten die sommerlichen Sonnenstunden. Es gab kaum eine längere Trockenperiode im heurigen Frühjahr und Sommer. „Viel Wasser und in der Folge aufgeplatzte Trauben, das Risiko von Pilzkrankheiten und die Bedrohung durch die Kirschessigfliege verlangten von den Bauern gar einiges an Einsatz und Mehrarbeit ab“, sagt Max Niedermayr, Präsident des Konsortiums Südtirol Wein. Mengenmäßig wird die Traubenernte 2014 fünf bis zehn Prozent unter jener des Vorjahres liegen, schätzt Niedermayr. 2013 wurden in Südtirol 345.790 Hektoliter DOC-Wein produziert, 2012 waren es 329.570 Hektoliter.
Schmalere Ernte für Berg,- Wein- und Kastanienbauer
Unzufrieden mit der dürftigen Ernte sind auch die Bergbauern: Auf ihren Wiesen konnte teilweise nicht einmal der zweite Schnitt geerntet werden, je höher und steiler die Lagen, desto dürftiger der Ertrag. Der trübe und regenreiche Sommer hat auch hier aufgeweichte Böden und schlechte Qualität beim Futter zur Folge. 50-prozentig seien die Einbußen, die Entschädigung für die Futterausfälle sollte jedoch nicht nur aus dem Landwirtschaftsressort kommen, fordert Bauernbund-Obmann Leo Tiefenthaler, sondern auch aus dem Katastrophenfonds.
Und die Kastanienbauern? Die fürchten die Konkurrenz aus China und der Türkei, sagt Obmann Hans-Peter Reiterer in der Tageszeitung Dolomiten. Denn dadurch, dass auch die italienische Ernte in diesem Jahr schlecht ausfalle, hätten Kastanien aus dem Osten Konjunktur, und würden sicherlich hinzugekauft. Die schlechte Ernte bei einigen Sorten einerseits, eine Rekordapfelernte andererseit. Die wird in diesem Jahr europaweit, besonders aber in Südtirol erwartet. Konkret erwarten die Experten der EU-Mitgliedsländer bei Tafeläpfeln eine Gesamtmenge von 11,89 Mio. Tonnen, die Qualität der Früchte wird als "sehr gut" eingestuft.
Der globale Apfelmarkt
Mit überdurchschnittlichen Erntemengen rechnen auch die Vermarktungsorganisationen Südtirols: Gerhard Dichgans, Direktor des Verbandes der Obstgenossenschaften (VOG), erklärt: „Die Ernte in Südtirol wird auf knapp 1,2 Mio. Tonnen geschätzt und liegt damit an die neun Prozent über dem Vorjahr. Dies wäre für unser Land ein Spitzenergebnis.“ Die Vermarktung angesichts der Menge bereite den Experten noch kein Kopfzerbrechen, denn die Nachfrage nach Äpfeln sei aufgrund der niederen Preise vom vorigen Jahr relativ gut, so Dichgans.
Und das russische Embargo? Dieser Markt sei ein für Südtirol hoffnungsvoller gewesen und da auch alle anderen EU-Staaten vom Embargo betroffen sind, könnten etwa die polnischen Äpfel in Konkurrenz mit dem Südtiroler Apfel treten. Für Russland kämen wiederum Lieferungen aus China in Frage, das bedeutet laut Dichgans, dass diese Mengen von anderen Märkten abgezogen und so Lieferkapazitäten für uns frei würden.
„In der Summe handelt es sich um eine globale Verschiebung der Warenströme, bei der noch nicht klar ist, wer Verlierer und wer Gewinner sein wird. Eine Schlussfolgerung kann aber schon heute gezogen werden: nämlich dass Überseeäpfel in Zukunft immer weniger Platz auf dem europäischen Markt finden werden, und sich Europa mehr und mehr selbst versorgen wird“, so Dichgans.